Amnesty International eröffnet Pop-up-Store

Stop Folter!

Hier sieht man ein paar der Gegenstände, die zum Foltern verwendet werden.
Hier sieht man ein paar der Gegenstände, die zum Foltern verwendet werden.
Mitte - Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat gestern Abend einen Stop Folter-Shop eröffnet. Sie wollen mit diesem "Shop", der eigentlich kein Shop, sondern eher ein Forum für Information und zum Austausch ist, auf das Thema Folter aufmerksam machen.

Im Eingangsbereich liegen Broschüren aus. Dahinter sieht man direkt ein paar Foltermittel, die entlang einer Wand aufgestellt sind, und auf Informationstafeln dahinter erklärt werden. Selbst auf den ersten Blick harmlos wirkende Mittel wie eine Augenbinde oder Kopfhörer werden häufig als Foltermittel benutzt. Wer tage-, wochen- oder monatelang eine Augenbinde trägt, verliert die Orientierung. Und wer über Stunden durch Kopfhörer mit sehr lauter Musik beschallt wird, aber keine Möglichkeit hat, diese abzusetzen, kriegt am Ende einen Gehörschaden und verliert im Zweifel auch die Orientierung. Das sind nur zwei der gängigen Mittel, um Inhaftierte gefügig zu machen. Bekannter ist seit Guantanamo auch das Waterboarding. Bei dieser Methode werden die Gefangenen unter Wasser getaucht und sollen das Gefühl bekommen, sie würden gleich ertrinken. Auf dem Plakat, das für den „Shop“ wirbt, sieht man eine normale Zange und daneben den Spruch „Perfekt für Nägel und Fingernägel.“ Auch das ist eines der Instrumente, mit denen die Menschen mürbe gemacht und malträtiert werden sollen.

Ein nachgebauter Folterkeller

Wer sich traut, kann auch in den Keller gehen. Dort ist ein nachgebauter Folterkeller zu sehen. Der Raum ist komplett abgedunkelt. Man kann hineingehen und sich auf einen Stuhl setzen. Schon dabei fühlt man sich schlecht und möchte sich gar nicht vorstellen, wie sich erst die Gefangenen fühlen müssen, denen das wirklich passiert. Während man in dem Raum ist, sieht man gar nichts. Man hört nur Geräusche und aus dem Off eine Stimme, die erklärt, wie es den Gefangenen in so einer Zelle ergeht, wie sie sich fühlen und was mit ihnen gemacht wird.

Im oberen Stockwerk an der Wand hängen außerdem noch Infotafeln aus, auf denen man sich über Folter generell, in welchen Ländern am meisten gefoltert wird und auch über ein Einzelschicksal informieren kann. Eine Statistik zeigt die Ergebnisse einer Befragung von 21.221 Menschen aus 21 Ländern zwischen Dezember 2013 und April 2014. Eine Aussage, die die Befragten entweder bestätigen oder ablehnen sollten, war „Im Falle einer Festnahme in meinem Heimatland bin ich sicher, dass ich nicht gefoltert werde.“ 44 Prozent der Befragten stimmten dieser Aussage nicht zu. Zudem sprachen sich 82 Prozent der Befragten für klare Gesetze gegen Folter aus. Außerdem geht aus dieser Studie hervor, dass 36 Prozent, also mehr als ein Drittel der Befragten, Folter als Mittel zum Schutz der Öffentlichkeit in manchen Fällen sogar für gerechtfertigt halten. Die Angst vor Folter ist in Brasilien und Mexiko am größten, in Großbritannien, Kanada und Australien am niedrigsten.

Zum Konzept gehören auch mehrere Podiumsdiskussionen und Filmabende, außerdem eine Lesung. Die Lesung findet bereits heute, am 9. Dezember, ab 19 Uhr statt. Der Schauspieler Ulrich Noethen liest aus dem Buch „Verlorene Steine – Die Geschichte eines iranischen Kriegsgefangenen im irakischen Kriegsgefangenenlager 1985-1990“. Die Filme, die bei den Filmabenden gezeigt werden, sind: „Auf der Krim verhaftet – in Moskau in Haft“, „5 Jahre Leben“, „Mandela – Der lange Weg zur Freiheit“ und „Junta“. Das genaue Programm kannst du hier nachlesen.

Die Geschichte von Amnesty International

Amnesty International engagiert sich seit der Gründung im Jahre 1961 weltweit für Menschen, die grundlos inhaftiert wurden, einzig wegen ihrer politischen Überzeugung oder ihrer sexuellen Orientierung, für den Schutz von Flüchtlingen, für den Schutz der Rechte von Frauen und Mädchen, für die Verhinderung von Folter, Todesstrafe und politischem Mord. Außerdem für den Schutz und die Unterstützung von Menschenrechtlern und die Bestrafung der Täter und Täterinnen. Zusätzlich für wirksame Kontrollen des Waffenhandels und für die Förderung der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte.

Die Arbeit der Organisation beruht auf der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, das spezielle Wirken gegen Folter auf dem „Übereinkommen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe“, der Antifolterkonvention. Diese Konvention wurde am 10. Dezember 1984 unterzeichnet und jährt sich in diesem Jahr am Tag der Menschenrechte zum 30. Mal. Und trotz dieser vielen Jahre, in denen alle Länder mehr als genug Zeit hatten, das, was sie unterschrieben haben, in die Tat umzusetzen, wird bis heute in vielen Ländern der Welt Folter eingesetzt. Gerade erst hat der ehemalige amerikanische Präsident George W. Bush Folterer als Patrioten gewürdigt und dieses Mittel als legitim verteidigt. Amnesty International fordert im Bezug auf Folter, dass Anwälte bei den Vernehmungen anwesend sind, dass Inhaftierte von unabhängigem medizinischen Personal untersucht werden, dass Foltervorwürfe ernst genommen, dokumentiert werden und ihnen nachgegangen wird, dass die inhaftierten Personen Kontakt zu ihren Familien haben können, dass Geständnisse, die durch Folter erzwungen wurden, vor Gericht keinen Bestand haben und dass Folterer für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden.

Hier kannst du mehr erfahren und die STOP FOLTER-Kampagne unterstützen.

Der Shop ist noch bis zum 17. Dezember 2014 täglich von 12 bis 20 Uhr geöffnet.

Stop-Folter-Shop, Brunnenstraße 188, 10119 Berlin

Hier sieht man ein paar der Gegenstände, die zum Foltern verwendet werden.

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