Der Rosenkönig ist tot, es lebe der Rosenkönig! Schon der Eingangsbereich der Ausstellung in der Akademie der Künste öffnet die Herzen und Augen der Besucher, die nicht ahnen können, was sie noch erwartet. Augen und Herz seien übrigens auch das, was die drei Künstler eint – laut Elfi Mikesch. Ein Meer aus roten Rosen ist also nur der Anfang, es folgen Schaukästen, Filmstills, riesige Fotoabzüge, kleine Dokumente, Nippes und Bedeutendes, Briefe, Drehbücher, Protestplakate, Klanginstallationen und nicht zuletzt Filme, Filme, Filme. Es gelingt hier tatsächlich, jedem einzelnen Künstler Raum zu geben, seine ganz eigene Kunst zu entfalten und die Verbundenheit in Schmerz, Leidenschaft und liebevoller Freundschaft zu offenbaren.
Freunde fürs Leben
Freundschaften kann man nicht erklären. Sie entstehen, sie leben und überstehen sogar Krisen . Die Beziehung zwischen der Kamerafrau Elfi Mikesch, dem Filmemacher Rosa von Praunheim und dem Opern- und Filmregisseur Werner Schroeter war erfüllt von Liebe und unbändiger Produktivität: „Unsere gegensätzlichen Welten trafen sich in der gemeinsamen Kreativität“, versucht Elfi Mikesch in Worte zu fassen, was man in den Arbeiten der drei sonst nur spüren kann. Natürlich gab es auch Eifersucht, so gesteht Rosa von Praunheim, dass er auf die Beweihräucherung Werner Schroeters neidisch war. Galt er selbst doch immer als Schmutzfink, Schroeter als geniales Gesamtkunstwerk. Elfi Mikesch winkt ab, als erinnere sie sich nur zu genau an Streitigkeiten und große Emotionen. Überhaupt scheint es so, als sei Elfi Mikesch für die beiden expressiven Herren ein ruhender Fels in der Brandung des Lebens gewesen. Dabei ist ihr Anteil am Gelingen der einzelnen Werke keineswegs unbedeutend: Sie fand poetische Bilder für harte Provokationen und ästhetischen Ausdruck für neue Erzählformen und andere Wege.
Die Idee dahinter
„Elfi ist viel zu bescheiden“, erklärt Rosa von Praunheim, wie die Idee zur Ausstellung entstand, „also wollte ich ihr Werk endlich mal vorstellen.“ Nun hofft er, dass die Kamerafrau, die auch selbst Regie führte, endlich weltberühmt werde. Elfi Mikesch kann darüber nur lachen. Denn das Motto, geboren, um berühmt zu werden, ist gar nicht ihres, sondern natürlich das von Rosa selbst. Zu gern hätte er auch diese Ausstellung so betitelt, doch ein Film Werner Schroeters wurde namensgebend: Abfallprodukte der Liebe ist die deutsche Übersetzung zu Poussières d’amour von 1996.
Unbekannte Werke und neue Projekte
Die Ausstellung versucht erst gar nicht, ein vollständiges Bild der drei Künstler zu zeichnen. Zu umfassend sind ihre Werke, zu vielschichtig ihre Charaktere, zu bewegt jedes ihrer Leben. Die gezeigte Kunst hier ist zum Teil unbekannt oder in Vergessenheit geraten. Aber es wird deutlich, was wichtig war und ist. Ob Schroeters Bewunderung von Maria Callas, Elfi Mikeschs Faszination für die Camera Obscura oder Rosa von Praunheims lauter und Penis-reicher Kampf gegen Diskriminierung von Homosexuellen. „Auch wenn wir hier nun die Ehe für alle haben“, die der junge Rosa mit seinen politischen Freunden ganz sicher nicht im Sinne hatte, lehnten sie doch die Spießbürgerlichkeit der Heteros ab, „weltweit geht die Kriminalisierung von Homosexualität weiter.“ Daher ist der Eröffnungsabend auch nicht zufällig auf den 17. Mai 2018 gelegt worden. Das Datum erinnert an den Paragrafen 175, der bis 1994 hierzulande sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte.
Das Begleitprogramm ist so bunt und vielfältig wie die kleine, feine Ausstellung selbst. Es gibt Performances, Vorträge und Filme zu sehen. Filmfans sollten sich nicht entgehen lassen, Palermo oder Wolfsburg von Werner Schroeter im Kino ansehen zu können. Aber auch die Talks mit Rosa von Praunheim sind garantiert beste Unterhaltung mit Tiefgang.
Die Ausstellung „Abfallprodukte der Liebe“ ist in der Akademie der Künste vom 18. Mai bis zum 12. August 2018 zu sehen.