Ist man in den letzten Jahren gegen Kaiserslautern (mit einer B-Elf) oder Worms (mangelnder Einsatz) immer ausgeschieden mit dem Gefühl, eigentlich hätte man es mit der richtigen Einstellung wuppen müssen, so stehe ich dieses Jahr doch ein wenig ratlos da. Denn wenn man ehrlich ist, am Einsatz hat es nicht gelegen. Die Jungs sind gelaufen, haben auch – wie man es halbwegs erwarten konnte – ordentlich gekämpft. Daher ist es umso schlimmer, dass man trotzdem, zugegebenermaßen gegen einen sehr tief stehenden Gegner, nicht in der Lage war, sich im Spiel ein paar Chancen zu ERSPIELEN.
Man hat es Bielefeld jedoch auch nicht besonders schwer gemacht, die Angriffe abzuwehren. Immer wieder die gleichen Muster: Hohe Bälle auf Kalou. (Dass er damit wenig anfangen kann, hat man bisher in jedem seiner Einsätze gesehen.) Immer wieder Bälle durch die Mitte, wo es am engsten zuging. Keine schnellen Kombinationen, an deren Ende mal ein Spieler auf dem Flügel wirklich frei stand. Dazu Flanken, die diesen Namen eigentlich nicht verdienen, auf Kopfballungeheuer wie Kalou, Stocker oder Beerens.
So war es nicht verwunderlich, dass Bielefeld am Ende auch die besseren Chancen verbuchen konnte. Gegen einen so hoch stehenden Gegner ergeben sich halt auch Kontermöglichkeiten. Weitere Gründe für die Niederlage sind in der Defensive mit Lustenberger, Hosogai und Hegeler (bei dem ist man es ja mittlerweile leider gewohnt) zu suchen. Gleich drei Spieler waren das, die definitiv nicht ihren Sahnetag hatten.
Reine Lotterie
Alles in Allem konnte man eigentlich schon frühzeitig erkennen, wie das Spiel enden wird – also im Elferschießen. Und das ist eine reine Lotterie. Es gibt wenig Spieler, die in der Lage sind, in einem solch entscheidenden Elferschießen auf volles Risiko zu gehen und den Schuss wirklich unhaltbar in den Winkel oder neben den Pfosten zu setzen. Hier gehen die meisten Schützen immer auch ein Stück auf Sicherheit. Und dann ist es halt nur die Frage, in welche Ecke der Keeper springt. Der Bielefelder hatte einmal mehr Glück als Kraft. So und nicht anders war es – denn gut geschossen waren die Elfer von Bielefeld auch nicht.
type=“teaser“ align=“left“/>Was bleibt, ist die bittere Einsicht, dass Pokal und Hertha wieder einmal nicht zusammengepasst haben und dass man gegen einen Drittligisten nicht in der Lage war, das Spiel zu machen. Und das ist die wirklich schlimme Erkenntnis des gestrigen Abends. Es fehlt vor allem an Spielern, die ein Spiel lenken und bestimmten können. Schelle hatte dies zuletzt ganz gut gemacht, fiel leider gestern jedoch aus. Auch ein Baumjohan wird noch lange fehlen und wann ein Cigerci mal wieder auf dem Platz steht, weiß keiner. Stocker kann dies (noch) nicht und von der 6/8 kam gestern gar nichts in diese Richtung. Man sollte die Entwicklung bis zur Winterpause in diesem Bereich gut beobachten, schauen ob und welche Spieler dann wieder zur Verfügung stehen und ggf. genau für die kreative Mitte noch einmal nacharbeiten.
Was ich im Übrigen wirklich grausam finde ist, wie andere hier bei Facebook mit dem Spiel umgegangen sind. Schieber und Wagner sind die großen Buhmänner und Luhukay soll gehen. IM ERNST?!? Ja, die beiden Spieler haben ihre Elfer verschossen. Aber ein Wagner zum Beispiel hat, zugegeben nur in Testspielen, bisher vom Punkt recht sicher gewirkt. Und Schieber sollte als Stürmer wissen wie es geht. Trotz alldem hat die gesamte Mannschaft versagt, denn hätte man in den 120 Minuten vor der Lotterie den Sack zugemacht, dann hätte man die Spieler nicht in diese Situation bringen müssen, wo es nun einmal auch auf Glück ankommt. Dazu waren beide Elfmeter nicht vollkommen mies geschossen, der Keeper hatte halt den richtigen Riecher.
Kein Vorwurf an den Trainer
Und Luhukay?!? Was wirft man ihm vor? Dass er die gestern bestmögliche Mannschaft aufgestellt hat?!? Ok, ein Hegeler war ein Totalausfall, aber wer wäre die Alternative gewesen? Dass sich nach dem Hamburg-Spiel gleich vier Stützen verletzt oder angeschlagen abmelden mussten, war hart. Trotzdem hat der Trainer die, von den Namen her, beste Elf auf den Platz geschickt. Dass diese dann die taktischen Vorgaben nicht umgesetzt haben, daran kann der Trainer während des Spiels nicht mehr viel ändern. Man kann ihm also nicht, wie im letzten Jahr, vorwerfen, er hätte dieses Spiel nicht ernst genommen.
In diesem Sinne, wie können alles, nur keinen Pokal.
Euer René ‚Mueggi‘ Jünemann
2. Vorsitzender Berliner Jungs OFC