Die neben einem Hetzer-Schriftzug auf die Stadtautobahn herablächelnde Dame mit Rennkappe kennt jeder. Modell für das Werbegesicht stand die motorsportbegeisterte Heidi Hetzer. Seit 43 Jahren leitet die heute 75-jährige das Autohaus Hetzer. Bereits im Jahr 1919 begann das Familienunternehmen mit dem Verkauf von Motorrädern, später spezialisierte man sich auf Kraftfahrzeuge der Marke Opel. Nun soll in den beiden Autohäusern in Steglitz und Charlottenburg Schluss sein: Seniorchefin Hetzer verkauft an den Autohändler Uwe Dinnebier.
Dabei scheint ihr die Begeisterung an den Automobilen noch immer nicht vergangen zu sein. Heidi Hetzer fährt selber noch immer Rennen, schenkt den jüngsten Familienmitgliedern zur Geburt einen Spielzeug-Oldtimer und trägt exklusive Handtaschen mit Autodesign und Hetzer-Logo. Darüber hinaus trägt die lebhafte Dame seit über zehn Jahren einen Opel-Goldanhänger an einer Halskette. „Mit fünf Brillis drauf“, lacht Hetzer, die sich aufgrund der schlechten Parkplatzsituation in der Hauptstadt von ihrem Sohn Dylan Mackay ein wendiges Segway wünscht.
Überwundene Krisenzeiten
Mackay stieg 2009, in einer Krisenzeit des Familienunternehmens, in die Firma ein. „Wir haben gekämpft und wir haben überlebt“, kann seine Mutter heute rückblickend sagen. Als es aufwärts ging, wandte sich der 40-jährige Sohn wieder seiner Ingenieurstätigkeit im Bereich der erneuerbaren Energien zu. Auch die Tochter steht für eine innerfamiliäre Übergabe des Autohauses nicht zur Verfügung: Sie lebt in Eckernförde und erwartet ihr drittes Kind.
Ab ersten August leitet deshalb der Konkurrent Dinnebier die Autohäuser der Familie. Er steigert den Umfang seines Unternehmens damit auf neun Opel-Vertriebsstätten, hält sich mit seiner Freude über den geschickten Kauf aber zurück: „Ich habe vor der Entscheidung von Frau Hetzer hohen Respekt und hoffe, dass ich in diese Fußstapfen treten kann.“
Die Wahl Hetzers fiel nicht zufällig auf Dinnebier. Sie suchte nach einem Familienunternehmer, der ihr für alle Beschäftigten eine Übernahmegarantie zusicherte. Dinnebier konnte all ihre Bedingungen erfüllen und erhielt den Zuschlag. Nun arbeiten in ganz Deutschland bald 1000 Mitarbeiter für den seit 1987 selbstständigen Opel-Händler. In der Filiale in der Knobelsdorffstraße in Charlottenburg will Dinnebier sich vor allem an Groß- und Geschäftskunden richten, die Immobilie bleibt dabei allerdings im Besitz der Familie Hetzer.
Zukunftspläne
Die Übergabe des Autohauses tue „wahnsinnig weh“, gesteht die Chefin. „Ich hätte gern die 100 Jahre voll gemacht.“ Ihrer Tochter hat sie versprochen, sich nicht von ihren Gefühlen überwältigen zu lassen und so erzählt sie tapfer weiter, dass sie nicht in Rente gehen, sondern sich für wohltätige Zwecke und Gleichberechtigung einsetzen wolle. Auch eine Weltreise mit dem Auto stehe an. Darüber hinaus kann Heidi Hetzer sich vorstellen, einen Oldtimer-Handel zu eröffnen und ihre Memoiren zu schreiben.
Am Ende der gestrigen Pressekonferenz gibt Hetzer dem Opel-Lobbyisten Volker Hoff noch einen Rat mit auf den Weg: Er solle dem General Motors-Konzern einmal die Meinung geigen. Obwohl – das könne sie selbst, Heidi Hetzer, eigentlich auch noch in die Hand nehmen.