Galerierundgang Art Walk

Schöneberger Kunstgeschichte(n)

Die Galeristen und Initiatoren des Art Walk: Andreas Herrmann und Kit Schulte.
Die Galeristen und Initiatoren des Art Walk: Andreas Herrmann und Kit Schulte.
Der Schöneberger Art Walk entführt alle Kulturinteressierten auf eine Reise durch die vergangene und zeitgenössische Kulturszene des Kiezes.

Schöneberg ist bunt – und es wird immer bunter. Zwischen einladenden Cafés, verwunschenen Antiquitätengeschäften, hippen Modeboutiquen und bunten Schwulenbars haben sich einige der vermehrt anzutreffenden Galerien nun zu einem Gemeinschaftsprojekt zusammengeschlossen: Einmal im Monat können Kunstinteressierte sich im Rahmen des Art Walk zu Kunst- und Kulturstätten im Schöneberger Kiez führen lassen. Auf einem Zettel sind die Stationen des Spaziergangs vermerkt. Mit seiner Hilfe werden die Besucher zu zehn Galerien gelotst.

Die erste Station ist Andreas Herrmanns Mianki Galerie. Hier hat die Künstlerin Claudia Kallscheuer ihre scheinbar alltäglichen Motive aus buntem Garn auf Leinwände gestickt. Bei Kit Schulte in der Winterfeldtstraße sind die metallischen Farbexperimente von David Buckingham zu sehen, daneben hängen die Kollagen von Rex Ray aus San Francisco. In dieser Stadt kam Galeriebesitzerin Schulte mit der Idee des Art Walk in Berührung. Bei einem gemeinsamen Frühstück im Frühjahr beschlossen sie und andere Galeristen, das Konzept auch in Schöneberg auszuprobieren. „Wir sind alles junge Galerien und möchten uns die Gäste hin- und herschicken“, erläutert Hermann die Idee. Am 1. Juli waren Besucher erstmals zum Walk eingeladen.

Stadt der Galerie-Rundgänge

In Berlin kann man sich auch in anderen Bezirken zu einem Spaziergang durch die Kunstszene aufmachen. 70 Ateliers und Galerien beteiligen sich etwa an der „Artkreuzberg“ am ersten Septemberwochenende. „Die Künstler, die hier leben und arbeiten, sollen sich zeigen können“, so Organisator Kurt Schwarzmeier. Oft hätten kleine Galerien mit fehlender Aufmerksamkeit zu kämpfen. Auch die steigenden Mieten trügen zu einer Verkleinerung der Kulturszene bei: „Viele geben ihre Ateliers auf.“ Doch in den vergangenen Jahren sei die „Artkreuzberg“ ein großer Publikumserfolg gewesen und westlich des Viktoriaparks würden viele Ateliers eröffnen.

Bei der „walkaroundcharlottenburg“ können sich Kunstinteressierte ein Bild von der Kulturszene in Charlottenburg machen und in Schöneberg selbst bietet der „Schöneberger Galerierundgang“ im Herbst eine zweite Möglichkeit, junge Kunst kennenzulernen.

Was den Art Walk auszeichnet, ist seine besondere Verbundenheit mit dem Kiez. Auf zwei Routen, je 900 Meter bzw. 1,9 Kilometer lang, kann man seine Besonderheiten kennenlernen. Die Kunsthistorikerin Constanze Musterer führt die Teilnehmer nicht nur zu den Ausstellungsorgen, sondern weiß auch allerhand Geschichten aus dem Leben im Viertel zu berichten. Große Namen wie Else Lasker-Schüler (ehemals wohnhaft in der Motzstraße) oder Edwin Dickmann (lebte in der Kluckstraße 35) kommen in ihren Berichten ebenso vor, wie der Club Goya oder die zur Jahrhundertwende entstandene U-Bahn-Linie 4. „Was interessant ist, was die Stadt eben ausmacht“, fasst Musterer ihre Interessen zusammen. „Schöneberg war schon immer ein Künstlerbezirk.“

Künstlerische Kiez-Geschichte

Marlene Dietrich besuchte in den 20er Jahren häufig das Tanzlokal Eldorado, Liza Minelli spielte vor Schöneberger Kulisse im Musical-Film Cabaret. Nachdem die Hausbesetzer in den 80er Jahren im Kiez protestiert hatten, folgte die bürgerliche Mittelschicht. „Als ich vor vier Jahren die Galerie öffnete, sagten die Leute, ich sei wahnsinnig, weil es da keine Galerien gab“, erinnert sich Herrmann. Nun würden die Straßen sich verändern: „Im Schöneberger Norden findet ein Umbruch statt.“

Trotzdem würde sich das Quartier seinen Charme erhalten. „Hier gibt es keinen Bevölkerungsaustausch wie in Mitte und Prenzlauer Berg“, erzählt der Galeriebesitzer. Schulte hofft, dass diese Entwicklung anhält: „Die Struktur ist hier zu gewachsen.“ In Zukunft wollen die Initiatoren des Art Walk Künstlergespräche in den Spaziergang integrieren.

Der Schöneberger Art Walk findet jeden letzten Samstag im Monat zwischen 11 und 18 Uhr statt. Führungen werden von 11 bis 13 Uhr und 15 bis 17 Uhr für 10 euro angeboten. Kinder bis 13 Jahre nehmen kostenlos teil.

Weitere Informationen unter: www.schoenebergerartwalk.de


Quelle: Der Tagesspiegel

mianki.Gallery, Kalckreuthstr. 15, 10777 Berlin

Telefon 030 36432708
Fax 030 36432709

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