In den 80er Jahren sang Gabi Decker in der Bar Chez Alex am Ku’damm vor den Reichen, Schönen und Vertretern der Halbwelt. Sie lebte im Westend, wohin sie inzwischen nach Stationen in Charlottenburg, Steglitz und Borsigwalde zurückgekehrt ist. Beruflich hat sich bei der gebürtigen Ratingerin jedoch einiges geändert: Zusammen mit Gag-Schreiber und Autor Jens Westerbeck hat sie ihr erstes Buch veröffentlicht und kümmert sich um die Gabi-Decker-Stiftung, mit der sie hilfsbedürftige Senioren unterstützt.
Dazwischen liegt eine vielfältige Karriere: Zunächst stand Decker bei der Plattenfirma von Ralph Siegel unter Vertrag, dann zog es sie auf die andere Seite – ins Radio. Erst bei Privatsendern und dann neun Jahre beim SFB war sie als Moderatorin tätig. Irgendwann lernte sie Comedian Hans-Werner Olm in der Kneipe kennen und nutzte fortan ihr eigenes komödiantisches Talent – als Gag-Schreiberin für Dieter Hallervorden oder Mike Krüger und schließlich auch auf der Bühne in der Fernsehshow des letzteren. Es folgten eigene Programme und weitere Fernseh-Engagements, etwa in der Klatsch-Talkshow „Blond am Freitag“ mit Ralph Morgenstern.
Von Frauen mit seltsamen Berufen
Die Form amüsanter Sticheleien, die im Mittelpunkt jenes TV-Formats stand, findet sich in Deckers Buch „Lassen Sie mich durch, mein Mann ist Arzt!“ wieder. Auch Prominente, vor allem die der „B- bis Z-Kategorie“, bekommen dort ihr Fett weg. Hauptsächlich geht es bei dem mit ihrem Co-Autoren Jens Westerbeck in Dialogform geschriebenen Werk jedoch um die Charakterisierung jener Frauen, die sich gerne in Berufen wie Nageldesignerin oder Energieberaterin versuchen, aber häufig vor allem als Gattin von Mr. X bekannt sind. Was zeichnet beispielsweise eine Galeristin aus? „Man muss nur arrogant sein, trinkfest und gute Kostüme besitzen“, erklärt Decker.
Mit ihrer eigenen Stiftung hilft sie bedürftigen Senioren, organisiert nach einer unbürokratischen Prüfung des Bedarfs Möbel oder Putzhilfen, Dienstleistungen oder Begleitpersonen für Arzt- und Behördengänge. Das Angebot der Stiftung beschränkt sich auf Berlin und Umgebung – „weil ich alles unter Kontrolle haben will“, wie Decker sagt. Demnächst möchte sie noch ein Hospiz eröffnen.
In ihrem Kiez um den Theodor-Heuss-Platz fühlt sich Decker „rundum zufrieden“ – mit einer Ausnahme: Zu ihren Nachbarn zählen die Burschenschaftler der pflichtschlagenden Verbindung Corps Normannia, die laut Decker immer wieder für Unruhe und Polizeieinsätze sorgen. Abgesehen davon mag die Autorin, dass sie in der Wohngegend „in drei Minuten alles erreichen kann“. Außer dem Super- und Biomarkt braucht Decker jedoch nicht viele Einkaufsmöglichkeiten: „Ich bin nicht der Shopping-Typ“, erklärt sie. Lieber hält sie sich an einem anderen Platz im Kiez auf: „Ich gehe gerne mit dem Rad zum Lietzensee, zum Entspannen.“ Für Liebhaber des Alt-Berliner Kneipenstils empfiehlt sie das 24-Stunden-Lokal Imma Uff an der Neuen Kantstraße.
Wolfsbarsch und Karaoke
Decker macht keinen Hehl daraus, dass sie selber lieber etwas weiter östlich in Charlottenburg einkehrt. Das Papageno an der Deutschen Oper mag sie nicht nur wegen der besonderen italienischen Küche. Dort steht ein Klavier und es kann schon mal vorkommen, dass Opernsänger nach der Vorstellung noch eine Arie zum Rotwein schmettern.
Ansonsten ist der Kiez um den Savignyplatz Deckers Revier. Bei Thai Food Sawaddie an der Ecke Kant- / Wielandstraße empfiehlt sie den Wolfsbarsch in rotem Curry, wenn es einheimische Küche sein soll, ist Decker gerne bei Florian in der Grolmanstraße zu Gast. Ihr Lieblingsort für Sushi ist Mr. Hai – ein Stück weiter südwestlich am Olivaer Platz gelegen. An der Bar Nox, die nach Deckers Angaben im Oktober in der Grolmannstraße wiedereröffnet, schätzt sie das „betreute Trinken“: der Wirt bringt liebe Gäste dort schon mal fürsorglich zum Taxi. Und dann wäre da noch die New York Bar in der Lietzenburger Straße: Dort frühstückt Gabi Decker nicht nur gerne, sondern kann sich auch für die Karaoke-Abende mit jeder Menge Musik zur Auswahl begeistern. Womit wir fast wieder beim Anfang ihrer Berliner Jahre wären.
„Lassen Sie mich durch, mein Mann ist Arzt!“ von Gabi Decker und Jens Westerbeck ist im Orell Füssli Verlag erschienen. Am 11. Oktober liest Decker um 20 Uhr im Schlosspark-Theater aus dem Buch. Weitere Informationen zur Gabi-Decker-Stiftung gibt es auf deren Homepage. Wer der Stiftung schnell und unkompliziert 10 Euro spenden möchte, kann eine SMS mit dem Stichwort „Gabi“ an die Nummer 81190 senden.