Streichholz gezückt, entlang der Hauswand geschrammt und – zisch! – geht Edward Snowden in Flammen auf. Oder vielmehr lässt er das Streichholz entflammen. Das Porträt des derzeit bekanntesten Whistleblowers des Welt hängt versteckt in einer Wandnische des Kunsthauses Bethanien in Kreuzberg und erleuchtet Spaziergänger gleich doppelt. An der Spezialfarbe, mit der das Bild aufgetragen ist, lassen sich Zündhölzer entflammen. Und unter dem Bildnis klären einige Sätze über Snowden und dessen Engagement gegen die Überwachungspraktiken der USA und Großbritannien auf.
Das Porträt Edward Snowdens ist eines von sieben Bildern, die das Friedrichshainer Künstlerduo „Various & Gould“ zwischen Moritzplatz und Mariannenplatz auf Häuserwände tapeziert haben.Various, 31, und ihr Künstlerpartner Gould, 35, haben an der Kunsthochschule Weißensee studiert und machen seit vielen Jahren Straßenkunst. Ihre echten Namen wollen sie lieber nicht nennen, und sich auch nicht fotografieren lassen – aus Angst vor einer Hexenjagd? Das ist Teil des Geheimnisses, mit dem sie sich gern umgeben. Es passt zur Kunst, die sie nun in Kreuzberg verteilt haben.
Portraits unangepasster Menschen
Various & Gould haben bekannte Menschen porträtiert, die im Mittelalter womöglich als Hexen verbrannt worden wären. Unangepasste Menschen, die wegen ihres Engagements und ihrer Ansichten bei kontroversen Gesellschaftsthemen anecken. Menschen wie Edward Snowden, für die einen gefeierter Held, für die anderen verhasster Geheimnisverräter. Außerdem dabei sind die pakistanische Kinderaktivistin Malala Yousafzai, die wegen ihres Engagements von den Taliban in den Kopf geschossen wurde, und Pussy-Riot-Sängerin Nadezhda Tolokonnikova, die wegen des Auftritts in einer Kirche in ein russisches Arbeitslager verbannt wurde.
13 portraitierte Menschen im Stattbad Wedding
Los geht die Kreuzberger Hexenjagd in der Luckauer Straße 14 beim Porträt von Malala Yousafzai. Wer kein Smartphone hat, dem verraten orangefarbene Zettel an Laternen in der Nähe den Standort des nächsten Bildnisses. In etwa einer Stunde schaffen es die Schnitzeljäger zum Endpunkt Snowden am Mariannenplatz.
Die Ausstellung „Wanted Witches – Witches Wanted“ ist bis zum 30. November im Stattbad Wedding zu sehen, Gerichtsstraße 65, Gesundbrunnen, Dienstag bis Sonnabend 13-19 Uhr, der Eintritt ist frei. Mehr Infos unter www.variousandgould.com.