Wir treffen Tanya Neufeldt alias Lucie Marshall in einem kleinen Café in der Ackerstraße in Berlin-Mitte. „Die Röststätte mag ich total gerne, ich mache hier immer wieder gern Zwischenstation. Die rösten ihren Kaffee selber“, sagt die Schauspielerin und Autorin, deren erstes Buch gerade erschienen ist. Freudestrahlend erzählt sie, welchen Erfolg sie damit bereits in der ersten Woche gefeiert habe. In der Kategorie Schwangerschaft/Neuerscheinungen sei es bereits unter den Top drei – „Das ist toll für ein Erstlingswerk!“.
Seit 1992 lebt Tanya Neufeldt in Berlin. Auch wenn sie zwischenzeitlich immer wieder in anderen Ländern und Metropolen wie New York, München oder London Station gemacht hat, an der Spree hatte sie seitdem immer eine Wohnung. „Ich bin Berlinerin!“, schiebt sie hinterher. Bevor sie sich 2006 mit ihrer Familie in Mitte niederließ, hat sie „einmal querbeet” in Charlottenburg, Wilmersdorf und Neukölln gewohnt. Mitte soll jetzt aber ihr Kiez bleiben: „Ich bin total zufrieden hier.“
So gesehen sei es schön, wieder in Berlin zu sein. Vor allem auch, weil sie in einem Haus mit vielen netten Familien und Freunden wohnt. „Das ist auch der Grund, warum wir in Mitte bleiben werden. Wenn das alles nicht wäre, müsste ich mir auch Gedanken machen“, sagt sie. Glücklicherweise bekomme man hier – rund um die Acker- und Krausnikstraße – vom Wandel, der Mitte in den vergangenen fünf bis sechs Jahren zur Party- und Touristenmeile gemacht hat, nicht so viel mit. Am Hackeschen Markt beispielsweise könne sie nicht leben.
Zeit für Entspannung muss sein
Neufeldt kann es gut verstehen, wenn Familien raus an den Stadtrand ziehen. Seit sie Mutter ist, sucht auch sie viel mehr den Rückzug und die Ruhe. So fährt die Schauspielerin total gerne in den Grunewald und liebt es, einmal um den See zu laufen und an der Fischerhütte einen Kaffee zu trinken oder eine Brezel zu essen. „Das haben wir zwar schon vor dem Kind gemacht, aber jetzt suchen wir uns gezielt noch mehr solche Plätze.“

Blumenkauf in Mitte.
Das heißt aber nicht, dass die frischgebackene Autorin nicht auch in Mitte unterwegs ist. Im Sommer kann sie Clärchens Ballhaus empfehlen. „Ich finde das dort so schön, draußen zu sitzen. Die haben richtig gute Hausmannskost. Die Königsberger Klopse sind spitze“, lacht sie. Auch für Kinder sei der Ort gut geeignet: „Die können im Garten spielen oder auf der anderen Straßenseite auf den Spielplatz gehen.“ Apropos Spielplatz: Den besucht Tanya regelmäßig mit ihrem Kind auf dem Weg von der Kita nach Hause. Vorher bekommt der Kleine eine Eistüte von der Eismanufaktur. Gern mag ihr Sohn auch den Gips-Spielplatz. „Dort gibt es eine kleine Rampe, wo die Kids Skateboard fahren können.“Foto: QIEZ - ©Susanna Gotsch
Und wo wir schon beim Thema Kinder sind, wollen wir natürlich auch wissen, in welchem Laden sie die Klamotten für ihren Sohn kauft. Als er noch kleiner war, ging sie oft ins Winzig & Klein, „aber da ist meiner jetzt rausgewachsen“, sagt sie. Schuhe kauft sie im Laden von Tanja Schwenn Kinderkleider in der Dircksenstraße, „weil die super beraten und schöne Modelle haben.“ Außerdem mag die leidenschaftliche Second-Hand-Shopperin es sehr, über den Flohmarkt am Arkonaplatz zu schlendern, „dort findet man immer etwas.“
Hauptsache unaufgeregt
Wenn es dann doch mal ein besonderes Teil, „ein Schätzchen“, sein soll, geht Neufeldt zu Frosch & Königin in der Rochstraße. „Die haben großartige Sachen und viele kleine Labels.“ Gleich gegenüber befindet sich Lebensmittel in Mitte – ein Lokal, in dem sie die leckere süddeutsche Hausmannskost und die unaufgeregte Atmosphäre mit den großen Holztischen sehr schätzt. Abends geht sie gerne ins Themroc auf der Torstraße. „Das ist wie ein Relikt aus alten Zeiten. Wenn ein Gericht nicht mehr da ist, dann ist es eben nicht mehr da. Ich finde das sehr sympathisch“, sagt sie und hat gleich den nächsten Tipp parat: das Kuchi auf der Gipsstraße. „Dort gehe ich auch alleine hin und hole mit Sushi für zu Hause.“
Auch wenn das Schreiben neben der Schauspielerei nun einen größeren Stellenwert eingenommen hat, ist die 42-Jährige immer wieder in Volksbühne und Schaubühne als Zuschauer zu Gast. „Die haben ab und an sehr gute Produktionen. Außerdem bin ich ein großer Philharmonie-Gänger. Ich liebe das und gehe immer wieder gerne hin“, erzählt sie. Neben klassischer Musik höre sie viel Jazz und schaue ab und an im A-Trane oder dem Quasimodo in Charlottenburg vorbei. Den Friedrichstadt-Palast kann sie für größere Kinder empfehlen, „die Kinderrevues dort sind sehr süß.“ „Ganz zauberhaft“ sei auch das Puppentheater Firlefanz in der Sophienstraße. „Das ist ein schöner Ort, um mit Kindern hinzugehen. Die Puppen sind toll und ganz simpel gemacht.“
Immer auf Entdeckungsreise
Wenn ein Kinoabend auf dem Programm steht, dann geht es meist in die Hackeschen Höfe, „weil die Filme dort in Originalversionen gezeigt werden.“ Gleich nebenan hat sie erst vor kurzem das Kino Central für sich entdeckt. „Es ist ein wenig absurd – jahrelang bin ich dort vorbeigelaufen, ohne es zu bemerken“. Aber das ist ja auch das Spannende an Berlin, dass es so viel zu entdecken gibt – sei es nun ein neuer Film, ein Theaterstück oder ein Restaurant. Für derlei Entdeckungsausflüge durch die Hauptstadt nimmt sie sich gemeinsam mit ihrem Mann die Zeit. „Das ist für uns als Paar auch wichtig, dass man gemeinsam etwas erlebt.“
Derzeit ist es aber vor allem wichtig, das Feuer für ihr neues Buch weiter am Leben zu halten. In der Buchhandlung Tucholsky – Neufeldts Lieblingsladen im Kiez – findet kommenden Dienstag, am 30. September, eine Lesung statt, zu der die Autorin zwei Interessierte plus Begleitung einladen möchte. Zusätzlich verlosen wir fünf Bücher ihres neuen Buches „Auf High Heels in den Kreißsaal“, das bei Goldmann erschienen ist. Hier geht es zum Gewinnspiel.