Egbert Baqué ist der Rock’n Roller unter den Berliner Galeristen. Rock- und Popmusik werden in der Kunstszene kaum gewürdigt, obwohl sie die Alltagskultur stark geprägt haben, meint er. „Ihr Einfluss auf Film, Mode, Kultur, auch auf die Politik ist enorm, ob gewollt oder nicht.“ Schon vor vier Jahren animierte er die Künstler seiner Galerie zu einer Ausstellung über Bob Dylan. Und im November/Dezember 2012 machte er eine Benefizausstellung für Pussy Riot in seiner Galerie Contemporary Art am Fasanenplatz.
Am 8. Januar diesen Jahres kündigte David Bowie in seinem Video „Where are we now?“ die Veröffentlichung seines neuen Albums „The Next Day“ nach 10-jähriger Abstinenz an. Baqué verschob sofort seine Ausstellungspläne für das Frühjahr 2013 nach hinten und plante eine Ausstellung zu David Bowies Berliner Jahren von 1976 bis 1978. Die Schau mit Werken von Abetz & Drescher, Claus Feldmann, Rainer Fetting, K.H. Hödicke, Ivar Kaasik, Wolfgang Neumann, Tim Plamper, Joachim Seinfeld und Snapple beschreibt die Atmosphäre des Berlins von David Bowie der 70er Jahre mit Malerei, Zeichnung, Fotografie und kurzen Texten.
Drei Jahre, drei Alben
David Bowie kam, inspiriert von dem Film Cabaret mit Liza Minelli und den Filmen Fritz Langs und Friedrich Wilhelm Murnaus, 1976 nach Berlin und lebte bis 1978 in der Schöneberger Hauptstraße 155. Drei seiner wichtigsten Alben, die sogenannte Berliner Trilogie, Low, ‚Heroes‘ und Lodger, produzierte er in den alten Hansastudios am damals noch einsamen Potsdamer Platz an der Berliner Mauer. Häufig ging er zum Schwimmen an den Wannsee und in das Brücke Museum, zu den Bildern von Erich Heckel, Ernst-Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff. Vor allem aber liebte er die Lebensmitteletage des KaDeWe; hier deckte er sich gerne mit edlen kulinarischen Kostbarkeiten ein. In seinem neuen Album, das auch in der Ausstellung erhältlich ist, singt er in Where Are We Now vom Potsdamer Platz, dem Dschungel in der Nürnberger Straße und „A man lost in time near KaDeWE …“
Der Focus der Ausstellung in der Contemporary Art liegt auf David Bowies Berliner Zeit, während im Victoria Albert Museum in London gleichzeitig eine große David-Bowie-Schau mit vielen persönlichen Accessoires des Musikers und Performers läuft – unter anderem ist dort auch der alte Durchsteck-Schlüssel Bowies zu seinem Haus Hauptstraße 155 in Berlin zu sehen. Diese Ausstellung ist schon auf Wochen ausgebucht und wird verlängert werden.
Nun, wer sich den Weg nach London sparen will, sollte sich die wunderbare kleine Ausstellung am Fasanenplatz nicht entgehen lassen.
Die Ausstellung „A Tribute to David Bowie – HAUPTSTRASSE. The Berlin Years 1976 – 1978“ läuft noch bis zum 1. Juni in der Galerie Egbert Baqué Contemporary Art. Geöffnet ist sie Dienstag bis Freitag von 14 bis 19 Uhr, Samstag von 12 bis 18 Uhr.
Mehr zu David Bowie: