1. Ja, viel bedeutende Silberware gibt es nicht zu sehen in der Jubiläumsausstellung der Köpenicker Kicker. Sprich: An Titeln mangelt es noch ein wenig. Doch eine echte Trophäe bekommen die Teilnehmer der Führungen, in deren Rahmen man die Ausstellung in der Haupttribüne besichtigen kann, doch zu Gesicht. Im Jahr 1968 gewannen die nach ihrer Neugründung noch jungen Unioner sensationell den FDGB-Pokal (vergleichbar mit dem DFB-Pokal der BRD). Im Finale wurde der amtierende Meister Carl Zeiss Jena mit 2:1 bezwungen. Bei der Hertha liegt ein nationaler Titel doch um einiges länger zurück.
3. Doch natürlich kommen wir mit nackten sportlichen Fakten dem Phänomen ‚Union‘ nicht auf die Spur. Schon zu DDR-Zeiten war der Verein bekanntlich anders, vereinte viele Andersdenkende, die vor allem mit dem Klub der Funktionäre, dem BFC Dynamo, nichts anfangen konnten. Bis heute lebt beim 1. FC Union Berlin mehr als bei vielen anderen Vereinen der Gemeinschaftsgedanke. Selbstverständlich treffen sich da zweiwöchentlich nicht 20.000 Freunde in der Alten Försterei. Doch für welchen Verein haben die Fans schon Blut gespendet oder das Stadion renoviert? Welches andere Stadion gehört zu 51 Prozent den Fans, welcher Verein hat ein eigenes Theaterstück und wo wurde das Weihnachtssingen erfunden? Selbst wenn das heute manchem wie Folklore erscheint – die Wurzeln sind echt.
4. Auch Union muss Geld verdienen. Dennoch setzt man in der Alten Försterei nicht auf grenzenlosen Kommerz. Natürlich gibt es hier Bandenwerbung und Trikotsponsoren, aber die Zuschauerzahl und die Eckstöße werden hier nicht präsentiert, sondern vorgelesen und getreten. In der Halbzeit gibt es kein „Entertainment“, sondern Stadionsprecher Christian Arbeit gratuliert Geburtstagskindern und erinnert an Verstorbene. Und dann übernimmt Stadion-DJ Wumme …
5. … Womit wir beim fünften Punkt wären. Manch einer überhört die häufig grässliche Musik in Fußballstadien einfach oder versucht sie mit eigenen Gesängen zu übertönen. Das ist in der Alten Försterei nicht nötig. Hier wird man mit weitgehend geschmackssicherer und partytauglicher Mucke von The Offspring bis Deichkind beschallt. Nur über Nina Hagen müssen wir noch mal reden, liebe Unioner!