Zu Besuch in der Philharmonie in Luxemburg hatten sie in der Pause leckere Pastetchen und besten Crémant zur Stärkung serviert bekommen – und wieder daheim an der Spree im Berliner Theater lapprige Brötchen und schlechten Wein. Das, befanden die beiden, könnte man besser machen. So haben sie sich in die Küche gestellt und bewiesen, dass es besser geht. Und nachdem sie beim Spaziergang an einem leeren Ladenlokal in Charlottenburg vorbeikamen, war die Idee zu verlockend: sich eine eigene Bühne zu schaffen.
Beide sind passionierte Köche, ihre Profession ist eine andere. Der Luxemburger Wolff ist Künstler und Kaschny hat als Ernährungsberaterin gearbeitet. De maufel, so hat das Paar seinen Luxemburger Feinkostladen mit Café-Bistro genannt. Hier bekommt man Mangoessig und Himbeermarmelade, Luxemburger Senf und Pralinen von der Konditorei Oberweis, Wildschweinpaté und Forellenterrine, Paniermehl in nostalgischer Verpackung sowie Crème de Cassis, der es in sich hat.
Intellektuelle Nachbarschaft
Das „de maufel“ ist ein Ort zum Wohlfühlen: grüne Wände, schwarze Regale, Stuck an der Decke, Kaffeehausmobiliar, im Sommer sitzt man draußen unter Lindenbäumen. In der Nachbarschaft wohnen viele Künstler, Schauspieler und Literaten, die gern herkommen, sich morgens frisch gebackene Croissants zum Frühstück bestellen, mittags delikates Coq au Four, und am Abend „Fëschzopp“ (dreierlei vom Fisch mit Croutons & Roille) auf der Zunge zergehen lassen. Dem Duft aus der Küche ist schwer zu widerstehen.
Maufel, man muss das Wort nur einmal in den Mund nehmen, um zu wissen, was es bedeutet: ein Mundvoll. Auf einen Maufel verabreden sich die Luxemburger wie bei uns auf ein Glas Wein. De maufel, so heißt auch die Spezialität des Hauses, die Rieslingpasteten, die wie kleine Pantoffeln aussehen. Kalbs- und Schweinefleisch, in Kräutern und Wein mariniert, wird in Teig gewickelt und gebacken, zur Krönung kommt noch Weingelee hinein. An der Rezeptur hat das Paar lange herumexperimentiert.
Und weil die meisten Berliner sich unter Luxemburg wenig vorstellen können – außer, dass es dort viele Banken gibt –, machen Kaschny und Wolff den Laden mitunter auch zur Lesebühne. Auch Starköchin Léa Linster hat hier schon aus ihren Werken vorgelesen.