Schon seit einigen Jahren stecken die Berliner Jugendverkehrsschulen (JVS) in der Krise. Viele von ihnen hätten eine Verjüngungskur nötig. Doch das Geld für Investitionen fehlt den zuständigen Bezirksämtern und so stehen einige der insgesamt 24 Einrichtungen kurz vor dem Aus. Für die JVS in der Bremer Straße in Moabit scheint die Entscheidung gefallen, im Sommer beschloss das Bezirksamt, die rund 5.000 Quadratmeter große Übungsfläche, auf der Kinder zwischen fünf und 14 Jahren unter Anleitung das richtige Verhalten im Straßenverkehr einüben können, zu schließen. Für den gesamten Bezirk stünde dann nur noch die JVS in der Gottschedstraße im Wedding zur Verfügung. Auf den Seiten der Berliner Polizei ist dieser Standort bereits als einzige Adresse in Mitte vermerkt.
Zu wenige Kinder hätten die Einrichtung genutzt, weitere Investitionen in den Unterhalt und die dringend notwendige Sanierung der Anlage wären demzufolge sinnlos gewesen. Stattdessen plant man, das Gelände an eine städtische Wohnungsbaugenossenschaft zu übergeben, die hier bis zu 250 bezahlbare Wohnungen schaffen soll. Auch eine Kita ist im Gespräch.
Doch gegen die Pläne des Bezirks macht sich die Initiative „Jugendverkehrsschule Moabit“ stark. Sie hat eine Online-Petition eingereicht, in der Unterstützer ihre Unterschrift für den Erhalt der pädagogischen Einrichtung setzen können. Gerichtet ist das Schreiben an Bezirksstadtrat Carsten Spallek (CDU), die Forderung lautet: „Nehmen Sie den KITA- und Grundschulkindern von Moabit, Hansa-Viertel & Tiergarten die Jugendverkehrsschule (JVS) in der Bremer Str. 10 NICHT weg“. Als Argumente werden unter anderem die hohe Zahl von Verkehrsunfällen mit Kindern in Berlin-Mitte, der Mangel an Grün- und Freiflächen im Bezirk, ein Recht auf Bürgerbeteiligung sowie die Potenziale der Einrichtung (Angebote für Erwachsene, spezielle Gruppen im Rahmen der QM-Arbeit, Raum für festliche Aktivitäten …) ins Feld geführt.
Abgesehen von einer lautstarken Demo, die mit Fahrradklingeln und Sprechchören am 27.9. auf die drohende Schließung aufmerksam machte, wurde Ende September, in enger Zusammenarbeit mit der StV, auch die Gründung einer AG „Beteiligungsprozess zur Jugendverkehrsschule“ bekanntgegeben. Mit ihrer Hilfe sollen alle Kräfte, die sich für den Erhalt der JVS stark machen, noch besser gebündelt werden. „Wir werden diesen Weg der Bürgerbeteiligung zum Erhalt der #JVSMoabit weitergehen! Es nützt nichts, das Wahlalter herunterzusetzen, um Wähler zu generieren, die dann wieder Nichtwähler werden, da sich die Politik hinsichtlich der Bürgerbeteiligung nicht ändert, und hier in Berlin Mitte haben WIR als Initiative halt mal begonnen, das zu ändern“, so Harry Hensler, Mitinitiator der Initiative zum Erhalt der Einrichtung.