Ein hell erleuchteter weißer Raum hinter einer großen Ladenfront – auf den ersten Blick entdeckt man nichts, was die neue DAAD Galerie in der Oranienstraße von zig anderen Galerien in Berlin unterscheiden würde. In der Location werden Werke von Teilnehmern des Berliner Künstlerprogramms vom Deutschen Akademischen Auslandsdienst gezeigt. Das ermöglicht seit 1968 internationalen Künstlern, hier ihre Kreativität auszuleben und in Kontakt mit der Berliner Szene zu treten. Nach Stationen in der Kurfürstenstraße und am Checkpoint Charlie ist die DAAD Galerie nun in den trendigen Teil von Kreuzberg gezogen.
Wer telefonisch oder persönlich einen Termin vereinbart, bekommt nicht nur das Erdgeschoss, sondern auch einen speziellen Raum im ersten Stock zu sehen. Dort hat der aus Japan stammende Wahl-Berliner Yutaka Makino eine Installation eingebaut. Doch bevor der Besucher diese betreten darf, muss er unterschreiben, dass er nicht an einer Reihe von Krankheiten und Angstzuständen leidet. Dann heißt es Schuhe ausziehen. Schließlich öffnet eine Mitarbeiterin die Tür zu einer schwarz ausgekleideten, von der Außenwelt isolierten Kabine.
Abgeschlossen von der Außenwelt
Man nimmt auf einem Stuhl Platz, der an den Zahnarztbesuch erinnert, aber bequemer ist. Nun noch schnell die Spezialbrille mit Kopfhörern aufgesetzt und los geht’s! Ohne zu viel zu verraten: Rund 14 Minuten regt The Program Wahrnehmung und Erwartungen der Besucher mit verschiedenen Reizen an. Gut möglich, dass du dich plötzlich wie in einer Raumkapsel fühlst; gut möglich, dass du auch mal einen kleinen Schreck bekommst.
Makinos Installation passt bestens zum Thema des Eröffnungsprogramms der Galerie: Topophilia / Topophobia. Es geht um öffentliche wie private Räume, um Identifikation mit ihnen oder Rückzug in sie, um positive und negative Emotionen, die damit verbunden sind. Die Isolationskabine etwa verspricht einen spannenden Aufenthalt, könnte aber in einer anderen Konstellation auch zum Angstraum werden.
Im Erdgeschoss der DAAD Galerie zeigt die Koreanerin Minouk Lim mehrere Skulpturen mit fließendem Übergang zur Rauminstallation. Es darf frei assoziiert werden: Zu sehen sind Scheinwerfer, Autofenster, eine ausgestopfte Krähe, Algen, Dornenstengel und andere nicht sofort erkennbare Gegenstände. In ihrem sonstigen Schaffen beschäftigt sich Lim mit Randgruppen der Gesellschaft und vernachlässigten Räumen und Gegenden. Um das zu verstehen, empfiehlt sich ein Blick auf das Video, das an der Rückwand der Galerie läuft.
Bis zum 22. Januar läuft Topophilia / Topophobia noch in der Oranienstraße 161. Beinahe täglich finden begleitende Filmvorführungen, Konzerte und Performances statt. Weitere Informationen zum Programm bekommst du auf der Webseite der DAAD Galeriee.