„Alto Adige“ ist italienisch für Südtirol, eine Region im Norden Italiens, die viele Deutsche als Urlaubsziel begeistert. Eher unscheinbar ist das Antlitz der noch recht neuen Tagesbar in der Windscheidstraße, doch die Tafel vor der Eingangstür lockt schon mit Aperitivos und kleinen Gerichten und weckt unsere Aufmerksamkeit. Und hinein geht es in – ja, ist es wirklich ein Berliner Lokal? Oder sind wir doch in den Süden gereist?
Aperitivos und die Italienische Tradition
Sechs Monate ist es jetzt her, dass das Inhaber-Duo die Türen ihres Lokals öffneten. Eigentlich war die Eröffnung für August letzten Jahres vorgesehen, um die Sommerferien ausklingen zu lassen, doch wie die Bürokratie Berlins so spielt, hat es natürlich nicht alles so funktioniert. Aber egal, besser spät als nie. Werner Frisch ist waschechter Südtiroler aus Bruneck, wo seine Familie seit einigen Generationen das Restaurant Zum goldenen Löwen betreibt. Mona Dresslers Wurzeln dagegen liegen in Moabit. Damit vereinen sie Spaß am Service mit wirklichem Fachwissen über Südtirol, ihre Weine und Speisen. Geschichten aus Norditalien, Aperol und Urlaub kommen hier ganz sicher nicht zu kurz, denn „viele unserer Gäste kennen die Region, waren dort schonmal im Urlaub und kennen sich oft ziemlich gut aus“, sagt Mona. So gibt es immer Stoff zum Austausch!
Dass der Fokus der Tagesbar auf Weinen liegt, ist nicht zu übersehen. Fein säuberlich aufgereiht stehen Chardonnay, Meraner oder Bozener Weine in Regalen, über den Tischen, auf der Theke und hinter den Kaffeemaschinen. Zur Auswahl stehen acht Weiß- und neun Rotweine, alle direkt aus Norditalien. Qualität ist garantiert, ihre Waren bekommen Mona und Werner nämlich vom Meraner Weinhaus direkt aus Südtirol zugeschickt.
Fest zur Kultur Italiens gehört die angenehme Tradition des „Aperitivo“. Man trifft sich in geselliger Runde, um vor dem Essen mit einem Gläschen Wein oder anderem Alkohol den Appetit anzuregen, um runterzukommen und zu entspannen. Eigentlich wäre es doch mal interessant zu wissen, warum sich das nicht auch hier in Deutschland eingebürgert hat… Für die meisten von uns bleibt das Gläschen Wein etwas für den späten Abend oder besondere Feierlichkeiten. Den Aperitivo nach Berlin zu holen war also einer der Wünsche von Werner und Mona, was, wie sich herausstellte, gar nicht so leicht war! „Unter der Woche ist hier noch nicht allzu viel los“, sagt Inhaberin Mona Frisch, „besonders am Wochenede und Freitag Abends ist es hier aber schnell voll“. Aperitivo in Berlin – das ist eben etwas ganz Neues und garantiert nicht überall zu finden. Im Sommer werden sicher noch mehr Menschen es zu schätzen lernen, nachmittags mit ihrem Gläschen in der Sonne zu sitzen.
99% Südtirol, 1% Berlin
Wenn man einen Blick in die gläserne Theke wirft, fällt die Entscheidung ziemlich schwer: Spezielle Käsesorten, Schinken und hausgemachte Kuchen stehen zum Essen bereit. Jeden Tag gibt es verschiedene Suppen zur Auswahl und zur klassischen kalten Mahlzeit „Marende“ gibt es originales Schüttelbrot mit Kaminwurzen, Käse und Gewürzgurken vom Brett. Für den kleinen Hunger gibt es Bruchette oder Tramezzini (kleine Sandwiches mit Avokadocreme oder Ziegenkäse und Birne), lecker ist auch die Foccaccia mit Tomaten und Pinienkernen. Für Frühstücksfreunde hält die Küche den ganzen Tag drei Variationen bereit, zu denen Apfelsaft in verschiedener Form gereicht wird. Und nicht zu vergessen: die feine Auswahl italienischer Kaffeespezialitäten und Bio-Trinkschokolade. Zu 99% kommen alle Speisen und Getränke zwar aus Südtirol, das letzte Prozent aber stammt aus Monas Ecke, einer kleinen Bar in Moabit: Die Limos vom Kapitel 21. „Wir wollten eben noch etwas aus Berlin dahaben“, sagt sie.
Zu gutem Essen gehört auch eine schöne Atmosphäre. Und die bietet das Alto Adige definitiv. Gespeist wird hier auf schlichten, hellen Holzbänken im kleinen Speiseraum, direkt an dem Schaufenster oder gegenüber der Bar. Bei schönem Wetter kann der Espresso natürlich auch draußen in der Sonne genossen werden! Die Theke ist offen und einladend, von Aperol-Flaschen gesäumt und die Karte auf ein Holzbrett geklemmt – passend zu dem rustikalen Südtiroler Stil. Mona und Werner stehen allen ihren Gästen liebevoll zur Seite und sind für kurze oder lange Gespräche immer zu haben.
Mittwochs ist Knödeltag und damit Zeit für Knödeltris mit Speck-, Käse-, Spinat- oder Rote Beete-Knödeln an Salbeibutter und Krautsalat. Jeden Freitag Abend wird das Alto Adige außerdem zum regelrechten Aperitivo-Treff: Freunde, Weinfans oder Neugierige treffen sich auf ein Gläschen, um die Woche ausklingen oder das Wochenende starten zu lassen. Dazu kann man sich an dem selbst kreierten Buffet mit Snacks versorgen und das ganz ohne Aufpreis. Ein Besuch im Alto Adige hat wirklich ein wenig was von einem Kurzurlaub – fehlt nur noch das schöne Sommerwetter und die passende Musik!