Wie läuft ein PKW-Fahrsicherheitstraining ab?
Besser ist die Frage: Wann geht der Spaß los? Für alle, die nicht in Linthe in Brandenburg wohnen, in jedem Fall früh. Wir mussten um 6 Uhr raus aus den Federn, weil wir aus Kreuzberg angefahren sind. Punkt 8 Uhr werden die zwölf Personen pro Gruppe von ihrem „Trainer im Auftrag“ beim ADAC Standort eingesammelt. Nach einer Vorstellungsrunde mit allen Ängsten, Fragen und Wünschen, die man äußern kann, geht es raus aufs Trainingsgelände – immer dabei das Walkie-Talkie, mit dem der Coach Anweisungen und Tipps durchgibt.
Drei Stunden fährst du im schnellstmöglichen Tempo Slalom, übst „die Bremsen richtig zuzumachen“ und rutschst je nach Bereifung bei simulierter Winterfahrbahn schon mal länger, als du dachtest. Nach einer Mittagspause startet Runde zwei. Dann werden die Straßenoberflächen noch anspruchsvoller, du findest heraus, welche Geschwindigkeit in einer engen Kurve drin ist und versuchst zum Schluss, lässig (stresserprobt, wie du jetzt bist) dein Heck wieder unter Kontrolle zu bringen, dass dir bei 40 km/h von der Dynamikplatte zur Seite gerissen wird. Wenn du willst, fünfmal hintereinander …
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Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen und was kostet das Fahrtraining?
Abgesehen von der entrichteten Kursgebühr (die geht pro Person je nach Kurs bei 125 Euro/Tag los) ein eigenes Auto und den gültigen Führerschein selbstredend. Wer keinen Wagen hat, leiht sich einen oder kommt wie wir mit dem Carsharing-Fiat von Oply. Witzig wird es dann, wenn bei der Vorstellungsrunde Autofeatures wie „ESP“ oder „AD Blue“ abgefragt werden und die Info, ob der Wagen denn schon Winterreifen hätte. Das guckst du vielleicht besser vorher einmal nach. Ansonsten solltest du ausgeschlafen sein, ein paar Snacks und etwas zu trinken dabei haben. Du darfst dir auch wie wir zu zweit ein Auto teilen (mit Fahrerwechsel) und sogar jemanden als Beifahrer*in mitbringen.
Was lernst du bei diesem Intensiv-Training?
Dass du einen „Lenkwunsch“ hast und unter Umständen unter „Kontrollillusion“ leidest. Durch viele Wiederholungen der einzelnen Etappen und ihrer jeweiligen Herausforderungen (Bremsen, auf diverse Untergründe reagieren, Kurven richtig einschätzen) bekommt man für die verschiedenen Gefahrensituationen und den eigenen Wagen ein sicheres Gefühl und kann im Ernstfall besser (bzw. überhaupt) adäquat reagieren.
Nebenbei beantworten die Trainer Fragen wie: Was mache ich, wenn nachts ein Reh auf der Landstraße steht? Maximal 75 km/h fahren, Fernlicht aus, Vollbremsung hinlegen und nicht!!! ausweichen. Und als wäre man wieder in der Fahrschule zeigen sie dir die perfekte Handhaltung (am Lenkrad auf 3 und 9 Uhr), wie weit weg die Beine von Kupplung und Bremspedal sein sollten und ob die fitteren Reifen nach vorne oder hinten gehören.
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Wann solltest du ein Fahrsicherheitstraining machen?
Unser Coach empfiehlt in jedem Fall ein Training bei der Anschaffung eines neuen Wagens und/oder kurz nach Bestehen des Führerscheins. Dann gehörst du für gewöhnlich zur Risikogruppe der 18- bis 25-Jährigen, die überproportional oft in schwere Autounfälle involviert ist. Das kann an Überschätzung oder mangelnder Fahrpraxis liegen. Für ein gutes Gefühl macht das Training in dem Alter sicherlich Sinn. Aber auch später lohnt sich das Auffrischen in einem Aufbau-Kurs.
Das ADAC Fahrsicherheitszentrum Berlin-Brandenburg hat für jeden etwas dabei. Frauen können, wenn sie lieber unter sich sein wollen, einmal im Monat ein eigenes Training buchen. Du lernst auf 25 Hektar dein Motorrad neu kennen, schickst deine rüstige Oma vorbei und kannst mit Ladas Off Road richtig heizen. Sogar, wenn dir ein Wohnmobil gehört oder du LKW-Fahrer bist, lohnt sich ein Kurs hier (oder in Berlin-Tegel, wo auch einige Kurse angeboten werden). Denn von allen Unfällen, die passieren, gehen 90 Prozent aufs Fehlverhalten des Fahrers/der Fahrerin zurück. Nur zehn Prozent sind technisches Versagen.
Danke ADAC für die Einladung zum Testen und Oply für den zur Verfügung gestellten Wagen! An unserer objektiven Berichterstattung ändert das selbstverständlich nichts. Liebe Grüße auch an unseren Trainer Jürgen Wenzel. Ihm haben wir neben nützlichen Fahrskills auch Tränen vor Lachen zu verdanken. „Bremsen ist, wenn alle vier Räder stehen!“