Es geht darum, die Wahrnehmung auf den afrikanischen Kontinent zu verändern. Es geht darum, Afrika nicht als geschlossenes System, als irgendwie Fremdes, als phantasieanregenden Exoten zu mystifizieren. Afrika ist nicht die Projektionsfläche eines „Herzen der Finsternis“, wie Joseph Conrad 1901 einen bösartig schwarzen Kontinent beschrieb. Und ironischerweise ist es gerade die bedrückend schwarze Inszenierung von „After Year Zero“, die dies verdeutlicht.
Statt des großen Saales, wie er sich normalerweise hinter den Durchgangstüren auftut, erwartet einen ein zerhackter Raum. Riesige Videoinstallationen und vereinzelte Tische mit Dokumentenmaterial zerteilen den Saal in ungeordnete Segmente. Dazu ist noch der Boden in große schwarze Raster aufgegliedert, die immer wieder von Schlangenlinien durchbrochen werden. Die Fensterfront ist abgedunkelt, der Raum düster. Im Hintergrund redet eine unterkühlte Frauenstimme in hartem Englisch, sie klingt wie Nico von The Velvet Underground. Keine exotische Stammesmusik macht überdeutlich, dass es sich um eine Ausstellung über Afrika handelt. Im Haus der Kulturen der Welt findet keine Touristenattraktion statt. Statt buntem Suaheli-Kitsch herrscht finsterer Minimalismus, der sich aber nicht dem Finsternismythos eines Conrad bedient, sondern audiovisuell die bedrückenden Inhalte der Ausstellung widerspiegelt.
Zwischen Black Panthers und imperialistischen Akteuren
So berichten Dokumente von der Zuspitzung der Arbeiten am Suezkanal im 19. Jahrhundert hin zur politischen Krise 1956. An einem anderen Tisch wird die Bedeutung des Ausstellungstitels deutlich: 1945. Ein symbolisch gezogener Schnitt, der Bruch des Westens mit seiner Geschichte, hat Afrika als gleichberechtigten Akteur nicht eingebunden. Was aber vor allem nach diesem Jahr Null 1945 geschehen ist, zeigt „After Year Zero“ auf: Videoinstallationen über Alltagsimperialismen, einen Bankier der Fotos von afrikanischen Frauen sammelte, den Italienfeldzug zur Angliederung Äthiopiens, Nicolas Sarkozy.
„After Year Zero – Geografien der Kollaboration seit 1945“ findet noch bis zum 24. November statt. Mehr Infos gibt es hier.