Berliner Persönlichkeiten

Anton Weil: Mit einer Affenpower zelebriert er Gassenhauer

Einmal Kreuzberg immer Kreuzberg. Der 27-jährige Schauspieler Anton Weil ist ein Original, in Sachen Fußball hat er sich allerdings für eine Mannschaft aus Hessen entschieden.
Einmal Kreuzberg immer Kreuzberg. Der 27-jährige Schauspieler Anton Weil ist ein Original, in Sachen Fußball hat er sich allerdings für eine Mannschaft aus Hessen entschieden. Zur Foto-Galerie
Kreuzberg  Nach seinem fulminanten Auftritt in Affe sprechen wir mit Schauspieler Anton Weil über seine Arbeit mit Peter Fox, den besten Burger der Stadt und die Liebe zu Eintracht Frankfurt. Nächster Halt: Internationales Engagement.

Wer macht sich denn schon gerne zum Affen? Für Schauspieler Anton Weil gibt es nichts Schöneres. Er hangelt sich an Seilen entlang, nimmt viel zu viele Drogen, bis er plötzlich unter Identitätsverlust leidet. Der Otto Normalverbraucher würde jetzt sagen „So ein Depp!“. Zur Beruhigung: Wir sprechen hier über das Musical Affe, eine Inszenierung des 1,2 Millionen Mal verkauften Albums Stadtaffe von Peter Fox. Und weil Anton im richtigen Leben alles andere als ein Affe ist, hab ich mich mit ihm getroffen, um eine kleine Runde in seinem Kiez in Kreuzberg zu drehen.

Bei unserem Spaziergang gab es jede Menge unterhaltsamer Geschichten.

 

Antons Kreuzberger Hotspots

Wir verabreden uns am Mariannenplatz und schlendern gemütlich in Richtung Markthalle Neun. Die dürfte den meisten Berlinern bekannt sein – Essen und Trinken soweit das Auge reicht. „Zu dem Franzosen gehe ich gerne, der hat super Austern“, erzählt mir Anton am Eingang. Austern kann man mögen oder nicht. Wir einigen uns auf seinen persönlichen Burger-König-Laden namens Kumpel und Keule. Richtig leckere Dinger, die wir da bekommen. Fleisch der Extraklasse, das Anton sich gelegentlich auch an der Theke nebenan besorgt, um mit seinem Vater aufzukochen. Blicken lässt er sich in der Halle meistens, wenn er Freunde zu Besuch hat.

Laut Anton gibt es bei Kumpel & Keule die besten Bacon-Burger der Stadt.Penno

Nach Kaffee und Burger ist der gewünschte Koffeinspiegel erreicht, satt sind wir auch und so geht‘s weiter durch Kreuzberg 36. Schließlich gelangen wir zu einer Bar, die mir Anton sehr ans Herz legt. Leider hat Lerchen und Eulen noch zu als wir vorbeikommen, Bier fällt heute also aus. Und warum muss man da rein? „Es ist total günstig, die Leute sind wirklich toll, es gibt super Drinks und: Es gibt immer frische Blumen.“ Ein paar Minuten später kommen wir zum Buchladen LeseGlück. Hier werden wir von Inhaberin Elli herzlich empfangen. Wir bekommen Heißgetränke und unterhalten uns auf dem Sofa weiter. Elli und Anton sind befreundet, sie verbindet ihre Liebe zu Büchern und zu Eintracht Frankfurt. Das stellt sich natürlich die Frage: Was ist dein Lieblingsbuch und warum ausgerechnet die Eintracht? „Eintracht-Fan bin geworden, weil mich mein Vater erfolgreich angesteckt hat. Als Kind stand ich oft mit ihm im alten G-Block. Lieblingsbuch ist schwierig. Heinz Strunk lese ich immer gern, den schätze ich sehr.“

Auf die Frage, wo er sich denn sonst so in seinem Kiez rumtreibt, antwortet er: „Die Bar Dresden mag ich sehr gerne, ich kenne die Leute seit meiner Kindheit. Oder Sport 88. Auch die kenne ich noch aus früheren Fußballzeiten und kaufe dort nach wie vor noch meine Sportbekleidung.“ So viel zu den angenehmen Dingen des Lebens. Und was stört Anton an seinem Kiez? „Die Mietpreise sind mittlerweile viel zu hoch, die kann man kaum noch bezahlen. Gentrifizierung ist hier längst angekommen und das sehe ich als größtes Problem. Auch das Dealen im Görli ist problematisch. Man sollte die grüne Wunderpflanze einfach legalisieren und die Sache wäre aus der Welt geschafft.“ Trotzdem möchte der Kreuzberger mit keinem anderen Kiez tauschen, weil er sich hier einfach zu Hause fühlt und aufgewachsen ist.

Nette Leute, kühles Bier und frische Blumen - das Lerchen & Eulen.
 

Die Künstler-WG und das Leben als Affe

Geboren ist Anton Weil in Kreuzberg und auch immer dort geblieben. „Es hat sich so einiges verändert hier. Viel Trubel, viele Restaurants, viele Touristen. Das gab es früher nicht in diesem Ausmaß.“ Es will eben jeder nach Berlin und das merkt man. Nach dem Abi war für ihn erstmal ein Jahr kreative Pause angesagt, bis er 2010 sein Schauspielstudium an der Universität der Künste aufgenommen hat. Seine jetzige WG teilt er sich mit einem Mitglied der Band Milliarden, die wir auch schon mal durch die Stadt begleitet haben. 

Eintracht Frankfurt ist Antons Lieblingsclub. Über die Erfolge lässt sich diskutieren.

Bis Anfang Januar spielte und rappte Anton auf der Bühne der Neuköllner Oper im Stück Affe. Regie führte Fabian Gerhardt, den Anton noch aus Unizeiten kennt, das Drehbuch stammt vom renommierten Dramaturgen John von Düffel. Jede Aufführung war restlos ausverkauft und bekam überragende Kritiken. Peter Fox ließ sich sogar höchstpersönlich blicken. Antons Fazit: „super Typ“. „Den Affen über knapp zwei Monate bis zu viermal die Woche zu spielen“, beschreibt Anton „als eine große Herausforderung, sowohl körperlich und psychisch als auch stimmlich.“ 

Elli und Anton im LeseGlück. Inhaberin der Buchhandlung und gute Freundin.

Nach dem unerwartet großen Erfolg soll das Stück Mitte des Jahres noch einmal in die Neuköllner Oper kommen und 2018 im Admiralspalast wieder aufgenommen werden. Geplant ist für dieses Jahr auch sein erstes internationales Projekt. Ein Roadmovie – der in Griechenland, Italien, Schweiz und Hamburg spielt – soll es sein. Den Low-Budget-Film findet Anton künstlerisch sehr ansprechend und sieht es als neue Herausforderung, international zu arbeiten. Das Casting hat er bereits hinter sich. Wir dürfen also gespannt sein auf kommende Produktionen und vielleicht sehen wir ihn ja eines Tages an der Seite einer seiner Lieblingsschauspieler wie Michael Fassbender, Jim Carrey oder Matthias Schoenaerts.

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