Danziger Straße - Für zwei Tage zieht "Der Gitarrenmann" erneut im Theater unterm Dach ein. Als Vorlage der Inszenierung diente das gleichnamige Stück des norwegischen Schriftstellers Jon Fosse. Vor der Berliner Aufführung haben wir mit Schauspielerin Janin Stenzel über die Herausforderungen eines "Ein-Personen-Stücks" und den internationalen Charakter der Inszenierung gesprochen.
Schon im Buch von Fosse bleibt der Hauptprotagonist – ein Straßenmusiker, der sein Leben gründlich gegen die Wand gefahren hat – ohne Namen. Die Theaterinszenierung von Regisseur Luzius Heydrich setzt allerdings noch einen drauf: Indem der Namenlose von einer jungen Frau gespielt wird, rücken gängige Geschlechter- und Rollenklischees in den Hintergrund. Stattdessen wird das Universelle, das Urmenschliche offenbar.
Im Gespräch mit Janin Stenzel bestätigt die Schauspielerin diesen Eindruck: „Wenn das Publikum vergisst, dass eine Frau einen Mann spielt, dann haben wir unser Ziel erreicht.“ Die 31-Jährige, die für das Stück auch schon auf einer Pariser und einer Baseler Bühne stand, weist mit Nachdruck auf die verallgemeinernde Absicht hin: „Es ging weniger darum, haargenau einen Mann darzustellen. Es ging uns darum, einen Menschen zu verkörpern.“ Dann ergänzt sie aber noch: „Klar ist es schon was anderes, einen Mann zu spielen. Das Kostüm [verantwortlich für Bühnenbild und Kostüm ist Carola Volles] macht sehr viel aus. Wenn ich Mantel, Stiefel und Hut anziehe, verändert sich die Haltung ganz eindeutig.“
Der Gitarrenmann hat ein individuelles Schicksaal – seine Ex-Frau, eine gestörte Vater-Sohn-Beziehung und der Verlust der Liebe zur Musik spielen hier eine Rolle -, das er auf über-individuelle Weise reflektiert: Seinen Gedanken, seine Probleme, sein Scheitern sind nachvollziehbar, man kann sich hier wiederfinden. Passend zu diesen universellen Zügen hat das Stück einen ausgewiesen internationalen Charakter: Nachdem es in Paris uraufgeführt wurde, wird London nach Berlin die nächste Station sein. Gröber geplant ist irgendwann auch einmal ein Intermezzo in Brasilien, verrät Janin: „Ich kann schon Portugiesisch und lerne immer mehr dazu.“ Sie ergänzt: „Das Stück ist für einen Schauspieler ein großartiges Stück, um sich in anderen Sprachen auszuprobieren“.
Denn: Der Gitarrenmann ist lediglich als Person, die aus der Fremde stammt, umrissen. Woher er wirklich kommt, spielt keine Rolle. Für die Schauspielerin bedeutet das zwar viel Arbeit beim Lernen der Texte und Sprachen. Andererseits muss sie nicht perfekt und akzentfrei sprechen können, denn der Akzent steht bei dem Gitarrenmann aus der Fremde ja eh auf dem Programm.
An diesem Donnerstag findet um 20 Uhr die Aufführung des Stücks im „Theater unterm Dach“ statt. Es folgt eine weitere Aufführungen am Freitag (19.12.) – ebenfalls um 20 Uhr. Hier gibt es mehr Informationen zum Stück und zur Schauspielerin.