Es regieren immer noch die 4 Blocks – Prostitution, Koks, Schutzgeld und Gewinnspiel – in Neukölln und das, obwohl Ali „Toni“ Hamady (Kida Khodr Ramadan) doch mit Immobilien ins bürgerliche Leben einsteigen wollte. Das ist zwar schon noch Thema in der zweiten Staffel, wirkt aber weniger wie ein Ausweg aus dem kriminellen Alltag, sondern wie ein verlorener Traum. Die Handlung der Serie steigt ein Jahr nach den Geschehnissen der ersten Staffel und Vince (Frederick Lau) Tod ein. Toni hat sich nach Beirut aufgemacht und hat dort eine Art Audienz beim Oberboss. Bei Tee und Baklava wird Toni Zeuge, wie ein Mitglied seiner Berliner Konkurrenz – der Clan um Mohammed al-Saafi – brutal erdrosselt wird. Diese Bluttat ist der Beginn für die alleinige Herrschaft der Hamadys in der Hauptstadt, schließlich bekommen sie nun exklusiven Zugang zu den Drogen und damit auch zum Geld.
In der Unterwelt hält kein Erfolg ewig
Der libanesische Clanchef Toni ist also international vernetzt und das Geld fließt nur so in seine Hände, doch in der Unterwelt halten solche Triumphe bekanntermaßen nicht lange an. Schließlich ist mit einem Racheakt der al-Saafis zu rechnen und die sind auch noch mit den Tschetschenen verbandelt. Zu all dem liegt die Entscheidungslast komplett auf Tonis Schultern, schließlich ist sein angriffslustiger Bruder Abbas (Veysel Gelin) im Knast wegen Mordes an einem Polizisten. Das zährt an Toni, genauso wie seine angeschlagene Beziehung zu seiner Frau Kalila. So durchläuft die Figur eine spürbare Entwicklung, viel mehr kommt der Wahnsinn und die Aggression hervor als die frühere Besonnenheit. Das heißt, Toni wird seinem filmischen Namensvetter Tony Montana (Scarface) immer ähnlicher.
Was auffällt: Die voller Alltags-Charme steckenden Szenen, wenn Touris oder Hipster vom Clan abgezogen werden, fehlen. Stattdessen wird der Fokus wieder auf Liebe zwischen zwei Menschen aus zwei verschiedenen Kulturkreisen gelegt und wie das auf Abwehr und zu Strafe führt. Für Spannung sorgt natürlich wieder Abbas, der sich am liebsten mit der ganzen JVA Tegel anlegen würde und schnell mit anderen Knast-Größen wie Frankie, der gespielt wird vom 187 Straßenbande-Mitglied Gzuz, aneinandergerät. Noch mehr Rap-Power kommt übrigens durch Eunique, die eine recht große Rolle in der Serie übernommen hat. Eine weitere Neuerung ist, dass Regisseur Michael Kren als Executive Producer fungiert, während Oliver Hirschbiegel (Der Untergang) und Özgür Yildrim (Nur Gott kann mich richten) Regie führen.
Dreh und Angelpunkt der zweiten Staffel ist der Konflikt zwischen den Hamadys und den al-Saafis. Dabei ist Mohammed al-Saafi ein ganz anderes Kaliber als die Motorradgang Cthulhu aus der ersten Staffel, denn er ist das überlegte Mastermind, der seine Emotionen völlig im Griff hat und damit Toni mehrmals vorführt.
Die Neuköllner Erfolgsserie macht wieder einiges richtig und Fans können sich auf die zähneknirschenden Cliffhanger am Ende der Folgen freuen, allerdings gibt es auch Punkte aus der ersten Staffel, die uns wirklich fehlen. Da wäre zum Beispiel die innere Zerissenheit von Toni oder Amara (Almila Bagriacik), was immer wieder die Schattenseiten des Clanlebens und das Aufbegehren nach Aussbruch thematisiert. Jetzt sind alle Figuren viel mehr damit beschäftigt, ihre Rollen auszuführen statt sie zu hinterfragen. Da wir aber die zweite Staffel noch nicht komplett gesehen haben, bleiben wir gespannt, welche Wendungen noch zu erwarten sind.
Die zweite Staffel von 4 Blocks beinhaltet sieben Folgen und wird auf dem Pay-TV-Sender TNT Serie ab dem 11. Oktober immer donnerstags um 21 Uhr ausgestrahlt. Empfangbar wird sie laut Informationen des Senders unter anderem auch auf Sky, Vodafone und Telekom sein.