Ausstellung Welt ohne Außen

Hier gibt es ein Konzert zum Riechen

Eine Installation mit vielen Rohren, das ist die Geruchsorgel.
Dieses Gerät lässt deine Geruchsorgane aufblühen. Zur Foto-Galerie
Im Martin-Gropius-Bau kannst du jetzt wieder den einzigartigen "Smeller" erleben: Eine Orgel, aus der statt Töne Gerüche kommen. Das und mehr Kunst zum Eintauchen erlebst du mit allen Sinnen in der aktuellen Ausstellung "Welt ohne Außen".

Ein leerer Raum mit Stühlen vor einem seltsamen Metallungetüm, mittendrin: Menschen, die schnüffeln. Manche schließen lächelnd die Augen, andere halten sich die Nase zu. Aber nicht lange. Denn nach wenigen Sekunden riecht es schon wieder anders. „Was ist das denn?“, fragt eine Frau. Nach kurzem Schnuppern antwortet ihr Nachbar: „Ist das nicht Gras?“ Bevor die Frau zustimmen kann, ist der Raum von leckerem Erdbeer-Duft erfüllt. Und genau das ist das Besondere beim diesem Kunstwerk. Kontrolliert und in Sequenzen werden hier verschiedenste Gerüche abgegeben.

Der Ursprung der Gerüche ist die Geruchsorgel, der Smeller 2.0. Ein Gerät aus Schläuchen und Rohren, das Gerüche und Luft in den Raum pustet. Wann welcher Geruch mit einem leisen „Plopp“ freigegeben wird, ist elektronisch vorprogrammiert. Und zwar vom Erfinder dieses besonderen Instrumentes. Wolfgang Georgsdorf heißt er, nennt das, was auf dem Smeller entsteht „Geruchskonzerte“ und sich selbst ihren Komponisten.

Rohre hinter den Kulissen des Smeller. ©Wolfgang Georgsdorf

Warum aus Geruch Kunst werden muss

20 Jahre hat es von der Idee bis zur Umsetzung seiner Geruchsorgel gedauert. Die Zeit brauchte es, um die Technik für das Riechen in Sequenzen zu entwickeln, um Duftnoten dafür auszuwählen und herzustellen. Warum Georgsdorf überhaupt mit dem Geruchssinn spielt? Ihn fasziniert dieser „tiefste Sinn“, den niemand durch die Urteilskraft steuern kann und der direkt ins limbische System eindringt. „Man kann niemals wegriechen„, sagt der Duftorganist. Und: „Es ist mir unerklärlich, warum wir schon zum Mond geflogen sind aber kein Instrument zum Sequenzieren von Gerüchen erfunden haben!“

Während andere das Riechen im Alltag verlernt haben, ist Georgsdorf darin zum Experten geworden. „Man kann aus Mundgeruch Aas machen, aus Johannisbeere Katzenpisse“, erklärt er uns, „je nach Dosis der einzelnen Elemente“. Der Duft des Meeres ließe sich zum Beispiel nicht in eine Flasche zwingen. Aber bei der Kombination von Jod, Diesel, Fisch und etwas Gammeligem fühlen wir uns sofort an einen Hafen erinnert. Beim Smeller sollen die Leute „schnuppern und schauen, was passiert“, sagt der Künstler. Wie bei einem Gemälde ginge es schließlich um den Gesamteindruck und nicht darum, einzelne Farben zu erkennen. Ganze 64 Schlüsselgerüche sind es, die in der Geruchsorgel stecken und dich in andere Sphären versetzen.

Kunst zum Riechen

Wir waren jedenfalls ganz gebannt von Käse, Meer und Co. und haben vor lauter Hinriechen ganz das Hören und Sehen vergessen. Auch auf dem Weg nach Hause. Grillwolken aus dem Monbijoupark, Abgase und all die anderen Großstadt-Gerüche gingen viel intensiver in die Nase. Georgsdorf erklärt das damit, dass auf dem Festival sofort neue Verbindungen im Gehirn entstehen. Vielleicht ist es aber auch unsere neue Faszination für olfaktorische Eindrücke. Die zu entdecken, macht einfach Spaß.

Die Geruchsorgel kannst du ab sofort wieder in der neuen Ausstellung Welt ohne Außen: Immersive Räume seit den 60er Jahren im Martin-Gropius-Bau erleben. Die Ausstellung spricht deine Sinne an, mit einem Virtual Reality Theaterstück und dem absurd-lustigen 3D-Film Nightlife, aber auch  minimalistische Kunstwerke wie ein leuchtendes Quadrat von Carsten Möller oder eine Teezeremonie bietet dir die künstlich erschaffene Kunst-Welt in Mitte. Eine weitere Besonderheit von Welt ohne Außen sind wechselnde Workshops aller Art,  sowie tägliche Aufführungen mit Künstlern im Schliemann-Saal, durch die man die Ausstellung wie ein Festival erleben kann. Extra dafür hat der Martin-Gropius-Bau erstmalig eine Dauerkarte eingeführt.

 

Die Ausstellung Welt ohne Außen im Martin-Gropius-Bau läuft noch bis 5. August.

Foto Galerie

Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin

Telefon 254860

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Mittwoch bis Montag von 10:00 bis 19:00

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