Neuer Serienstart

4 Blocks bringt dich tief in das Gangster-Milieu von Neukölln

Vince (Frederick Lau, r. sitzend) trifft nach 15 Jahren wieder auf den arabischen Clan der Hamadys. Er will auch in deren Business aus Schutzgeld, Drogen, Prostitution und Glücksspiel einbezogen werden.
Vince (Frederick Lau, r. sitzend) trifft nach 15 Jahren wieder auf den arabischen Clan der Hamadys. Er will auch in deren Business aus Schutzgeld, Drogen, Prostitution und Glücksspiel einbezogen werden. Zur Foto-Galerie
Ab heute zeigt dir die neue Mafia-Serie 4 Blocks, dass Neukölln mit der Bronx oder Brooklyn mithalten kann, was Verbrecher-Storys angeht. Wir haben bereits auf der Berlinale die ersten beiden Folgen gesehen und geben dir einen ersten Einblick.

Basslastige Hip Hop-Beats, zwei jugendliche Drogendealer, die mit ihrem Roller über die Sonnenallee heizen und eine Wohnblocksiedung, in der gerade eine Polizeirazzia stattfindet. So beginnt die erste Episode Brüder der neuen Neukölln-Mafia-Serie 4 Blocks. Während der Berlinale hatte die schon heiß erwartete Serie Weltpremiere und es wurden die ersten beiden Folgen gezeigt. Auch die Macher und Schauspieler, darunter Frederick Lau und Kida Khodr Ramadan, waren vor Ort.

Letzterer ist als Toni Hamady der Kopf eines kurdisch-libanesischen Clans, der sich gemeinsam mit seinem Schwager Latif (gespielt von Rapper Massiv) und seinem Bruder Abbas (gespielt von Rapper Veysel Gelin) durch Schutzgelderpressung, Koks, Glücksspiel und Prostitution – das sind die 4 Blocks – dicke Autos, riesige Flatscreen-Fernseher und schicke Anziehsachen leisten kann. Abbas zum Beispiel schwört auf Unterwäsche von Versace.

Nach der Razzia beschlagnahmt die Polizei die Monatsdrogenbestände der Großfamilie und Latif landet hinter Gittern. Das zwingt Toni die kriminellen Geschäfte wieder zu übernehmen. Schließlich ist sein Bruder Abbas ein Hitzkopf und kurz davor sowohl mit der konkurrierenden Rocker-Bande Cthulhus, sämtlichen Drogenlieferanten und auch der Polizei Krieg anzufangen.

Parallele zu Scarface und The Sopranos

Es ist kein Zufall, dass der Chef des Clans Toni heißt, denn damit kann die Serie ihre Figur in eine Riege mit den bekannten fiktiven Gangstern Tony Montana oder Tony Soprano stellen, die ebenfalls ein Verbrecher-Imperium leiten. Zwar ist Toni Hamady kein Heißsporn so wie Montana, aber der über alles wachende Pate, der alles regelt. Das inszeniert die Serie nicht nur über Charakterzüge, sondern durch Zeitraffer und den Einsatz von klassischer Musik. Sehr untypisch als Mafiaboss ist allerdings, dass er seinem früheren Kumpel Vince (Frederick Lau) schnell wieder vertraut.

Außerdem will Toni „der deutscheste Deutsche“ werden und mit seiner Frau bei der Ausländerbehörde die unbefristete Aufenthaltsgenehmigung nach mehr als 20 Jahren in Berlin erhalten. Dieser Zwiespalt zwischen seinen ehrbaren Ambitionen und seiner kriminellen Realität ist das Spannungsfeld, auf dem die Story baut.

Cast und Crew feierten noch im Prince Charles. ©Brian Dowling / Getty Images for Turner Deutschland

Die Serie will keine akkurate Sozialstudie über Neukölln zeichnen, sondern es geht um Action. Trotzdem bemüht sich die Story um Authentizität. Dafür hat Regisseur Marvin Kren, der aus Österreich kommt, beim Cast kluge Entscheidungen getroffen. Wie er beim Berlinale-Screening erzählt, hat er auf das Insider-Wissen von Kida Khodir Ramadan sowie Veysel Gelin gesetzt, die in Neukölln bekannt und beliebt sind. Somit gab’s auch keine Probleme mit Anwohnern während des Drehs, sagte Kren. Dazu hat das Autoren-Trio für die Serie beim Schreiben Infos von Journalisten eingeholt, die Kontakt zu Clans haben.

Zwischen Teppich- und Baklava-Läden

Das Ergebnis kann sich definitiv sehen lassen. Toni macht dem Chef der Rocker-Bande klar, dass ihm die Hasenheide und der Görli gehört und er gefälligst im Wedding bleiben soll mit seinen Crystal Meth-Geschäften, über solche Revierkämpfe wurde ja schon öfter in Medien berichtet. Es gibt aber auch Rachefeldzüge zwischen Dealern und Schutzgelderpressung im Teppichladen. Dazu das Flair von Baklava-Läden, Casinos und Pornokinos.

Fazit: 4 Blocks ist Unterhaltung pur! Der Rapper Veysel spielt sehr überzeugend den harten Macker, vor dem alle Angst haben und der jederzeit bereit ist, seine Waffe nachzuladen. Dazu hat Neukölln noch nie so cool ausgesehen. In Vogelperspektive wacht das Rathaus Neukölln über die Hood. Die Experten für freshe Musikvideos Easy does it aus Kreuzberg waren übrigens mit an Bord bei der Serienproduktion. Ein Kritikpunkt ist das Telenovela-Feeling in der ersten Episode zwischen Toni und seiner Frau.

Die erste Folge einer Serie ist natürlich dafür da, gewisse Dinge dem Zuschauer bewusst zu machen, aber Toni übernimmt viel zu oft die Rolle des Erklärbärs, das ist unnötig. 4 Blocks kommt nicht an US-amerikanische Drogen-Gangster-Serien wie The Wire ran, aber das muss sie auch nicht. Es ist für deutsche Verhältnisse eine Top-Serie, die es in dieser Qualität selten gibt.

Die Serie wird auf dem Bezahlsender TNT ab dem 8. Mai immer montags um 21 Uhr ausgestrahlt. Es gibt insgesamt sechs Folgen. Eine zweite Staffel wurde auch schon bestätigt. So sollen Ende 2017 die Dreharbeiten beginnen und 2018 ist die Ausstrahlung geplant.

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4 Blocks bringt dich tief in das Gangster-Milieu von Neukölln, Hermannplatz, Berlin

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