Christian Hoffmann scheint im siebten Himmel. Umschlossen von einer roten Backsteinmauer, hinter einem Gittertor, windet sich ein kleiner Weg aus Rindenmulch, dem er folgt bis er mittendrin ist – im Pyramidengarten am Columbiadamm. Bunte Blumen, Gezwitscher und kleine, gemütliche Nischen umgeben ihn. Das versteckte Stück Berliner Grün sei „so international wie Neukölln auch“, meint der Fast-Zwei-Meter Mann stolz. Dabei schlägt er sich durch das Gemüsebeet und zeigt auf den Tschechischen Fingerhut, den Französischen Estragon und die Maulbeeren aus Iran. Auch die Gartenfans, die hier regelmäßig jäten, gießen und ernten, kommen aus allen Teilen der Welt.
Der Pyramidengarten wird schon seit 2007 aktiv bewirtschaftet. Christian Hoffmann (49), gekleidet in ein verwaschenes blaues T-Shirt, ist einer der Schöpfer der Idee vom Pyramidengarten. Auch wegen seines Berufs als Umweltberater hatte er sofort Interesse an dem Projekt. Seine Firma Umweltconsulting kümmert sich um eine Reihe von Unternehmungen im Neuköllner Kiez. Die Namensgebung ist manchmal recht ausgefallen. Die „Attacke gegen Hundekacke“ entstand zum Beispiel in Zusammenarbeit mit Schülern der Peter-Petersen-Schule und ist eine Initiative gegen Hundehaufen.
Kiez-Inspektion im VW
Wenn in Nord-Neukölln große Umweltprojekte anlaufen, hat Hoffmann sicher etwas damit zu tun. „Ich habe eben einen grünen Daumen“, meint er, als er es sich wenige Minuten darauf auf dem Fahrersitz seines Autos gemütlich macht. Er spielt heute den Kiezführer und würde alle seine Projekte vorstellen, wenn das möglich wäre. Nächste Station: Körnerkiez.
„Das kann doch nicht sein!“ Hoffmanns Körpersprache – die Arme in die Hüften gestemmt, die Augen zusammengekniffen – signalisiert Verärgerung. Er überquert den Emser Platz. Es ist nur ein paar Monate her, dass er und seine Leute hier ein Beet angelegt hatten. Inzwischen haben Hunde die kleine grüne Insel schon ausgiebig als Knochenversteck genutzt. „Über solche Halter könnte ich mich tierisch aufregen.“ Hoffmann ist noch immer unglücklich, als er wenig später wieder in seinen VW klettert. Doch das alles ist kein Grund, das Handtuch zu werfen, schließlich ist er ein Glas-halb-voll-Typ und Naturverrückter. „Ich fühle mich als Mensch, der andere Menschen mitnimmt“, sagt er, während er die Thomasstraße entlang fährt.
An den Gehwegen stehen Eimer mit Bauschutt. Viele würden hier und in der Siegfriedstraße aus Faulheit einfach ihren Abfall hinterlassen, erzählt Hoffmann. Der angrenzende Friedhof und der Parkplatz helfen Müllsündern, sich danach unbeobachtet zu verabschieden. Die Sauerei bleibt dann erst einmal an Ort und Stelle. „Hier werden wir auch im Einsatz sein“, sagt Christian Hoffmann.
Nachbarskinder sind auch fleißige Helfer
Hoffmann redet vom großen Kiezputz, der am 15. September im Körnerkiez gestemmt werden soll. Die Aufräumaktion ist ein Projekt von Hoffmann und dem Quartiersmanagement und besteht bereits seit 2005. Zwischen 80 und 100 Leute leihen ihre Hände jedes Jahr der guten Sache, Kinder aus der Nachbarschaft machen davon schon rund 30 Helfer aus. „Wir machen Neukölln“, ist dann auf ihren orangenen T-Shirts zu lesen. 2012 haben sie vor, im ganzen Körnerkiez den Abfall von der Straße zu holen und eine kleine Pflanzaktion am Emser Platz anzugehen. Es soll die Leute dazu animieren, sich für ihr Viertel einzusetzen, sagt Hoffmann.
Einsatz ist sein Lieblingswort und Einsatz zeigt er auch. Vielleicht rührt das von der Begeisterung her, die Christian Hoffmann fühlt, wenn er sein Heimatviertel durchquert. Auf eine Art haben Hoffmann und Neukölln etwas gemeinsam: herzlich, nicht sonderlich elegant, aber eben auch schön bunt. Er sagt: „Wir wollen Neukölln noch schöner machen.“
Am 15. September treffen sich Christian Hoffmann und das Quartiersmanagement um 12 Uhr mittags in der Emser Str. 15. Dann geht die Pflanz- und Räumaktion los. Zusätzliche Freiwillige sind willkommen. Unter info@umweltconsulting.biz können sich Helfer anmelden.
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