Niedrige Decken, jede Menge Heizungsrohre und Industriearchitektur im Keller, ein ehemaliges Schwimmbecken als Tanzfläche – die Partys im Stattbad Wedding schicken die Glücklichen, die schon das Berliner Nachtleben der Nachwendejahre miterlebt haben, auf eine Reise in die Vergangenheit. Mindestens einmal im Monat tönen druckvolle Beats und Bässe aus den Boxen der stimmungsvollen Location in der Gerichtstraße. Die Verbindung von elektronischer Musik und geheimnisvollen Kellergewölben erinnert an die wilden 1990er in der Hauptstadt, als findige Partymacher reihenweise ungenutzte Häuser, Keller und Fabriken in Feier-Orte verwandelten.
Die ehemalige Badeanstalt eröffnete zu Beginn des 20. Jahrhunderts am jetzigen Ort. Von dem ursprünglich prunkvollen Bau blieb nach dem Zweiten Weltkrieg allerdings nicht viel übrig – in den 1950er und 60er Jahren wurde das Stadtbad Wedding im funktionalen Stil der damaligen Zeit wiederaufgebaut. Nach der Schließung des Bads um die Jahrtausendwende erkannte der neue Investor das kulturelle Potenzial der Räumlichkeiten. Zukünftig soll in ihnen eine Konzerthalle entstehen; derzeit werden sie für Ausstellungen, Lesungen oder eben Elektro-Partys genutzt. Im Obergeschoss haben sich unterdessen Musiker und Künstler Arbeitsräume und Ateliers eingerichtet.
Eng, niedrig, stimmungsvoll
Die Erkundung des Kellergeschosses ist schon ein kleines Abenteuer für sich – dafür sorgen die teilweise engen und niedrigen Gänge, in denen es zunächst nicht leicht fällt, die Orientierung zu behalten. Die Technik des Stattbads (das ‚t‘ statt des ‚d‘ haben die neuen Nutzer eingeführt) mit ihren Rohren, Gittern und Hebeln bietet einen optimalen Hintergrund für moderne Kunst oder Tanzmusik. Außerdem haben die Party-Veranstalter dafür gesorgt, dass auch die Tontechnik nichts zu wünschen übrig lässt.
Zu den Partys werden jeden Monat exquisite DJs eingeladen. Zuletzt waren am 10. November unter anderem die Französin Chloé und der Engländer Ewan Pearson zu Gast. Auch wenn die Tanzfläche bei ihren Auftritten fast schon übervoll war, sorgten sie für reichlich Feierstimmung unter den Anwesenden. Auf dem zweiten Floor ging es bei härterem Sound etwas weniger beengt zu. Das Schwimmbecken selbst war für die Tänzer an diesem Abend allerdings nicht geöffnet.
Stattbad Wedding, Gerichtstr. 65, 13347 Berlin, http://www.stattbad.net
Weitere Artikel zum Berliner Nachtleben: