Dezember 2016. Träge fließt die Elbe durch ihr weites Bett. Ein einzelnes Schiff folgt tuckernd dem 90-Grad-Bogen, den der Fluss am sogenannten Bösen Ort bei Lenzen beschreibt. Einsame Spaziergänger lassen ihren Blick über die Elbtalauen schweifen, die sich unter der herrlichen Wintersonne erstrecken. Idylle pur. Ganz im Gegensatz zur Situation gut 14 Jahre zuvor: Beim Jahrhunderthochwasser 2002 konnte der Deich an dieser Stelle nur mit großer Mühe und vielen Sandsäcken gehalten werden, da das Wasser ihn durch die starke Biegung des Flusses extrem belastete.
Seitdem ist in und um Lenzen viel passiert: Dank einer Deichrückverlegung konnte die Elbe domestiziert werden. Gleichzeitig entstand mit dem neu geschaffenen Überflutungsgebiet zwischen altem und neuem Deich Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) war bei dem Projekt von Anfang an mit an Bord. Heute betreibt die Organisation auf der Burg Lenzen ein Informationszentrum und ein Hotel. Grund genug für ein Wochenende an der Elbe.
Die Unterkunft
Das Biohotel Burg Lenzen, Kategorie drei Sterne Superior, verteilt sich auf die Burg selber und die historische alte Schule am Fuß des Burgbergs, die zum Gästehaus umgebaut wurde. In der Burg befindet sich auch das Restaurant, wo natürlich Bio-Produkte in Töpfe und Pfannen kommen. Gefrühstückt wird im Wintergarten, von dem aus man den Blick in den Park und bei blauem Himmel schöne Sonnenaufgänge genießen kann. Luxus solltest du im Hotel nicht erwarten, aber dafür schöne Zimmer in historischen Räumen und bequeme Betten. Das Einzelzimmer in der alten Schule war klein, aber sauber und bot Aussicht in den Park. Ebenfalls auf der Burg ist das Besucherzentrum des BUND untergebracht, der darin über das Vorzeigeprojekt in den Elbtalauen sowie die Burggeschichte informiert. Im Eintritt ist auch der Aufstieg auf den Turm aus dem 13. Jahrhundert inbegriffen.
Der Ort
Lenzen hat gut 2200 Einwohner, keinen Bahnanschluss mehr und liegt im ehemaligen Grenzgebiet – am anderen Elbufer beginnt Niedersachsen. Kein Wunder, dass man hier im westlichsten Zipfel Brandenburgs wirklich seine Ruhe hat. Im Sommer ist das Biohotel Burg Lenzen besser ausgelastet, doch Anfang Dezember logieren dort nur wenige Gäste. Obwohl oder gerade weil man auch im alten Kern der Kleinstadt zu dieser Jahreszeit kaum Menschen trifft, lohnt sich ein Rundgang: Ein großer Teil der Gebäude sind alte Fachwerkhäuser, viele von ihnen ansehnlich restauriert. Anschauen solltest du dir auch das Rathaus von 1713 mit seiner Ein-Zeiger-Uhr und die St.-Katharinen-Kirche mit mittelalterlichen Fresken und einem Taufbecken aus dem 15. Jahrhundert.
Die Umgebung
Das Highlight ist jedoch die Landschaft. Die Prignitz ist sowieso immer einen Besuch wert und hier an der Elbe ganz besonders. Auf dem zurückverlegten Deich kann man kilometerweit radeln, wandern und den Blick über das flache Land und die Flussauen schweifen lassen. Die Elbe sieht man zunächst nur aus der Ferne, denn das Betreten der Auenlandschaft ist aus Naturschutzgründen nicht gestattet. Doch über den alten Gandower Fährdamm gelangt man auf einen Rundweg über den alten Deich direkt am Fluss. Tierfreunde sollten unbedingt ein Fernglas mitnehmen: Neben Vögeln von Kranich bis Fischadler lebt in den Auen auch eine Herde Wildpferde. In dieser Umgebung und bei diesem Ausblick muss man sich einfach entspannen.