Das Märkische Viertel in Reinickendorf hat nicht den besten Ruf. Im Gegenteil: Es zählt zu Berlins Problemkiezen. Hier haben es sich zwei Rentner zur Aufgabe gemacht, Schülern bei der Ausbildungsplatzsuche zu helfen. Das von ihnen ins Leben gerufene ehrenamtliche Projekt Die Ausbildungsplatzpaten gibt jeden Montag Coachings, bei denen Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten für ihre berufliche Zukunft aufgezeigt werden. „Wir wollen den Jugendlichen mit unserem Angebot eine Perspektive geben“, sagt Ausbildungsplatzpate Ullrich Borchert.
Bashar und Seyed aus der sogenannten Willkommensklasse wissen genau, was sie werden möchten, wenn sie die Schule verlassen: Friseur. Aber an dem Wie hapert es bei den Geflüchteten. Da kommen die Ausbildungsplatzpaten wie gerufen. Parallel zum Schulunterricht treffen sie sich mit den Schülern in kleinen Gruppen und geben ihnen Tipps zur Bewerbung, beantworten Fragen und helfen bei der Suche nach passenden Praktika und Ausbildungsplätzen im Internet.
Die Geflüchteten wollen zum Beispiel wissen, wie ein Lebenslauf aufgebaut sein muss, was in einem Bewerbungsschreiben stehen soll oder wie man in einem Bewerbungsgespräch auf unangenehme Fragen antwortet. Aber auch weniger motivierten Schülern soll mit dem Programm auf die Beine geholfen werden. Heute sind das Ramazan und Kevin. Die Zehntklässler wurden von ihren Lehrern zu den Paten geschickt. Klar: Bewerben müssen sie sich am Ende selbst. Die Ausbildungsplatzpaten Ullrich Borchert und Gert Pätzold können ihnen nur Starthilfe geben. Auch gegenseitig können sich die Schüler motivieren: „Such‘ dir jetz mal eine Ausbildung oder willst du Hartz IV kriegen?“
Das Engagement der Ausbildungsplatzpaten beschränkt sich allerdings nicht nur auf die Arbeit mit den Schülern. Sie haben auch eine eigene Plattform ins Leben gerufen: Auf ihrem Online-Forum kann sich jeder Schüler direkt auf Ausbildungsplätze von Firmen aus ihrem Kiez bewerben, Ausbildungsbetriebe auf sich aufmerksam machen und Schulen Repräsentanten einzelner Firmen einladen, um den Schülern einen Eindruck dieses Berufsfelds zu geben.
Seit 2006 sind Die Ausbildungsplatzpaten aktiv – inzwischen mit sechs Paten an vier Reinickendorfer Schulen. Um möglichst unparteiisch bleiben zu können, haben sie keinen Verein gegründet und sehen sich auch nicht als Bildungsträger, sondern als eine Vereinigung Ehrenamtlicher. Um an noch mehr Schulen helfen zu können, suchen sie weitere ehrenamtliche Paten.
Das Angebot der Ausbildungsplatzpaten ist für alle kostenlos, unverbindlich und kann am Thomas-Mann-Gymnasium und an der Benjamin-Franklin-, der Jean-Krämer- und der Paul-Löbe-Schule wahrgenommen werden.
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