Die Fashion Week ist vorbei, die Mode bleibt. Ich selbst habe nicht eine der Shows besucht, was auch wirklich Verschwendung gewesen wäre, Perlen vor die Sau werfen, im Grunde. Ich habe keinen eigenen Stil, kaufe nicht wirklich gerne Klamotten ein, nur hin und wieder kriege ich einen Rappel und sortiere meine alten Sachen aus, hänge ein paar neue dazu.
Ich bin nicht nur nicht stylish, ich habe auch keinen Kunstverstand. Nicht für einen Cent. Ich sehe Kunst wie ein Kind. Entweder ich finde etwas schön oder eben nicht. Was ich aber sehr schätze: Gute Freunde, einen guten Wein und eine gemütliche Location mitten in der Stadt. Deshalb nehme ich auch gerne die Einladung zu einer Vernissage zu einer Ausstellung an, in der es um Mode und Accessoires geht. Denn diese findet statt in Fräulein Brösels Schnapserwachen in der Manteuffelstraße in Kreuzberg.
Schöne Fotos, „absinthischer Schwindel“
Das sind sie tatsächlich. Voll schön. Fotos sehr hübscher Menschen in wunderbaren Kostümen, das Ganze auf Seide gedruckt. Fräulein Brösel kennt die Designerin Tata, deren Kreationen auch Teil der diesjährigen Fashion Week waren, aus ihrem Kiez im Friedrichshain. Sie wurde von ihr angesprochen, ob sie nicht vielleicht Lust hätte, für sie zu modeln („Fräulein“ Stefanie Brösel sieht aus wie eine kleine dunkle Zuckerfee aus einem Tim Burton-Film). Nö, hatte sie nicht. Jahre später trafen sie sich auf einer Modemesse wieder. Und weil das Schnapserwachen gleichzeitig auch eine Galerie ist, die Fräulein Brösel zusammen mit dem Künstler Zascho Petkow betreibt, wurde die Idee zu einer gemeinsamen Ausstellung geboren.
Tata Christiane arbeitet eng mit dem Fotografen Valquire Christopher Veljkovic zusammen. Ihn treffe ich bei einem sensationellen Grünen Veltliner aus Fräulein Brösels Weinsammlung. Chris, so möchte er genannt werden, erzählt ruhig und dennoch mit brennender Leidenschaft von seinen Bildern, von Tata, mit der er seit fünf Jahren zusammenarbeitet. In der Fotoserie, die wir uns jetzt gemeinsam anschauen, hat er nicht mit Blitzanlagen gearbeitet, sondern mit Festlicht. Das ist wohl ungewöhnlich für Modefotografie, lerne ich. Weil Modefotografie vor allem aus der Bewegung entsteht – hier ist alles statisch.
Die Venus ist am schönsten
Die Bilder sehen in ihrer Perfektion teilweise nach Photoshop aus, sind aber komplett unbearbeitet. Besonders liebt er die Serie, die an 13 griechische Gottheiten angelehnt ist. Die Planeten, die eingearbeitet sind in die Werke, sind Originalaufnahmen der NASA. Das Schönste ist natürlich das Bild von der Venus. Ich möchte mir das gerne an die Wand hängen! Ich gehe davon aus, dass ich recht tief in die Tasche greifen müsste dafür.
Aber wenn ich ganz ehrlich bin, gibt es eine Sache, die mir wirklich am besten gefallen hat. Ein Gläschen von Frau Brösels neuester Schnapskreation, Mandelgeist. Definitiv auch ein kleines Kunstwerk. Und auch wenn ich nie ein großer Mode- und Kunstkenner sein werde, es ist schön, einen Hauch der Coolness der Berliner Szene zu atmen. Die Ausstellung läuft noch bis zum 22. Juli.