In der dokumentarischen Fotoarbeit „Hotel 1000 Sterne“ beschäftigt sich Benjamin Ochse mit der Situation von Obdachlosen in Europa. Auf einer Recherchereise im Herbst 2011 zeigten sich ihm ihre Not-Behausungen meist direkt vor der Linse. Überall und ohne sie gezielt zu suchen, traf der Fotograf auf solche „Wohnecken“: Mal zurückhaltend kaschiert oder mit der Umgebung verwoben und nur auf den zweiten Blick als Wohnstatt erkennbar, dann wieder klar ersichtlich und offen.
In scharfem Kontrast zu den glitzernden Konsumtempeln unserer Innenstädte sind sie der Teil des Straßenbilds, vor dem Passanten rasch den Blick abwenden. Oft sind es nur wenige Habseligkeiten, die auf das Leben auf der Straße hinweisen, sorgfältig in einem Einkaufswagen verstaut oder möglichst unauffällig in Taschen und Plastiksäcken verpackt. Andernorts werden die Bewohner sichtbar durch ihre Lager, mit denen sie ein kleines Territorium im öffentlichen Raum für sich in Anspruch nehmen. Einige leben alleine als Stadtnomaden auf Parkbänken oder versteckt in Häusernischen, hinter Stromverteilerhäuschen oder in Unterführungen. Andere haben sich in kleinen Gruppen unter Brücken eingerichtet, ein wenig wie in einer Wohngemeinschaft. Gekocht wird gemeinsam auf einem Grill.
In der erstmalig gezeigten Fotodokumentation von Benjamin Ochse geht es nicht um die obdachlosen Menschen als Protagonisten, sondern um ihre Über-Lebensräume. Im Mittelpunkt stehen ihre Strategien, sich in einer feindlichen urbanen Umgebung mit den einfachsten Mitteln auf lange Sicht zu behaupten. Die Bilder zeigen ungeschönt, mit wie wenig Obdachlose im Alltag auskommen und wie sie sich vor der Umwelt zu schützen versuchen. Wie sie sich ein Minimum an Privatsphäre schaffen mit den wenigen Dingen, die sie noch besitzen.
Die Serie macht auf das Schicksal von Menschen, die auf der Straße leben aufmerksam, ohne sie selbst dar- und bloßzustellen. Die Bilder berühren, erstaunen und erschüttern. Sie regen dazu an, die eigene Situation und die derer, die auf der Straße ums Überleben kämpfen, zu reflektieren.
Der Eintritt ist frei.