In Berlin fing alles an
Eigentlich war Peter Lustig gar kein gelernter Moderator. Sondern Rundfunktechniker. Nach dem Studium der Elektrotechnik arbeitete er in Berlin als Toningenieur für den US-Militärrundfunk AFN. Für diesen zeichnete er 1963 die berühmte „Ich bin ein Berliner“-Rede von John F. Kennedy auf. Später ging es dann zum SFB (dem Vorläufer des rbb) und anschließend zum ZDF. Auf sich aufmerksam macht Peter Lustig bei einem Testdreh. Der Regisseur forderte ihn auf, etwas Komisches zu machen. Peter zerschlug sich ein Ei auf dem Kopf und rief „Fernsehen ist Scheiße!“. Es folgte 1979 der Auftrag zur Moderation des „Löwenzahn“-Vorläufers „Pusteblume“.
Zur Erinnerung an Peter Lustig senden wir Samstag auf Sonntag ab 00:50 Uhr zwölf Folgen #Löwenzahn am Stück. pic.twitter.com/c6kOWrkS6P
— ZDF (@ZDF) 24. Februar 2016
Ausflüge nach Ost-Berlin
Dieter Herrmann, ein Kommilitone Peter Lustigs, blieb nach dem Studium in Ost-Berlin. Und wurde dort zum Direktor der Archenhold-Sternwarte. Peter besuchte seinen Freund oft und hatte meistens etwas Nützliches dabei: „Ich habe ihm alles Mögliche gebracht, was gefehlt hat, Schrauben zum Beispiel. Ich kriege immer noch Angst, wenn ich an so eine Vopo-Uniform denke, da sträubt sich bei mir alles. Irgendetwas Verbotenes hatte ich eigentlich immer im Auto. Teilweise war ich jede Woche drüben – als Kleinkurier der Freiheit„, erzählte Peter Lustig in einem Inerview.
Berlin war Bärstadt
Bis Ende 2005 moderierte Peter Lustig sein „Löwenzahn“. Neben der blauen Latzhose und dem obligatorischen „Abschalten!“ am Ende, war auch Peters liebevoll ausgebauter Bauwagen fester Bestandteil jeder Folge. Heute steht das Original im Filmpark Babelsberg. Doch als das mobile Häuschen noch von Peter Lustig bewohnt wurde, ging es einmal quer durch die ganze Stadt. Was in der Sendung nämlich „Bärstadt“ hieß, war in Wirklichkeit Berlin. Und – typisch für die Hauptstadt – alle paar Jahre wurde ein Umzug notwendig. Von Lichterfelde ging es unter anderem nach Heiligensee, an den Wannsee oder nach Kleinmachnow. Die genauen Drehorte findest du beim Löwenzahn-Fanclub.
Ein Berliner ist Schuld an einem traurigen Gerücht
Peter Lustig mag keine Kinder. So oder so ähnlich titelten 2002 viele deutsche Zeitungen. Schuld war das Interview eines Zeit-Redakteurs. Der Berliner Kai Biermann war nach seinem Interview so begeistert von der Persönlichkeit Peter Lustigs, dass es sich entschloss, ihr gemeinsames Gespräch unkommentiert abzudrucken. Feine Ironie und viel Menschenkenntnis inklusive. Leider kamen einige Zitate völlig falsch bei den Lesern an. Und andere Blätter bastelten aus ihnen ein unzutreffendes Bild des „Löwenzahn“-Moderators. Die Entschuldigung seines Zeit-Interviewers liest du hier: zeit.de.
Peter Lustig fehlt. Eine tolle Karikatur von Heiko Sakurai. https://t.co/0JWyPoy137 pic.twitter.com/k1SpeP0i3U
— Jörgen Camrath (@uniwave) 25. Februar 2016
In Berlin endete alles
Nach einigen Jahren auf Mallorca zog Peter Lustig mit seiner Frau Astrid Berge auf den Fresenhof an der Nordseeküste. Dort lebten sie mehr als 10 Jahre, bevor es 2014 nach Berlin ging. Dort bezogen beide eine Wohnung am Kurfürstendamm. Wohl auch, um näher bei Peters vier Kindern und den vielen Enkeln zu sein. 30 Jahre kämpfte der „Löwenzahn“-Moderator damals schon gegen den Lungenkrebs. Am 23. Februar 2016 hat er den Kampf im Kreise seiner Familie verloren. Er wird fehlen.