Die Liebe ist ein Phänomen der Begegnung, ein Produkt einer rätselhaften, engen Verbindung, die im Falle der wahnsinnigen Liebe in bedingungslosem Begehren mündet – so jedenfalls in André Bretons Essay L‘Amour Fou.
80 Jahre nachdem der französische Schriftsteller und Vertreter des Surrealismus sein Werk veröffentlichte, zeigt die Galerie Arndt Art Agency nun eine Gruppenausstellung zeitgenössischer australischer Kunst mit dem Titel Mad Love, die englische Übersetzung von Bretons L’amour . Was natürlich kein Zufall ist: Die von Del Kathryn Barton kuratierte Ausstellung erinnert an Breton und seine écriture automatique, dem automatischen Schreiben. Möglichst unzensiert und unkontrolliert sei ihr das Konzept über die Liebe und den Körper in den Sinn gekommen, bei dem sie sich gezwungen hat nichts zu verändern. Konkret klingt das bei Barton so: „Body as pleasure. Body as machine. Body longing, always longing. Hungry body, filthy body. Body to run. Body to deny. Thinking body. Muscle Body. Body as instrument and song, as instinct towards life. Body light. Body dark. Evolutionary body, dinosaur body. Plastic body. Colour body. BODY as unmitigated surges of light and energy, just briefly, but oh, such, such love……… mad, mad love.“
Del Kathryn Barton selbst ist mit ihren Arbeiten auch vertreten: Ihr Werk And stain through fur and flesh, and stain through hair and flesh zeigt eine junge Frau mit ikonisch weit aufgerissenen Augen. Auf ihrem Schoß sitzt ein Welpe, der die Frau unverwandt ansieht. Sein aufopferungsvoller und durchbohrender Blick spiegelt die Liebe, die Jugend und die Schönheit wider. Für ihre Arbeiten bekam Del Kathryn Barton 2008 und 2013 den Archibald Prize, einer der wichtigsten Auszeichnungen im Bereich Porträt-Malereien in Australien.
Eine Reise ans andere Ende der Welt
Die Ausstellung Mad Love ist Teil von dem Kulturprogramm Australia Now 2017, das einige der besten Produktionen australischer Kunst nach Deutschland bringen lässt. Gerade wegen der Mannigfaltigkeit der verschiedenen Künstler, die indigener wie nicht indigener Herkunft, Frau oder Mann, heterosexuell oder queer sind, kann die Schau die bewegende Geschichte und Gegenwart Australiens darbieten. Denn gleichsam durch die Herkunft bestimmt, ist es ihre Authentizität und ihre Eigenständigkeit, die die Künstler über Instinkte, angeborene Triebe und die Bedingungen des Menschseins sprechen lässt.
Auch Plastiken der australischen Künstlerin Patricia Piccinini sind in der Ausstellung zu sehen, die wie eine Momentaufnahme zeitgenössischer Kunst Australiens zu verstehen ist. Die in Freetown (Sierra Leone) geborene Piccinini kam mit sieben Jahren nach Melbourne, studierte Kunst am Victorian College of Arts und nahm an zahlreichen Ausstellungen auf der ganzen Welt teil. Mit unterschiedlichen Medien, wie digitale Fotografie oder Plastiken, kreiert die Künstlerin Tiere, die mal monströs und ungewöhnlich, mal ganz alltäglich wirken. So auch die lebensnahe Skulptur Eulogy, eine tatsächlich existierende Spezies des Blobfischs: Ein auf den Boden kniender Mann hält den toten und unansehnlichen Blobfisch, der normalerweise in den Tiefen des Pazifiks lebt, in seinen Händen und drückt so sein Mitgefühl für dieses Tier aus. Mit ihrer Kunst will Piccinini nicht nur ethische Fragen hervorrufen, sondern – ganz im Sinne von André Breton und des Surrealismus – Dinge zeigen, die eher übersinnlich sind als real.
Die Ausstellung ist noch bis zum 1. September 2017 in der Arndt Art Agency zu sehen und der Eintritt ist frei.