Die Hauptstadt hat Lust auf Fotografie – so stellt sich das zumindest an diesem Freitag im November zur Vorabendzeit dar. Die Galerie C/O Berlin ist gut besucht. Ein gemischtes Publikum im Alter von geschätzt 18 bis 65 Jahren steht vor den auf zwei Stockwerken verteilten Aufnahmen, diskutiert teilweise interessiert – über Bilder, aber auch über gemeinsame Bekannte. Zwei Wochen nach der Eröffnung ist es noch ein soziales Event, sich hier im Amerika Haus sehen zu lassen.
Doch das Eröffnungsprogramm spricht ohnehin für sich. Den größten Teil des Erdgeschosses nimmt die Ausstellung „Magnum Contact Sheets“ ein. Fotografen der legendären Agentur Magnum haben in den letzten Jahrzehnten bis zurück in die Nachkriegszeit viele historische Momente mit geschultem Blick für das Wesentliche und das scheinbar Nebensächliche eingefangen. Bei C/O Berlin öffnen sie nun ihre Archive und enthüllen etwas, das dem Medienkonsumenten normalerweise verborgen bleibt.
Historisches zum Auftakt
Nach einem Blick auf die sehenswerten Dresden-Collagen der 1982 in Potsdam geborenen Fotokünstlerin Luise Schröder geht es hoch in den ersten Stock. Hier ist ein großer Teil der Ausstellungsfläche Will McBride gewidmet. Der 1931 geborene US-Amerikaner ist zum ersten Mal bei C/O Berlin zu sehen – seine Arbeiten waren aber die ersten Fotos, die im ehemaligen Amerika Haus ausgestellt wurden. So verknüpfen sich die Geschichten zweier Institutionen – so wie ohnehin zur Wiedereröffnung der Galerie der historische Anspruch deutlich wird.
Individualisiermaschinen
In der aktuellen Ausstellung McBrides werden Werke aus den späten 1950er und frühen 1960er Jahren gezeigt. Der Fotograf war damals ein junger Beatnik und erlebte die Trümmerlandschaften Berlins, aber auch die wieder aufkeimende Szene als staunender teilnehmender Beobachter. Wir stoßen auf Bilder von zerbombten Häusern, auf der Straße liegenden Betrunkenen, in Trümmern spielenden Kindern – aber auch auf wilde Hauspartys und einen fröhlichen Bootsausflug junger Leute, mutmaßlich auf dem Teltowkanal. Man merkt den Werken an, dass sich McBride in die Stadt verliebt hatte – dementsprechend wird er auch in der aktuellen Ausgabe der Galerie-Zeitung zitiert.
Noch ein Wort zu den Räumlichkeiten: Die sind von innen so, wie eine Fotogalerie sein sollte. Reduziert und gut ausgeleuchtet. Im Erdgeschoss gibt es noch einen Shop und ein Café. Und außen ist man bei der Ästhetik des Amerika Hauses geblieben, hat sie ähnlich wie beim nahen Einkaufszentrum Bikini nur aufgefrischt.
Weitere Informationen zur Galerie C/O Berlin findet ihr auf deren Homepage.