Eine Frau wird schwanger und ist gelangweilt davon, dass es zu ihrem Essen nur uninspirierte Getränkekombinationen gibt, die sich zwischen stillem Wasser und Saftschorle bewegen. So geschehen bei Sebastian Franks Lebensgefährtin und Geschäftsführerin des Horváths. Der Österreicher kocht seit 2010 in Kreuzberg und beeindruckt inzwischen nicht nur mit exzellenter Zwei-Sterne-Küche, sondern auch mit außergewöhnlichen Drinks. Du bekommst in dem österreichischen Restaurant zwar nach wie vor eine klassische Weinbegleitung. „Klar gibt es die Hardliner, die darauf nicht verzichten möchten“, erzählt uns Frank. „Aber der alkoholfreie Trend wird die Spitzengastronomie in den nächsten fünf Jahren fluten„, prophezeit er.
Röstgemüse als Drink
Und wenn sich Restaurants von seinen Getränken inspirieren lassen, können wir nur schwer hoffen, dass es kein halbes Jahrzehnt mehr braucht, bis der promillefreie Getränketrend massentauglich wird. Schließlich muss man nicht schwanger oder gläubig sein, um davon zu profitieren. Auch für eine gesunde Ernährung ist die Molke-Leindotteröl-Meerrettich-Honig-Variante bekömmlicher als der Schoppen. Oder für alle, die schlicht und ergreifend mit dem Auto da sind, empfiehlt es sich genauso auf das Röstgemüse-Espuma aus Möhren, Petersilienwurzel und Sellerie umzusteigen.
So spannend das klingt, so interessant umspielen die Glasinhalte tatsächlich deine Geschmacksknospen. Jedes Getränk ist auf den dazugehörigen Gang abgestimmt. Einer unserer absoluten Favoriten ist „falsche Grapefruit“, davon lassen wir uns von Sommelier Jakob Petritsch gleich noch ein Glas einschenken. Der Drink besteht aus Radicchio, Holunder und Muskat.
Wer befürchtet, von so viel Saft schnell satt zu sein, den kann Frank beruhigen: „Zuerst werden alle Bestandteile entsaftet und anschließend auf 75 bis 80 Grad erhitzt.“ So setzen sich Trübstoffe, Chlorophyll und Zellulose ab, die dann entfernt werden. „Das Ergebnis ist ein klarer Gemüsesaft, der abgekühlt wie frisch gepresster Saft schmeckt und fast keinen Sättigungswert hat. Das ist wichtig, sonst schaffen die Gäste nicht mehr als zwei Gänge.“ Und das wäre bei dem vorzüglichen Menü echt eine Schande.
Zum Menü orderst du im Horváth die alkoholfreie Getränkebegleitung für 60 Euro. Das kostet genauso viel, als würdest du klassisch beim Wein bleiben. Aber allein die aufwendige Herstellung der verschiedenen Flüssigkeiten übertrifft den Traubensaft um Längen. Davon kannst du dich Mittwoch- bis Sonntagabend überzeugen. Im Sommer sogar auf der schönen Sonnenterrasse.