Wie kämpferisch Bürger in dem Kiez sein können, wenn sie dessen Struktur bedroht sehen, zeigte sich schon im Herbst 2013. Damals wollten Anwohner die Fällung von drei Linden für ein neues Wohnhaus an der Crellestraße 22 verhindern. Einer der Bäume wurde wochenlang besetzt, Unterstützer schliefen in einer Hängematte und in einem Zelt, bis die Polizei die Protestaktion beendete. Inzwischen ist das Haus mit 34 Wohnungen im Bau.
Investor plant Studentenwohnungen am U-Bahnhof
Einige der damals aktiven Bürger stehen auch hinter den neuen Protesten der „Bürgerinitiative Crellestraße“ und der „BI Kleistpark“. Am U-Bahnhof geht es um die Ecke Haupt-, Langenscheidt- und Willmannstraße, wo die Cocktailbar „Train“ in einem ausrangierten S-Bahnwagen Gäste empfängt und das benachbarte griechische Restaurant „Ypsilon“ einen Sommergarten betreibt. Damit könnte bald Schluss sein, denn ein Investor hat das Grundstück vom Liegenschaftsfonds gekauft. Er plant einen Neubau.
Zuerst sollte ein Hotel entstehen, jetzt geht es um ein Studentenwohnhaus. Die Gegner kritisieren, die „zur Stadtteilkultur gehörenden gastronomischen Betriebe“ würden zugunsten einer „fragwürdige Bebauung vertrieben“, die Wohnungen in der Nachbarschaft „rücksichtslos die Sonne nimmt“ und die Freifläche „jahrelang zur Großbaustelle macht“.
Der Bezirk überließ die Freifläche dem Liegenschaftsfonds
Stadtentwicklungsstadträtin Sibyll Klotz (Grüne) stellt die Entwicklung anders dar. Vor Jahren hätten die CDU und ihr damaliger Baustadtrat Bernd Krömer einen Supermarkt ansiedeln wollen, das habe die rot-grüne Mehrheit der Bezirksverordneten abgelehnt. Später aber habe die BVV beschlossen, dass der Liegenschaftsfonds einen Investor suchen und ein Konzept vorlegen soll. „Das ist nie passiert“, beklagt Klotz. Die BVV habe wohl übersehen, dass der Liegenschaftsfonds gar nicht zu Absprachen verpflichtet sei.
Die Bürgerinitiative Kleistpark meint, die Wohnungen würden zu teuer für Studenten, deshalb habe das Studentenwerk Berlin die Trägerschaft abgelehnt. Klotz sagt, es gebe durchaus Hochschüler, die mehr als die in Studentenwohnheimen üblichen Mietpreise zahlen können.
Der geplante Weg führt mitten durchs Grün
An der Crellestraße wehren sich Anwohner gegen die Fällung von 91 Bäumen. Sie sollen einem „Multifunktionsweg“ im Wannseebahngraben zwischen den S-Bahnhöfen Julius-Leber-Brücke und Yorckstraße (Großgörschenstraße) weichen. Der für Fußgänger und Radfahrer gedachte Weg neben der Trasse der S1 soll ein Teil der Verbindung „Schöneberger Schleife“ werden. Ein Landschaftsplaner hatte mehrere Varianten vorgestellt. In einer davon führte der Weg über eine bestehende Baustraße direkt am Bahndamm. Fällungen wären dann nicht nötig.
Ende Januar endete eine Bürgerversammlung dazu ohne einen Kompromiss. Nun muss sich die BVV mit einem Einwohnerantrag zur „Rettung der Vegetation“ befassen, den 1162 Bürger unterzeichnet haben.