Lunch Beat im Frannz

Wer tanzte in der Mittagspause?

Zum Gelände der Kulturbrauerei gehört auch der populäre Frannz Club.
Zum Gelände der Kulturbrauerei gehört auch der populäre Frannz Club.
Die Idee, in der Mittagspause abhotten zu gehen, kommt aus Schweden - und ist an sich gar nicht so schlecht. Doch für den ersten Termin im Prenzlauer Berg wollten sich noch nicht so viele begeistern ...

Eigentlich haben sie sich das so gedacht: Laute Musik, eine überfüllte Tanzfläche, und viele Menschen, die in der Mittagspause mal so richtig schön ausgelassen feiern. Soweit die Idee vom ersten Lunch Beat in Berlin. Und dann ist es Donnerstagmittag, 11.45 Uhr, im Frannz-Club in Prenzlauer Berg gehen die Türen auf und es tut sich – erst einmal gar nichts. Keine Menschenmasse vor der Tür, keine gestressten Arbeitnehmer, die in den Club drängen, weil sie in ihrer Mittagspause lieber tanzen statt essen wollen. Bis zu 150 Feierwütige hatte Organisator Ola Jannhov erwartet, gekommen sind an diesem Mittag genau acht.

Wo ist Berlin?

Zum Eröffnungslied „I like to move it“ kommen sie auf die Tanzfläche und machen das, wofür sie heute da sind: Party, eine Stunde lang. Dass der Club fast leer ist, macht ihnen nichts aus. Zwei Frauen nehmen sich an die Hände, drehen sich im Kreis. Daneben tanzt ein Mann, ihm wird es schon nach zehn Minuten zu heiß, sein hellblaues Sakko landet auf einer Bank am Rand.

Auch Thilo, blaues Hemd, weißer Kragen, schwarze feine Schuhe, will seine Mittagspause im Frannz-Club verbringen. Elektro-Beats hämmern, die Uhr zeigt kurz nach zwölf. „Schade, dass so wenig los ist“, schreit der 43-Jährige gegen die Musik an. „Aber das kommt schon noch.“ Dann geht er tanzen: Er klatscht in die Hände, wirft die Arme vor und zurück. Eine Dreiviertelstunde bleibt ihm noch, dann muss der Angestellte zurück an den Schreibtisch.

Ola Jannhov steht am Mischpult. Der gebürtige Schwede und professionelle DJ hat die Business-Disco Lunch Beat nach Berlin geholt. Jannhov drückt sich die Kopfhörer auf die Ohren, blickt auf die Tanzfläche, lacht. Er will sich nicht anmerken lassen, wie enttäuscht er ist. „Es hätten schon ein paar mehr Leute sein können“, sagt der 48-Jährige. „Da frage ich mich schon: Was ist da schiefgelaufen? Wo ist Berlin?“

Doch sie geben nicht auf

Die Idee zum Tanz in der Mittagspause ist in Schweden entstanden. Dort veranstaltete die Projektentwicklerin Molly Ränge vor zwei Jahren den ersten Lunch Beat. Statt Bratkartoffeln, Pizza oder Currywurst gab es kleine Snacks, Wasser – und Beats. Eintritt zehn Euro, ansonsten müssen nur ein paar Regeln beachtet werden. Sie hängen an den Wänden im Frannz-Club: Alkohol, Drogen und Gespräche über den Job verboten. Tanzen, ja bitte, egal mit wem. Wer müde ist, sollte zum Lunchen woanders hingehen. „Rausschmeißen werde ich aber wohl niemanden“, meint Jannhov und lacht.

Um 12.57 Uhr legt Jannhov das letzte Stück auf: „Wake me up before you go go“ von Wham! Thilo bekommt davon nichts mehr mit. Er verlässt den Club fünf Minuten vorher, sein Hemd ist durchgeschwitzt. Er steigt auf sein Fahrrad und fährt zurück ins Büro. Dort will er sich erst einmal umziehen – und duschen. Der nächste Lunch Beat soll am 12. Juni stattfinden. „Vielleicht ist es dann ja schon voller“, hofft Jannhov.


Quelle: Der Tagesspiegel

Frannz, Schönhauser Allee 36, 10435 Berlin

Telefon 030 72627930
Fax 030 726279329

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