Viele Berliner laufen nur noch selten durch die Innenstadt, ohne währenddessen an ihren technischen Geräten herumzuspielen. Smartphone und Co. sind zu ständigen Begleitern geworden und sollen nun sogar dazu beitragen, den Blick wieder einmal zu heben und die grüne Stadtnatur um sich herum zu entdecken. Eine App will Großstädter „dazu animieren, in die Natur zu gehen, um Tiere und Pflanzen mittels moderner Technik kennenzulernen“. So wünscht es sich Falko Glöckler vom Naturkundemuseum.
Am Sonntag organisiert er im Botanischen Garten die Führung „Naturbeobachtung mit dem Smartphone“. Sie ist nur eine der mehr als 500 Programmpunkte des 6. Langen Tags der Stadtnatur. Am Samstag um 16 Uhr geht es los und mit einem allgemeingültigen Ticket kann man bis zum nächsten Tag um 18 Uhr die Bienenvölker, Wasserbüffel, Hinterhofblumen oder auch Singvögel der Hauptstadt entdecken. Einen Mittelpunkt des Aktionstages stellt in diesem Jahr das „Urban Gardening“, Gärtnern in der Stadt, dar.
Mit der App durch den Botanischen Garten
Die ortsansässige Flora und Fauna, Eichhörnchen, Rauke und Buche stehen bei Glöcklers App-Führung durch den Botanischen Garten im Zentrum der Aufmerksamkeit. „Damit man die wiedererkennt in der Nachbarschaft“, erklärt der Erforscher der Biodiversität. Die biologische Vielfalt Berlins ist groß, unzählige Vogelarten sind hier ebenso beheimatet wie Waschbär oder Biber.
Entworfen hat die App der Physiker Daniel Zitterbart von der Universität Erlangen. Mittels GPS gibt das Handy Auskunft über den Artenreichtum in der unmittelbaren Umgebung. Bisher sind nur relativ wenige Berliner Tiere und Pflanzen erfasst, doch je intensiver die Datenbank GBIF mit Informationen gespeist wird, desto genauer gibt Zitterbarts App Auskunft über Habichte am Roten Rathaus oder Bärlauch im Volkspark. Auf über eine Millionen Fundorte bestimmter Arten und nutzergenerierte, ortsunabhängige Listen zu „Schlangen in Europa“ oder „Vögel in Deutschland“ wird bereits heute durch 5000 Nutzer täglich zugegriffen.
Naturfreunde im Einsatz
Jeder Hobbyforscher kann dabei zur Erweiterung des Datensatzes beitragen. Dazu müssen die aufgestöberten Tiere oder Pflanzen fotografiert und benannt und die Ergebnisse danach hochgeladen werden. Über strittige Gattungsfragen kann man gemeinsam mit der Community diskutieren. Derzeit ist die App ausschließlich für Android-Telefone zu gebrauchen, iPhone und Windows sollen folgen.
In einem nächsten Schritt will Zitterbart erreichen, dass das Smartphone die fotografierten Funde eigenständig bestimmt. Bereits am Sonntag können interessierte Besucher den derzeitigen Stand der Technik bei der Führung „Anymals+plants“ überprüfen.
Los geht es am Sonntag um 11 Uhr an der Königin Luise Straße 6-8, Eingangshalle Botanisches Museum. Eine vorherige Anmeldung unter 2639 4141 ist erwünscht. Die kostenlose App „Tiere und Pflanzen bestimmen“ gibt es im Google Play-Store.
Weitere Tipps zum Langen Tag der Stadtnatur finden Sie in unserer Wochenendliste: