Start in die Dampfloksaison

Auf Stadtrundfahrt mit der dicken Else

Die 140 Tonnen schwere Else wartet am Bahnhof Lichtenberg auf ihre Passagiere.
Die 140 Tonnen schwere Else wartet am Bahnhof Lichtenberg auf ihre Passagiere.
Vor genau 70 Jahren erblickte Else das Licht der Welt. Da rollte sie erstmals aus der Fabrik in Potsdam-Babelsberg heraus. Heute ist sie die letzte Dampflok Berlins und kutschiert ihre Passagiere auf Sitzplätzen im Stil der 20er und 30er Jahre und mit reichlich Dampf und Gerumpel durch Berlin und über die Stadtgrenze hinaus. Dieses Wochenende startet die Saison.

Auf die Bahn warten kann ganz schön nervig sein. Verspätungen, Ausfälle und vollgestopfte Waggons haben wahrscheinlich alle BerlinerInnen schon mehrmals fluchen lassen. Wer hingegen auf eine Fahrt mit Else wartet, ist eher vor Vorfreude nervös. 1944 fertiggestellt und 1966 rekonstruiert, wird ihr Dampfkessel seit mittlerweile 20 Jahren jedes Jahr zum Frühlingsanfang für nostalgische Ausflüge und Rundfahrten neu befeuert.

Die Fahrgäste setzen sich dabei in die so genannten „Donnerbüchsen“. Das klingt gefährlicher als es ist. Diesen Spitznamen tragen die ab 1923 massenweise gebauten Waggons nämlich nur wegen ihrem unüberhörbaren Fahrgeräusch. Eine gewisse Lautstärke gehört zum Fahrerlebnis in einer Dampflok wahrscheinlich einfach dazu. Insgesamt sechs Exemplare der historischen Wagen wurden in ihren Originalzustand zurückversetzt. So schauen die Passagiere von ihren Sitzplätzen im Stil der 20er und 30er Jahre in die vorbeirauschende Landschaft hinaus. Damals gab es bei den Sitzplätzen nicht nur die erste und zweite Klasse, sondern zusätzlich die dritte und vierte. So saß (und sitzt) man entweder auf hölzernen Bänken ohne oder mit Rückenlehne, oder konnte (und kann) sich die gepolsterte „Luxus“-Version sichern. Für die Fahrt mit dem „Traditionszug Berlin“ gibt es außerdem einen Speisewagen, allerdings ist der noch im Stil der 70er Jahre.

Mit der Lok durch Deutschland

Nach ihrer Geburtstagsfeier am 15.März beginnt nun die reguläre Fahrtensaison mit der 140 Tonnen schweren Dampflok, die es übrigens auf 1500 PS bringt. Dann geht es am Samstag, den 29. März erstmal quer durch Brandenburg über Magdeburg zum Dampflokfest nach Staßfurt – und danach wieder nach Hause, damit sie am Sonntag für die Traditionsfahrt durch Berlin bereit steht. In Lichtenberg geht es los und dann in einer etwa 1,5-stündigen Rundfahrt dampfend und donnernd über Hohenschönhausen, Blankenburg, Rummelsburg und Köpenick nach Berlin-Lichtenberg zurück.

Danach stehen für dieses Jahr noch so einige Ausflüge an. Da geht es beispielsweise nach Dresden, in den Oderbruch, nach Templin oder auch mal nach Potsdam für eine Historische Schlösserrundfahrt. Startpunkt ist immer das Bahnbetriebswerk Schöneweide, wo außerdem jedes Jahr das Frühlingsfest von „Berlin macht Dampf“ steigt. Der Zusammenschluss aus den „Dampflokfreunden Berlin e.V.“ und der „Eisenbahntradition Halle“, welche die Lokomotiven pflegen und instandhalten, laden BesucherInnen ein, sich die historischen Fahrzeuge mal aus der Nähe anzuschauen. Neben der Else stehen dort noch Diesel- und Elektroloks. Dieses Jahr findet das Fest am 26. und 27. April statt.

Mehr Infos zu den Fahrten und zum Frühlingsfest gibt es hier.

S-Bahnwerk Schöneweide, Adlergestell 143, 12439 Berlin

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