QIEZ-Blogger: Weddingweiser

5 Stellen, wo der Wedding echt unterirdisch ist

Zwei U-Bahnlinien, die U6 und die U8, verlaufen durch den Wedding oder Gesundbrunnen. Hier der Bahnhof der U6-Haltestelle Rehberge.
Zwei U-Bahnlinien, die U6 und die U8, verlaufen durch den Wedding oder Gesundbrunnen. Hier der Bahnhof der U6-Haltestelle Rehberge. Zur Foto-Galerie
Zeitweise war der Ruf unseres Stadtteils so dermaßen im Keller, dass manche Bewohner ihren Wohnort schamhaft verschwiegen oder mit einer diffusen Ortsangabe verschleierten. Über eine besonders gute Reputation verfügt der Wedding in der öffentlichen Meinung nicht.  Ja, geradezu unterirdisch geht es im Wedding zu – wie wir anhand einiger Beispiele zeigen…

Wenn wir lesen wollen

Bibliothek am Luisenbad (c) Hensel
Wollen wir Bücher ausleihen, gehen wir am Luisenbad vom Erdgeschoss eine Etage tiefer. 1995 entstand der moderne, überwiegend unterirdisch angelegte Neubau der Architekten Chestnut und Niess, wobei Teile das alten Gebäudes erhalten geblieben sind. Die Bibliothek befindet sich in einem Haus, das früher zum Vergnügungsviertel rund um die einstige Heilquelle gehörte. Der mit Backsteinen in der Bibliotheksfassade gebildete Schriftzug „Kafé Küche“ zeugt noch heute von der Geschichte des Hauses. Dazu gehört auch der Puttensaal im ersten Obergeschoss, der heute als stilvoller Veranstaltungssaal dient.

Wenn wir schnell weg wollen

Schon in der Vergangenheit wurden städtische Bauprojekte nicht termingerecht fertig. Vor dem Ersten Weltkrieg begann der Bau der Nord-Süd-U-Bahn. Es dauerte noch bis 1923, bis die heutige U6 zwischen Hallesches Tor und Seestraße in Betrieb ging, wodurch auch der Wedding über einen U-Bahn-Anschluss verfügte. Ebenso die 1912 begonnene heutige U8: Erst nachdem die Stadt 1926 den eingestellten Bau übernahm, wurde 1930 der Endpunkt Gesundbrunnen erreicht. Es dauerte bis 1977, bis der vorläufige Endpunkt Osloer Straße erreicht wurde, wo kurz vorher auch die Endstation der neuen Linie 9 eröffnet worden war.

Wo Röhren kommunizieren

Pankemündung (c) Faust
Als König Friedrich I. (1657 – 1713) eine schiffbare Verbindung zwischen seinen Schlössern Charlottenburg und Schönhausen verlangte, begann man mit dem Bau von Wasserstraßen. Der Weg zu Wasser war bequemer als die Landstraße. Dazu ließ der König von der Spree aus, auf Höhe des heutigen Hauptbahnhofs, den Schönhauser Graben anlegen. Nach etwa zwei Kilometern traf der Graben auf Höhe der Schönwalder Straße im Wedding auf das Bett der Panke. Da das königliche Interesse an Schönhausen bald nachließ, wurde die Schiffbarmachung der Panke nicht mehr weiterverfolgt. Das 450 Meter lange Verbindungsstück zwischen dem heutigen Kanal und dem natürlichen Pankebett bildet heute den Unterlauf des Flüsschens. Ein sogenannter „Düker“ unter der U-Bahn der Chausseestraße dient der Unterführung der Panke, ohne dass hierfür Pumpen eingesetzt werden müssen. Dabei wird das physikalische Prinzip des Einpegelns von Wasser in kommunizierenden Röhren auf ein gleiches Niveau genutzt.

Wenn wir uns gruseln wollen

Der Eingang zu den Berliner Unterwelten ©Hensel
Ob es stimmt, dass die meisten Touristen den Wedding von unten kennen? Etwa 300.000 Besucher sind es jedenfalls, die die Berliner Unterwelten im Jahr zählen. Die Zeit, so scheint es, steht noch immer still im Bunker am Blochplatz im Wedding. Kühles Licht, zahllose kleine und große Räume aus grauem Beton. Es sind kahle Räume, menschenleer. Grau, langweilig und stumm. Taschenlampen gehören zur Ausstattung einer jeden Führung im unterirdischen Berlin. Wenn ein neugieriger Tourist fragt, ob die Farbmarkierungen an den Wänden im Dunkeln wirklich leuchten, knipst der Tourenleiter das Neonlicht aus. Denn ja, sie leuchten.

Wo man in den Westen krabbeln konnte

An der Bernauer Straße, die direkt an der Berliner Mauer lag, wurden mindestens zwölf Fluchttunnel begonnen, von denen jedoch nur drei erfolgreich waren. Die anderen Projekte scheiterten – meist durch Verrat – vor ihrer Fertigstellung. Im Keller der Schönholzer Straße 7 endete ein vom Wedding aus gegrabener, 135 Meter langer Tunnel, durch den am 14. und 15. September 1962 insgesamt 29 Menschen die Flucht in den Westen gelang.

Foto Galerie


Quelle: Weddingweiser

Berliner Unterwelten e.V., Brunnenstr. 105, 13355 Berlin

Der Verein Berliner Unterwelten vermittelt tiefgehende Einblicke in den Berliner Untergrund.

Der Verein Berliner Unterwelten vermittelt tiefgehende Einblicke in den Berliner Untergrund.

Weitere Artikel zum Thema

Ausflüge + Touren
Unterwegs in der Unterwelt
Wer daran interessiert ist, was es in Berlin noch so unter dem Straßenpflaster zu entdecken […]
Wohnen + Leben
Tipps zum Radfahren in Berlin
Radfahren ist gesund, in Großstädten aber auch gefährlich. Wie du sicher durch Berlin radelst und […]