Kids mit Baseballschläger cruisen im BMW, Jungs chillen in der U-Bahn-Station und der Shisha-Bar – dazu hörst du elektronische, drumlastige Musik mit der Hook: „Uns gehört die U8“! Das alles siehst und hörst du in dem neuen Musikvideo des Berliner Electro-Pop-Duos AB Syndrom, bestehend aus den Mitgliedern Bennet und Anton. Die deutlichen Besitzansprüche bringen uns dazu, nochmal genauer bei den beiden nachzuhaken.
QIEZ: Aus welchem Kiez seid ihr und seit wann lebt ihr in Berlin?
Bennet: „Neukölln ist unser Kiez. Mit der U8 im Keller fühlen wir uns zu Hause. Ich bin vor sieben Jahren hergezogen und Anton lebt schon immer in Berlin.“
Q: Wie kamt ihr darauf, gerade über die U8 einen Song zu machen?
Anton: „Wir wohnen beide direkt an der U8, damit verbindet sie uns beide. Wir fahren täglich mit ihr und damit bestimmt ihr Flair ein Stück weit unser Leben. Was läge näher, als über sie einen Song zu machen?
Bennet: „Ansonsten haben wir beim Songschreiben aber nie einen genauen Fahrplan.“
Q: Wem gehört denn nun eurer Meinung nach die U8?
Bennet: „Die U-Bahn gehört den Leuten, die hier leben – was sich in Berlin teilweise echt schnell komplett verändert. Wie so viele werde ich auch gerade aus meiner Wohnung rausgeschmissen, damit die als Eigentumswohnung weiterverkauft werden kann. Deswegen kriegt man stellenweise das Gefühl, Berlin gehört den Höchstbietenden.“
Q: Reinickendorf, Mitte, Neukölln, Kreuzberg: In der U8 treffen viele unterschiedliche Bezirke und natürlich Menschen aufeinander. Ist es da nicht besonders schwierig zu sagen, wer da das Sagen hat?
Anton: „Ja genau das macht es so spannend – wenn man mit der U8 fährt, merkt man natürlich, wie jeder hier in Berlin so ein bisschen versucht sich seinen Platz zu erkämpfen. Die Alteingesessenen. Die Neuzugezogenen. Was nicht heißt, dass die Stimmung aggressiv ist (zumindest nicht immer). Die Leute in der U8 sind auch einfach extrem unterschiedlich und leben mal mehr und mal weniger interessiert nebeneinander her.“
Q: Welche U-Bahn kann der U8 vom Vibe Konkurrenz machen und seid ihr denn zufrieden mit den Öffentlichen in Berlin?
Bennet: „Da wo ich ursprünglich herkomme, wartet man standardmäßig zwanzig Minuten auf die Bahn, weil man sie immer gerade verpasst hat und sie so selten fährt. Man wird hier außerdem auch nicht so oft kontrolliert, deshalb bin ich höchst zufrieden.“
Anton: „Ich bin großer Verehrer der U9. Aber die kommt vom Vibe her sicherlich nicht an die U8 ran, und da mein Verhältnis zur U9 auch noch weniger ambivalent ist als zur U8, wäre „uns gehört die U9″ sicher ein ziemlich langweiliger Song geworden.“
Q: Wie würdet ihr euren Sound beschreiben und in welchem Bezirk werdet ihr eurer Meinung nach besonders häufig gehört?
Bennet: „Wir machen ja den Berliner Gentrifizierungssound, schön elektronisch, auch ein bisschen experimentell, aber trotzdem Pop. Der wird sicherlich in Mitte am meisten gepumpt! Ansonsten steht in Schöneweide unsere Rechnerfarm, die die Spotify-Klicks generiert, daher sind wir dort auch high in den Charts.“
Q: Schreibt ihr Songs auch in der Bahn?
Bennet: „Am besten kann man Songs auf dem Heimweg schreiben, wenn man verarbeitet, was man erlebt hat. Deshalb kommt das tatsächlich sehr oft vor.“
Q: Waren BVG-Kampagnen auch Inspiration für den Song?
Bennet: „Nein. Allerdings sind ihre Kampagnen natürlich echt super. Eigentlich wollten wir auch die neuen BVG-Schuhe haben für unsere Live-Shows. Als wir den Song geschrieben haben, hatten wir die BVG aber gar nicht auf dem Schirm – unfair, denn eigentlich gehört denen ja die U8.“
Q: Wird es in eurem kommenden Album „Plastik“ mit dem engen Bezug zur Stadt weitergehen?
Anton: „U8 ist schon unser lokalpatriotischster Song. Berlin schwingt in den anderen Songs immer mit, weil wir hier leben und uns das prägt. Aber einen richtigen Regionalbezug gibt es ansonsten nur im Lied FFM, und das dreht sich um unsere Vergangenheit.“
Q: Wann kann man euch live mal in Berlin sehen?
Bennet: „Zu unserer Album-Release-Show Ende März. Wir sagen euch dann auf jeden Fall nochmal Bescheid! Ansonsten sehen wir uns live im Neuköllner Untergrund oder auf dem höchsten Haus der Stadt!“
AB Syndrom veröffentlichen am 30. März ihr drittes Studioalbum mit Namen Plastik. Wer noch mehr Songs von ihnen hören möchte, kann sich auf ihrer Website umsehen.