Es fängt schon bei der Luft an: Irgendwie riecht es hier anders als in Berlin-Prenzlauer Berg. Und damit meine ich nicht allein die Pferde, die uns quasi schon bei der Ankunft auf dem Landgut Schönwalde von ihrer Koppel aus begrüßen. Rund 45 Minuten sind wir mit dem Auto gefahren, mit den Öffis gestaltet sich der Weg via Regionalbahn und Bus etwas schwieriger, das sollte dich aber nicht von einem Besuch abhalten. Zum 17 Hektar großen Gelände gehören ein modernes Holz-Gästehaus samt Restaurant, ein Café, eine Event-Location sowie einige stattliche Ställe. Schon 1437 wurde an diesem Ort ein Rittergut erbaut, später wurde daraus das charmante Schlossgut Schönwalde. Bis es zu seiner jetzigen urgemütlichen Form fand, hat das Gut etliche Schicksalsschläge verkraften müssen. Der SED erschien das Gebäude zum Beispiel zu stattlich, so wurde das Dach durch Asbest-Zement ersetzt, später vernichtete ein Brandstifter gerade fertig gestellte Ställe…
Im Sommer kommen die Gäste vornehmlich hierher, um Polo zu spielen, ihre Hochzeit zu feiern oder im Biergarten zu sitzen. Bei unserem Besuch ist es etwa 5 Grad kalt und bewölkt. Aber die sympathische Gastgeberin Dr. Inge Schwenger möchte uns zeigen, dass sich ein Ausflug in die Natur zu jeder Jahreszeit lohnt.
Insbesondere überzeugt uns das Argument der feinen Landküche, die im Restaurant serviert wird. Ob Gänsebraten an Rotkohl mit richtig tollen Kartoffelklößen, Wildragout oder Ziegenbratwürste – die Gerichte sind deftig, die Zutaten stammen aus der Region. Typische Hausmannskost eben. Natürlich gibt es auch Angebote für Vegetarier, manchmal direkt aus dem eigenen Garten, wie Frau Dr. Schwenger erklärt: „Für unseren Wildkräutersalat pflücken wir beispielsweise den Löwenzahn oder die Schafgarbe selbst“, erklärt sie das hyper-regionale Konzept.
Zur Verdauung darf im angrenzenden Wald gelustwandelt werden. Ein Vorschlag, den man einem Städter nicht zweimal machen muss. Endlich mal ein Stück Natur, wo man echt alleine ist. Oder man beobachtet die Schafe von Schäfer Olaf Kolecki, der das umliegende Schutzgebiet ökologisch mit seltenen Schaf- und Ziegenrassen pflegt. Das ist tatsächlich auch ein Erlebnis für sich.
Wer sich nicht gleich wieder trennen mag von so viel Havelland-Natur, der kann sich in einem der individuell gestalteten Gästezimmer einmieten. Ob im Zimmer Mexiko, Afrika oder Indien, hier haben die Inhaber des Landguts ihre eindrucksvollen Reisemitbringsel untergebracht, um das Ganze so authentisch wie möglich zu gestalten. Highlight ist sicher das großzügige Loft New York mit seiner Whirl-Wanne und Blick auf die Pferdekoppel. Das hat unsere Kolumnistin Gerlinde Jänicke auch schon begeistert getestet.
Das Restaurant hat am Wochenende und an Feiertagen ab 11 Uhr geöffnet. Gerade zu Weihnachten und Silvester gibt es übrigens viele leckere Specials.