Fünf Monate lange reiste Cyrill Lachauer durch die USA, von Minnesota bis zum Golf von Mexiko. Eine Reise von Nord nach Süd, von Süd nach Nord und dann das Ganze noch einmal. Lachauer wollte den Spuren des Indianers Black Hawk folgen und auch die seiner Reinkarnation in der afroamerikanischen Kirchengründerin Mother Leafy Anderson. Doch das Geschichtsthema tritt während seiner Reise immer weiter in den Hintergrund. “What do you want here?” bekommt Lachauer dabei immer wieder von den Amerikanern, die er traf und mitunter auch fotografierte, zu hören. Mal aus Neugier, mal aus Verwunderung, mal aus Hass. Was willst du eigentlich hier?
Die Ausstellung What do you want here? in der Berlinischen Galerie zeigt nun erstmals einen Werkzyklus des 1979 in Rosenheim geborenen und nun in Kreuzberg lebenden Film- und Fotokünstlers. Dabei sind seine Arbeiten die Resultate seiner langen Reise, die sich keiner Amerika-Klischees bedienen, sondern einer Spurensuche nach verborgenen Geschichten ähneln. Verlassene Häuser, bröckelnde Fassaden, allein gelassene Menschen: Die analogen Fotografien halten schweigende Geschichten fest, die sich in die Landschaften eingeschrieben haben und sie nachhaltig prägen.
Die Schlüsselrolle der Ausstellung nimmt der 25-minütige Film Dodging Raindrops – A Separate Reality ein. Cyrill Lachauer, der 2010 sein Studium an der Universität der Künste abschloss, folgt darin den vermeintlichen Feldforschungsreisen des umstrittenen Ethnologen und Begründer der New Age-Bewegung Carlos Castaneda, dessen Buch er mit 16 Jahren zu Weihnachten bekam. Castaneda stand immer wieder in der Kritik, weil bezweifelt wurde, dass seine anthropologischen Geschichten der Wirklichkeit entsprechen würden. Doch Lachauer ist fasziniert von Castaneda, sodass sein Buch sogar den Ausschlag gab, ein Studium der Ethnologie zu beginnen. Im Laufe seiner Reise verblasst jedoch auch hier Lachauers eigentliches Vorhaben: Dodging Raindrops – A Separate Reality zeigt Porträts von Hip Hop-Musikern und Schamanen, Detailaufnahmen von Häusern, Wegen und Flüssen und dunklen Landschaften.
Die Beobachtungen des Films verbinden sich mit den 36 Fotografien der Ausstellung und einer Zeitung, die Lachauer mit eigenen Texten und literarischen Zitaten gestaltet hat. All diese vielstimmigen Fragmente aus Bildern und Geschichten, die, wie er selber schreibt, ihn eigentlich nichts angehen und denen er dennoch folgt, spiegeln seine Reise durch das Hinterland der USA wider.
Die Ausstellung “What do you want here?” kannst du dir noch bis zum 30. April 2018 in der Berlinischen Galerie ansehen.