Samstagmorgen in der Kreuzberger Prinzenstraße: Während sich einige nach einer durchzechten Nacht auf den Weg nach Hause machen, stehen andere bereits Schlange. Aber nein, hier wartet man nicht auf den Einlass in einen der vielen Berliner Kultclubs, die Heerscharen haben sich vor dem Berliner Autoverleih Robben & Wientjes versammelt. Schließlich sind die blauen „Robben“ begehrt: Kaum ein Berliner (oder Zugezogener) hat noch nicht auf die günstigen Fahrzeuge zugegriffen. Und so legendär wie die Berliner Institution ist, so namhaft ist auch ihr Standort: Die Firma wurde 1978 in Kreuzberg, Ritterstraße Ecke Prinzenstraße, Dietmar Robben und Ulrich Wientjes gegründet. Seitdem rollen täglich Umzugstransporter und Sprinter über den Hof.
Doch wer sich für den nächsten Umzug eine „Robbe“ besorgen will, der sollte in Zukunft nicht mehr die Prinzenstraße ansteuern. Nach 40 Jahren wird Robben & Wientjes den Standort verlassen müssen und auch die Filiale an der Prenzlauer Allee 96 im Prenzlauer Berg wird es ab Mai nicht mehr geben. Bereits vergangenen Herbst wurde das Unternehmen von dem Konkurrenten Buchbinder übernommen. Mit 160 Stationen ist die Autovermietung in ganz Europa vertreten. Im Zuge der Übernahme wurde auch das Areal an der Prinzenstraße verkauft. Dem Tagesspiegel zufolge ist der Käufer die Immobilienfirma Pandion mit Sitz in Köln. Diese plant für die beiden Grundstücke in der Ritterstraße 16 bis 18 und in der Prinzenstraße 34 Neubauten für ausschließlich gewerbliche Nutzung. Auf dem Gelände im Prenzlauer Berg sollen neue Wohnungen entstehen.
Im April soll Robben & Wientjes eine neue Station in Lichtenberg eröffnen. Außerdem werden die Filialen in Neukölln und Reinickendorf weiterhin bestehen bleiben. Besonders durch die unschlagbaren Preise – eine Pritsche gibt’s ab 2,50 Euro die Stunden – ist die Firma so beliebt geworden. Aber auch der ruppige, für Berlin typische Charme hat dem Unternehmen zum Kultstaus verholfen. Moderne Online-Buchungssysteme? Gab es jahrelang nicht bei Robben & Wientjes – vor Ort wird in bunten Farben auf einem Kalender für die Organisation der Fahrzeuge gesorgt. Ab Mai soll man nun seine Fahrzeuge auch online buchen können: Robben & Wientjes wird modern, hoffentlich bleibt es trotzdem günstig. Denn so umstritten sie auch sein mag, die blaue „Robbe“ ist mittlerweile so etwas wie eine Ikone und aus dem Berliner Stadtbild nicht mehr wegzudenken.