Das haben wir übrigens auch in aktuell für 2019: die Must-See-Ausstellungen des Jahres.
Zionist, Grenzgänger, Kosmopolit – Armin Stern (Dahlem)
Noch immer gibt es Künstler, die jede Erinnerung wert sind, die aber durch ihre Flucht während der NS-Zeit hierzulande in Vergessenheit geraten sind. So zeigt das Kunsthaus Dahlem erstmals in Berlin Werke des jüdischen Malers Armin Stern aus unterschiedlichen Schaffensphasen. Stern wird als Grenzgänger zwischen dem französischen Impressionismus und dem deutschen Expressionismus gesehen und vor allem seine Porträts waren schon zu Lebzeiten legendär. Diese Bekanntheit reichte damals zum Glück bis ins New Yorker Exil, wo ihm ab 1938 sogar intellektuelle Größen wie Thomas Mann und Albert Einstein gern Modell standen. Die detailreich gemalten Straßenszenen des in Österreich-Ungarn geborenen Malers wirken noch heute zeitlos lebendig. New York war übrigens nicht Sterns erste Anlaufstelle: Seine Flucht vor dem nationalsozialistischen Regime führte ihn 1933 zunächst nach Bratislava, das bekanntlich kaum fünf Jahre später vom Deutschen Reich annektiert wurde und der Künstler so gezwungen war, ein zweites Mal einen Neuanfang in der Fremde zu wagen. Gestorben ist er 1944 in den USA.
Wo: Kunsthaus Dahlem
Wann: 19. Januar bis 12. März 2018
Hommage á Georg Baselitz (Charlottenburg)
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die CFA dem Werk Baselitz annimmt, so erwarten wir Großes ohne viel über die Ausstellung in Erfahrung bringen zu können. Nach vier Einzelausstellungen dort zeigt sich der Meister des Auf-den-Kopf-stellens wieder einmal in den schicken Charlottenburger Galerie-Räumen seinem seit über 50 Jahren stetig wachsenden Publikum. Ob die von Siegfried Gohr kuratierte Ausstellung lohnenswert sein wird, steht dabei tatsächlich außer Frage: Gohr ist ein versierter Kurator, der an Erfahrung so reich ist wie an Wissen um die Kunst des 20. Jahrhundert. Dabei geht es dem studierten Kunsthistoriker und Ex-Museumsleiter nie um knallige Events, sondern immer darum den Werken gerecht zu werden. So wird diese Hommage nicht nur für Baselitz unvergesslich bleiben.
Wo: CFA
Wann: 23. Januar bis 3. März 2018
Eduardo Paolozzi (Kreuzberg)
Andy Warhol, Roy Lichtenstein oder Jasper Johns kennt jeder. Aber Eduardo Paolozzi? Dabei hat der innovative Künstler seinerzeit in Großbritannien der Pop Art erst den Weg bereitet… Auch wenn er sich selbst nicht als Pop-Künstler verstanden hat, nahm er die Ideen und Konzepte der späteren Bewegung ganz klar vorweg: mit Collagen aus Bildern der Pop-Kultur und der Werbung, mit seinen Siebdrucken und Samplings, mit Skulpturen aus Altmetallen und sogar Mosaiken. Die Berlinische Galerie setzt den Schwerpunkt auf Paolozzis experimentelle Phase der 1940er bis 1970er Jahre und verspricht lots of pictures – lots of fun!
Wo: Berlinische Galerie
Wann: 9. Februar bis 28. Mai 2018
Irving Penn – Der Jahrhundertfotograf
Als einer der gefragtesten Mode- und Porträtfotografen des letzten Jahrhunderts hat sich Irving Penn zu Lebzeiten mit seinen ausdrucksstarken Fotografien selbst unzählige Denkmäler gesetzt. 240 davon zeigt C/O Berlin in der Ausstellung, die vom Metropolitan Museum of Art in Zusammenarbeit mit der Irving Penn Foundation kuratiert wurde. Jedes einzelne Werk zeigt, warum Penn einer der einflussreichsten Künstler unserer Zeit wurde. Er prägte nicht nur die Modefotografie, sondern erschuf eine besondere Ästhetik in der Porträtfotografie, die oft kopiert und nie erreicht wurde. Ja, und in seinen einzigartigen Stillleben verlieh er sogar Alltäglichem Bedeutsamkeit. Die Ausstellung war bereits in New York und Paris zu sehen und wandert abschließend nach São Paulo.
Wo: C/O Berlin
Wann: 24. März bis 1. Juli 2018
Eva & Adele – L’amour du Risque (Mitte)
Bei dem Künstlerpaar Eva und Adele ist ein wichtiger Bestandteil ihrer künstlerischen Arbeit auch immer die Selbstinszenierung. So mischen sie sich gern unter Besucher ihrer Ausstellungen, zeigen sich extravagant auf Berlins Straßen oder mit Polizisten in Miami. Fotobeweise von derlei Begegnungen lassen sie sich zukommen, um daraus neue Werke entstehen zu lassen. Das Paar, das nach Selbstaussage 1989 aus der Zukunft in unserer Hauptstadt gelandet ist, lebt sogar im Alltag als permanente Performance: Wherever we are is Museum lautet ihr Konzept. Gezeigt werden im Me Collectors Room Kostüme, Malereien, Fotografien, Videos und Skulpturen aus ihren letzten 25 Jahren.
Wo: Me Collectors Room
Wann: 27. April bis 27. August 2018
Wanderlust. Von Caspar David Friedrich bis Auguste Renoir (Mitte)
Das Wandern ist des Malers Lust: Das beweist uns die Alte Nationalgalerie auf imposante Weise. Dabei geht es in den Werken, die hier ausgestellt werden, natürlich nicht nur um lange Märsche in Schusters Rappen, sondern auch um das Wandern im übertragenen Sinne: das Erkunden (noch) unbekannter Wege. Das berühmteste Werk unter diesem Motto dürfte Wanderer über dem Nebelmeer von Caspar David Friedrich sein – und natürlich gehört es als Leihgabe der Hamburger Kunsthalle zur Ausstellung. Im 18. Jahrhundert gehörte das Wandern zum modernen Lebensgefühl. Die Liebe zur Natur und die Selbstsuche sind aber auch heute wieder angesagt. Ein Grund mehr sich diese einzigartige Bilder-Schau nicht entgehen zu lassen.
Wo: Alte Nationalgalerie
Wann: 10. Mai bis 16. September
Food Revolution 5.0 – Gestaltung für die Gesellschaft von Morgen
Die Ernährung ist im Wandel und Essen ist längst ein gesellschaftliches Statement. Isst du Fleisch oder lebst du vegan – so lauten in etwa heute die Standardfragen. Aber was bringt die Zukunft? 30 internationale Designer stellen sich der Herausforderung, darauf Antworten zu liefern… und genau diese Entwürfe, Ideen und Visionen präsentiert die Ausstellung Food Revolution 5.0 im Kunstgewerbemuseum. Sieh selber, ob Martí Guixe, Julia Lohmann, Austin Stewart und Co rein spekulative oder spektakuläre Ansätze finden, uns ultramoderne Ernährungsmotive schmackhaft zu machen. Falls der Hunger die Neugier besiegt: die Piazza am Kulturforum soll sich in einen essbaren Garten verwandeln.
Wo: Kunstgewerbemuseum
Wann: 18. Mai bis 16. September 2018
Künstlerporträts. Die Sammlung Platen (Charlottenburg)
Kann man Kunst potenzieren? Ja! In der Ausstellung der Künstlerporträts aus der Sammlung Platen kannst du sehen, wie großartige Fotografen eindringliche Bilder von anderen Künstlern erschaffen und damit etwas sichtbar machen, was man in deren Werken sonst nur ahnt. So treffen Henri Cartier-Bresson, Denise Colomb, Christopher Makos und andere Meisterfotografen auf Topstars der Kunstszene wie Frida Kahlo, Henri Matisse und Cindy Sherman. Fast 300 Werke aus den Anfängen der Fotografie um 1890 bis zum Jahr 2000 werden im Museum der Fotografie zu sehen sein. Die Sammlerin Angelika Platen selbst gilt als herausragende Porträtistin, die mit charakteristischen Fotografien von Sigmar Polke, Gerhard Richter, Joseph Beuys und vielen anderen berühmt wurde.
Wo: Museum für Fotografie
Wann: 29. Juni bis 7. Oktober 2018
Gerhard Richter. Abstraktion (Potsdam)
Wenn man an den experimentierfreudigen Maler Gerhard Richter denkt, fallen einem zuerst seine fotorealistischen Werke ein. Bei genauer Betrachtung lassen die legendären Vermalungen aber auch hier seine Vorliebe zur Verfremdung und Reduktion erahnen. Erst in den siebziger Jahren begann der heutige Weltstar sich ausführlich mit Abstraktionen zu beschäftigen. So erschuf er Farbfelder ohne bewusstes Zutun: „Mein Bilder sind klüger als ich“, erklärte er einst seine Technik. Die Ausstellung im Museum Barberini widmet sich genau diesen abstrakten Strategien im Gesamtwerk Gerhard Richters und präsentiert seine Experimente mit Farben, Monochromie, der Schwarzweißmalerei in Kombination mit unterschiedlichen Verfahrenstechniken durch Pinsel, Gummirakel und Spachtel. Eine weitere tolle Ausstellung in Potsdams neuen Kultmuseum wollen wir dir gleichsam ans Herz legen: vom 24. Februar bis zum 10. Juni sind hier Werke von Max Beckmann zum Thema Welttheater zu sehen.
Wo: Museum Barberini
Wann: 30. Juni bis 21. Oktober
Beatriz González (Mitte)
In Lateinamerika führt an Beatriz González für Bildungsbürger längst kein Weg mehr vorbei, hierzulande kann man das farbenfrohe und politische Werk der kolumbianischen Künstlerin noch als Geheimtipp handeln. Das KW arbeitet mit Partnern in Madrid und Bordeaux zusammen, um den Kulturtransfer zwischen dem südamerikanischen Kontinent und Europa anzuregen. Zu der Ausstellung wird es entsprechend viel Tamtam geben mit Gesprächsrunden, Vorträgen und Publikationen. Aber auch ohne Erklärungen wirkt das Werk von Beatriz González: versprochen!
Wo: KW Institute for Contemporary Art
Wann: 13. Oktober bis 16. Dezember 2018