Der Gipfel der Belastung ist überwunden: Ohne den erwarteten Leistungseinbrunch wurde der doppelte Abiturjahrgang von den Berliner Schulen bewältigt. Auf Nachfrage des Tagesspiegel bestätigten viele Oberschulen, dass der Notendurchschnitt der Schüler, die sich bis zu ihrem Abitur 13 Jahre Zeit nehmen konnten, nur wenig über dem Schnitt der Turboabiturienten lag. An manchen Gymnasien schnitten die jüngeren Abiturienten sogar besser ab als ihre Kollegen. Die abschließenden Ergebnisse des diesjährigen Abiturjahrgangs werden in der nächsten Woche veröffentlicht.
„Bei uns erreichten beide Jahrgänge jeweils einen Schnitt von 2,0“, gab das Dahlemer Arndt-Gymnasium bekannt. Auch das Sartre-Gymnasium in Hellersdorf, das Goethe-Gymnasium in Wilmersdorf und das Alt-Hohenschönhausener Manfred-von-Ardenne-Gymnasium berichten von einem ausgeglichenen Notendurchschnitt. Anders verhält es sich am Schiller-Gymnasium in Charlottenburg. Hier legten die Schüler nach 12 Jahren mit einem Schnitt von 2,3 ein um 0,2 Notenpunkte schlechteres Abitur ab als die älteren Schüler. Das Anreas-Gymnasium in Friedrichshain vermeldet dagegen, dass die Turboabiturienten bessere Ergebnisse erzielten.
Junge Leistungsträger
Die Schüler, die ihr Abitur nach 12 Jahren ablegten, brauchen sich vor den älteren Abschlussklassen scheinbar nicht zu verstecken. Das belegen auch die Ergebnisse am Gymnasium Steglitz. Hier erzielten sieben Schüler einen Notendurchschnitt von 1,0, fünf von ihnen stammen aus dem verkürzten Jahrgang. Direktorin Michaela Stein-Kramer freut sich über den Erfolg. Die Ergebnisse würden bestätigen, dass die Befürchtungen vieler Eltern unbegründet gewesen seien. Zwar hätten ihre Kinder „ackern“ müssen, doch sie hätten den Einsatz für „ein Jahr Freiheit“ in Kauf genommen. Im Durchschnitt erzielten die Oberstufenschüler in ihrer Schule eine Note von 1,9.
Die positive Einschätzung Stein-Kramers scheint den Tatsachen zu entsprechen. Zwar geben die meisten Schüler aus dem älteren Abiturjahrgang an, sie seien froh, ihren Abschluss erst nach 13 Jahren abgelegt zu haben. Doch die jüngeren Abiturienten scheinen die gewonnene Zeit zu schätzen und wollen meist nicht hinter die Reform zurück.
„Weil es bundesweit üblich geworden ist, nach zwölf Jahren Abitur zu machen, würden die Berliner Schüler wahrscheinlich nicht zurück zu 13 Jahren wollen“, erklärt auch Jonas Botta vom Landesschülerausschuss. Allerdings würde sich das schnellere Abitur auf die Fähigkeiten in den Fremdsprachen negativ auswirken.
Probleme in Englisch und Mathematik
Auch im Fach Mathematik mussten sich die Turboabiturienten nachweislich besonders anstrengen, um mithalten zu können. Das fehlende Vorbereitungsjahr konnte aber im Verlauf der Oberstufe wettgemacht werden. Im Abitur unterscheiden sich die Durschnittsnoten der jüngeren Schüler kaum von den älteren Jahrgängen.
In die Betrachtung der vergleichsweise guten Ergebnisse des verkürzten Abiturjahrgangs sollte allerdings auch der hohe Anteil von Wiederholungsschülern einbezogen werden. Viele Jugendliche wiederholten die 12. Klasse und sind in diesem Jahr noch nicht bei der Abiturfeier dabei. Andere Schüler gingen vor dem Abschluss ins Ausland, um ihre Fremdsprachenkenntnisse von dem Abitur aufzuwerten. Am Evangelischen Gymnasium Frohnau beispielsweise zählte der Turbojahrgang nur 35 Schüler. Dagegen legten 60 Jugendliche ihr Abitur nach 13 Jahren ab. Beide Jahrgänge erreichten jedoch denselben Durchschnitt von 1,7.
Die Ergebniss an den Berliner Sekundarschulen werden derzeit noch ausgewertet. Hier steht es den Schülern zwar frei, sich 13 Jahre bis zum Abitur Zeit zu lassen, doch viele von ihnen entscheiden sich für die Turbovariante. An der Gustav-Heinemann-Schule etwa legten in diesem Jahr 36 Jugendliche ihr Abi nach 12 Jahren ab.