Das Genre der Regionalkrimis hat in den letzten Jahren eine anhaltende Blüte erlebt, aber auch immer wieder Kritiker auf den Plan gerufen. Der vorherrschende Regionalismus ersetze häufig eine durchdachte, anspruchsvolle Handlung, wirft man den Verfassern vor. Auch Beate Vera fand erst durch ein besonders schwaches Exemplar dieser Gattung zu dem Entschluss, ihre lang gehegte Idee von einem eigenen Krimi in die Tat umzusetzen.
Ihr Erstling „Wo der Hund begraben liegt“ wird auf dem Cover als „Provinzkrimi“ bezeichnet. Schauplatz ist Lichterfelde Süd, das zwar im äußersten Süden der Hauptstadt liegt, aber doch noch dazu gehört. Ein Widerspruch? Vera beschreibt eine sehr ruhige Siedlung mit vergleichsweise intakten nachbarschaftlichen Beziehungen. Ihre Protagonistin Lea Storm wohnt nur wenige Meter vom Mauerweg entfernt im „Eifelviertel“. Dessen Name und Straßen gehören zu den wenigen fiktiven Ortsbezeichnungen im Buch – die Entsprechung in der Realität ist die Neue Heimat-Siedlung an der Stadtgrenze zwischen Teltowkanal und S-Bahntrasse.
Im Grenzschatten
Die Siedlung ist geprägt von nach heutigem Maßstab kleinen Reihenhäusern. Wie ihre Heldin Lea wohnt auch Vera in einem solchen – mit Mann und Sohn. „Wir haben eine Zeile erwischt, in der wir uns wirklich gut verstehen“, sagt sie. Es ist eine von vielen offensichtlichen Parallelen zur Handlung ihres Krimis. Lea Storms Vernetzung innerhalb der Nachbarschaft ist ein tragender Bestandteil des Geschehens. Storm und Vera teilen auch die Vorliebe für schottischen Whisky, Großbritannien ganz allgemein und gutes Essen. Zuletzt arbeitete Beate Vera (wie Lea Storm) als Übersetzerin; zuvor war sie in England und Berlin in der Musikbranche und im Verlagswesen tätig.
QIEZ trifft sich mit der Autorin im noch jungen, empfehlenswerten thailändischen Restaurant Thai by Thai in der Goerzallee. Vera ist froh, dass sich kulinarisch etwas tut in der Gegend. Das kroatische Restaurant Birkengarten am Ostpreußendamm ist eines ihrer Stammlokale; ansonsten nimmt sie lieber eine gewisse Wegstrecke in Kauf, um im Pesetas am Botanischen Garten Tapas zu essen.
Schottischer Pub und Parkfriedhof
Passend zu ihrem Faible für Schottland mag sie das schottische Pub Loch Ness in der Roonstraße, das von einem Ehepaar geführt wird, das sich ebenfalls für das Land und seine Kultur begeistert. „Ich finde es schön, dass sie sich ihren Traum verwirklicht haben“, sagt Vera. „Ich bin da immer wieder sehr gerne.“ Sogar so gerne, dass die Debüt-Autorin ihre erste Lesung in dem Pub abhält – inklusive Whisky-Verkostung. Trotz der fehlenden Restaurants und der überschaubaren Shopping-Möglichkeiten mag sie auch ihren eigenen Kiez. Gerne besucht Vera den Parkfriedhof Lichterfelde, auf dem auch einige Berühmtheiten ihre letzte Ruhe gefunden haben. Sie empfiehlt außerdem einen Abstecher in den alten Dorfkern von Lichterfelde Süd, zwischen Ostpreußendamm und S-Bahntrasse. Und dann ist da noch der Teltowkanal: „Die ganze Strecke am Kanal entlang bietet sich an zum Spazierengehen, Radfahren, Joggen.“
In der genauen Milieubeschreibung, ermöglicht durch ein vertrautes Umfeld, liegt eine der großen Stärken von Veras Roman. Dieser „Provinzkrimi“ wirkt authentisch, greift viele reale Begebenheiten auf und kann die Spannung bis zum dramatischen Showdown halten. Ja, man merkt ihm gelegentlich an, dass er ein Erstling ist – an manchen Stellen wirkt er noch leicht roh, nicht bis ins letzte Detail plausibel. Doch Beate Vera hat dem Genre ‚Regionalkrimi‘ einen erfrischenden Beitrag hinzugefügt, der sich nicht nur für Lichterfelder lohnen dürfte. Eine Fortsetzung ist bereits in Arbeit.
„Wo der Hund begraben liegt“ von Beate Vera erscheint am 31. Januar im Jaron Verlag. Die Lesung im Loch Ness Scottish Pub am 4. Februar ist bereits ausverkauft, über eine Wiederholung wird nachgedacht.