Was kann sich besser auf die Stimmung auswirken als eine schräge Kunstausstellung? Das Wetter ist sowieso schlecht, das erhöht noch den Reiz der großen warmen Räume im Künstlerhaus Bethanien. Im zweiten Raum ist die Fotoausstellung von Chih-Chien Wang zu sehen. Werke des Taiwanesen fanden Platz in Museen in New York, Peking oder Montreal. Schon gleich nachdem ich den Raum betrete, wird mein künstlerisches Verständnis auf eine harte Probe gestellt. In der Ecke steht ein leerer Karton. Oben drauf ein Gummistreifen. Hä? Überall kleine, weiße Boxen. Sind die zum Draufsitzen? Man hat das Gefühl, dass die Ausstellung noch nicht fertig und der Umzug von Wang ins Künstlerhaus Bethanien noch nicht perfekt wäre.
Zu sehen sind vorwiegend Fotos. Der Fotograf und Künstler arbeitet aber auch intensiv mit Flächen, eckigen Gegenständen und, natürlich, mit Kartons. „Under two lights“ ist eine Installation, die in subtiler Art und Weise auf den Besucher wirkt. Sie erweckt den Eindruck, man wäre im chaotischen, aber coolen Wohnzimmer eines Hipsters, der gern mit Licht- und Schattenspielen experimentiert.
Wang hat ein Auge fürs Detail und genau das zeichnet seine Werke aus. Sie sind simpel gehalten, ohne überflüssige Elemente. Dafür schaffen sie es leicht, die Aufmerksamkeit des sich wundernden Zuschauers für längere Zeit zu fesseln. Manchmal ist weniger eben mehr. Betrachtungsperspektiven, auf die man allein nie gekommen wäre, lösen ein besonderes Gefühl aus. Man merkt nach einigen Minuten, dass auch die ganz normalen Gegenstände aus unserem Alltag über eine künstlerische Seite verfügen.
Die Ausstellung „Under two lights“ im Künstlerhaus Bethanien kann man noch bis Ende Oktober besuchen. Mehr Infos gibt es auf der Webseite vom Künstlerhaus Bethanien.