Elvis’ Feldjacke, die Goldene Schallplatte von Silver Convention für „Fly, Robin fly“, die LP „Heroes“ von David Bowie und ein paar adidas Superstars mit den Unterschriften von Run DMC – das sind die besonderen Stücke in der neuen Ausstellung des AlliiertenMuseums „Von G.I. Blues zu G.I. Disco“, die am Donnerstagabend eröffnet wurde. Doch die wirklichen Ausstellungsstücke sind die Songs – insgesamt 230 begleiten die Schau über den „American Way of Music in Deutschland“.
Die jahrelange Präsenz der Alliierten habe nicht nur militärische Bedeutung, sondern auch ein kulturelle, erklärte Dr. Gundula Bavendamm bei der Vorstellung der Schau am Donnerstagvormittag. Die Garnisonstädte seien „kulturelle Labore“ gewesen für Musik, Lifestyle, Mode und Habitus.
Ausgangspunkt der Ausstellung sei die Frage gewesen, wo man denn heute noch die Musik jener Besatzungsjahre erleben kann, wo sie fortlebt. Die Antwort: G.I. Disco. Die beiden DJs Daniel W. Best und Karsten Grossmann, alias Kalle Kuts, traten mit ihrer Idee zu dieser Ausstellung an das Museum heran. Die Clubs und der Musik der 1980er und ’90er Jahre habe sie geprägt, erzählte West. Vor drei Jahren gründeten sie das Projekt „G.I. Disco“, um die Musik der G.I.s auf die Tanzfläche zurückzuholen. Und so ging man in der Ausstellung zurück in der Zeit, zu den historischen Wurzeln in den 1940er Jahren. Der Fokus liege dabei auf den G.I.s, die „die Rolle als musikalische Mittler“ übernahmen und damit eine Art „informelle Diplomatie“ begründeten, so Bavendamm.
Wall of Fame
Die Ausstellung beginnt mit einer „Wall of Fame“, wo unter anderem die Sänger Sydney Youngblood, Bata Iliç, Ron Williams und Radio-Legende Rick de Lisle kurz zu Wort kommen. Dann geht es auf Zeitreise, entlang einer gelben Schallwelle.
Natürlich fehlt nicht die „erste Identifikationsfigur für deutsche Teenager“ – Elvis Presley, der als G.I. in Friedberg in Hessen stationiert war. Die Disco-Zeit wird näher beleuchtet, aber auch die Proteste gegen den Vietnam-Krieg der USA, die für eine kurze Abkühlung der freundschaftlichen Beziehungen sorgten und sich auch in der Musik niederschlugen. Es folgen Hipp Hopp und Graffiti – und der Anschlag auf die Disco „LaBelle“ im April 1986 und schließlich das Ende in den 90er Jahren mit dem Weggang der Amerikaner.
In diesen fast 50 Jahren wurden viele Karrieren begründet, wie die der Band „The Monks“, von Ron Williams, dem ersten afroamerikanischen DJ bei AFN, dem amerikanischen Soldatensender, von Terence Trent D’Arby und Sidney Youngblood. Sie alle kamen als Soldaten nach Deutschland. Vor allem im amerikanischen Sektor entstanden Clubs und Bars nach amerikanischem Vorbild, zu dem auch Deutsche Zutritt hatten, anders als zu den Army-Clubs wie etwa das Starlight Grove in den McNair-Barracks in Lichterfelde. Diese öffneten sich erst in den 90er Jahren für deutsche Gäste, als ein Ende der Besatzung abzusehen war.
Interviews mit Zeitzeugen
Plattenschneider, Ghetto-Blaster und der erste Walkmann verdeutlichen auch die technische Entwicklung, die sich in den Besatzungsjahren vollzog. Dazu gibt es Interviews mit Zeitzeugen wie Rolf Eden, der in den Andrew Barracks in Lichterfelde an der Bar arbeitete, Radiomoderator Lord Knud, eigentlich Knud Kuntze, der beim Rias die „Schlager der Woche“ moderierte und Katja Bahadori, die den Anschlag auf das „LaBelle“ überlebte. Selbst aktiv werden können Besucher in einem Extraraum, wo sie sich im Scratchen versuchen können, zudem werden im Rahmenprogramm Graffiti-Workshops für Kinder angeboten.
Zu sehen ist die Ausstellung „Von G.I. Blues zu G.I. Disco – Der ‘American Way of Music’ in Deutschland“ bis zum 27. April 2014 täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr im AlliiertenMuseum. Der Eintritt ist frei. Zur Sonderausstellung ist eine Musik-CD erschienen. Begleitet wird die Schau mit Filmen und Workshops.
Dieser Text wurde uns zur Verfügung gestellt von den StadtrandNachrichten, der Online-Zeitung für Steglitz-Zehlendorf.
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