Hinter dem sperrigen Titel How to talk with birds, trees, fish, shells, snakes, bulls and lions versteckt sich eine spannende Ausstellung des 13-köpfigen Künstlerkollektivs rund um Antje Majewski. Der Titel ist allerdings mehr ein Appell, sich wieder mit der Natur zu verbinden, als dass sich dahinter eine konkrete Anleitung zum Dialog mit Tieren und Pflanzen verbirgt. Die Künstler und Künstlerinnen aus Afrika, Polen oder Deutschland setzten sich mit gefährdeten Orten, Gemeinschaften und Lebenswelten auf der Erde auseinander, um auf die bedrohte Umwelt aufmerksam zu machen.
Ein Baum kann mehr sein als Brennholz, eine Muschel mehr als eine Delikatesse und ein Fluss mehr als ein Transportweg oder eine Nahrungsquelle. Alle Installationen, Gedichte, Fotografien und Gemälde bergen auch Kritik am utilitaristischen Umgang mit der Natur im Kapitalismus. Diese Ausstellung im Hamburger Bahnhof ist in jeder Hinsicht sehr umfangreich und wird gewiss bei jedem Besucher andere Assoziationen und Gefühle wecken.
Die Kommunikation zwischen Mensch und Natur
Zu den Werken, die uns am meisten beeindruckt haben, gehört unter anderem Antje Majewskis Bäume und Menschen. Der Film beschäftigt sich mit dem chinesischen Glauben, dass in sehr alten Bäumen Götter wohnen. Statt sie als Baumaterial zu betrachten, sehen die Chinesen in den Bäumen Heiligtümer, die sie mit Opfergaben verehren und anbeten.
Der brasilianische Künstler Paulo Nazareth klettert in einem Video selbst auf einen alten Ficus, der eine Kirche überwuchert. Diese – in der afrobrasilianischen Religion von Geistern bewohnte – Baumart ruiniert langsam das christliche Bauwerk und sprengt so die Wurzeln der Kolonialisierung. Ein anderes Beispiel für einen Ort, den die Natur sich zurückerobert, ist der Gemeinschaftsgarten von Antje Majewski im Wedding. Nachdem dieser verwüstet wurde, folgt Majewski dem unaufhaltsamen Prozess, wie die Pflanzen ihr Territorium erneut in Besitz nehmen, mit der Kamera.
Entstanden ist die Ausstellung übrigens aus einem Gespräch von Antje Majewski mit dem senegalesischen Maler, Bildhauer und Dichter Issa Samb in Dakar. Sie trafen sich, wie soll es anders sein, in dessen Garten. Samb sagte einmal: „Objekte sprechen ihre eigene Sprache. Der Wind spricht. (…) Der Baum spricht.“ Die Austellung widmet sich dieser Kommunikation, die wir durch Empathie und Liebe zur Natur lernen können. Issa Samb ist inzwischen leider verstorben und auch seine berühmten Bäume gibt es nicht mehr. Eines Tages werden sie vielleicht wieder zurückkehren, um ihren Raum erneut einzunehmen: Wer aufmerksam lauscht, kann sie vielleicht schon wachsen hören…
Die Ausstellung How to talk with birds, trees, fish, shells, snakes, bulls and lions im Hamburger Bahnhof läuft noch bis 12. Mai 2019.