Demo gegen Verbot von Kulturevents in Berlin

Auf Balkonen darf man nicht singen

Drollig und draußen. Hier freut sich ein Bewohner mithilfe einer dekorierten Karl-Marx-Figur offensichtlich über Erfolge der deutschen Fußballnationalelf. Fröhliches Singen auf dem Balkon ist in Berlin jetzt vom Ordnungsamt in Friedrichshain untersagt worden.
Drollig und draußen. Hier freut sich ein Bewohner mithilfe einer dekorierten Karl-Marx-Figur offensichtlich über Erfolge der deutschen Fußballnationalelf. Fröhliches Singen auf dem Balkon ist in Berlin jetzt vom Ordnungsamt in Friedrichshain untersagt worden.
Sie intonierten und musizierten mit Freude, die Friedrichshainer, auf ihren "Singenden Balkonen". Doch die Behörden untersagten das - jetzt wurde demonstriert.

Im Musical West Side Story hat der Balkon seinen großen Auftritt, als Tony und Maria sich ihre Liebe gestehen. Auch in Berlin sind Balkone schon zu großem Ruhm gelangt, sei es in Edith Schröders Neukölln-Shows im BKA-Theater, wenn in der Trashcomedy die Charaktere Edith und Jutta zur Weihnachtszeit ihre Festtagsbeleuchtung auf der Bühne illuminieren. In einigen Kiezen Berlins hat es sich auch eingebürgert, dass vor allem junge Leute selbst im Winter, etwa zu Silvester, eine Party draußen veranstalten.

Und auch die herkömmlichen Balkone in Friedrichshain wurden zuletzt intensiver genutzt als sonst. Sie waren im vergangenen Jahr bei Protagonisten und Zuschauern beliebte Location für die Veranstaltung „Singende Balkone“. Das Nachbarschaftsnetzwerk Polly & Bob rief dieses Event ins Leben, bei dem Nachbarn für Nachbarn auf den Balkonen sangen. So was gibt es auch in anderen Städten. Doch in Berlin erhoben das Ordnungsamt und die Versammlungsbehörde ihre Stimmen. Deswegen „sollen die Balkone in diesem Jahr schweigen“, hieß es.

Weil das doch aus Sicht der Teilnehmer nicht sein könne, luden sie am Sonnabend statt zum Sangesevent zu einer Demo ab 18 Uhr in der Matternstraße Ecke Petersburger Straße. Zudem waren Anwohner aufgerufen, als Zeichen des Protests still auf die Balkone zu kommen – zum „betretenen Schweigen“. Zum Gesang auffordern durfte Volker Siems, der Gründer und Geschäftsführer der Nachbarschaftsplattform Polly & Bob, die Berliner laut der Vorgaben der Ämter nicht. Denn viele hätten doch Freude daran gehabt. Nun sei eine Petition in Vorbereitung, heißt es. Polly & Bob ist ein im Juli 2013 gegründetes Nonprofit-Startup, das auch den ersten Nachbarschaftsfonds Deutschlands gründete. Laut Polizei verlief am Sangessonnabend alles friedlich.


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Quelle: Der Tagesspiegel

Polly & Bob, Wühlischstraße 12, 10245 Berlin

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