„Es wird für uns eine neue Welt sein, über die wir zweifellos viel berichten werden und was wir berichten wird um so merkwürdiger sein, als kein Naturforscher jemals die wilden Gegenden besucht hat, wo Tiger und Kaimane die Haupteinwohner sind.“ Diese Worte richtete der Reisepartner Alexander von Humboldts, Aimé Bonpland, 1799 in einem Brief an seine Eltern. Das war kurz, bevor sich der französische Naturforscher zusammen mit seinem Berliner Kollegen auf eine fünfjährige Abenteuerreise in die Neue Welt aufmachte. Es sollte eine äußerst erträgliche Reise werden, denn die Amerikanischen Reisetagebücher, die Humboldt von 1799 bis 1804 verfasste, zählen bis heute zu den politisch und gesellschaftlich wirkungsvollsten Dokumenten des ausgehenden 18. und des gesamten 19. Jahrhunderts.
Von Zitteraalen bis zu über Nacht wachsenden Vulkanlandschaften
Humboldt wusste, dass es eine Reise war, die voller unbekannter Größen und Gefahren lauerte. Doch schrieb er an seinen Freund und ehemaligen Lehrer Karl Ludwig Willdenow: „Der Mensch muß das Große und Gute wollen. Das übrige hängt vom Schicksal ab.“ Das Schicksal sollte ihn und seine Gefährten von Cumaná im heutigen Venezuela über Kuba nach Kolumbien und Peru führen. Dort erfüllte sich einer seiner Jugendträume und er sah zum ersten Mal den Pazifik. Danach hielt er sich mehr als ein Jahr in Neuspanien, dem heutigen Mexiko, auf und kehrte schließlich über Kuba und Nordamerika wieder in seine alte Heimat zurück.
Zuhause kam der Mitbegründer der Geographie als empirische Wissenschaft jedoch nicht mit leeren Händen an. Er brachte Tausende von Seiten akribischer Beobachtungen, Messergebnisse, Zeichnungen und Skizzen aus der Neuen Welt mit. In Paris wurde Alexander von Humboldt, der schon tot geglaubt war, als großer Held gefeiert. Und tatsächlich sollten seine Aufzeichnungen für zahlreiche natur- und gesellschaftswissenschaftliche Bereiche von unschätzbarem Wert sein. So hielt Humboldt beispielsweise sein Wissen über die Elektrizität von Zitteraalen fest oder beschrieb die Entstehung einer Vulkanlandschaft innerhalb von nur einer Nacht (Vulkan Jorullo).
Die faszinierenden wissenschaftlichen Errungenschaften Humboldts lassen sich im Original noch bis Samstag in einer Sonderausstellung der Staatsbibliothek an der Potsdamer Straße bewundern. Doch auch, wer es so kurzfristig nicht mehr schafft, hat seit vergangenem Donnerstag die Möglichkeit, die Amerikanischen Tagebücher Humboldts online einzusehen. Barbara Schneider-Kempf, Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz sagt dazu: „Vor 200 Jahren brachte Humboldt sein Wissen über die Welt nach Berlin, jetzt bringen wir sein Wissen digital in die Welt.“