Abgefahrene Ideen gibt es in Berlin ja genug, aber ein echtes High-Speed-Konzept findet man nicht alle Tage: Die AVUS-Tribüne soll endlich saniert werden. Der Investor Hamid Djadda will schon im März mit den Umbauarbeiten beginnen, damit zum hundertjährigen Jubiläum im Jahre 2021 Gratulanten auf den berühmten Stufen posen können. Ein verglaster Veranstaltungsraum gehört ebenso zum neuen Konzept wie Büros unterhalb der Tribünenfläche. Für die Kosten von 5 Millionen Euro will Djadda weitere Geldgeber ins Boot holen.
Trauriges Denkmal
Seit 1999 verrottet die Tribüne neben der ersten Autobahn der Welt. Obwohl sie unter Denkmalschutz steht und seit zehn Jahren in Privatbesitz ist, gibt es hier von Instandhaltung keine Spur. Als der SPD-Abgeordnete Fréderic Verrycken fast routinemäßig im Sommer 2017 mal wieder fragte, ob es Sanierungspläne gebe, erhielt er mehr als nur eine hoffnungsvolle Antwort: Ab Herbst werde das kaputte Dach der AVUS-Tribüne auf Vordermann gebracht. Und der Inverstor kündigte sogar ein Konzept zur Nachnutzung für Rennsportveranstaltungen an, das er dem Senat vorlegen werde. Dass es mit dem Baubeginn im Herbst nichts wurde, nehmen wir mal als typisch für die Hauptstadt hin. Gemessen am BER ist diese Verzögerung ein Klacks.
Pro und Contra
Ob das marode Autobahndreieck selbst saniert wird, ist ungewiss. Die Planung steckt noch in den Anfängen, aber mit einer Viertelmilliarde Euro wird Berlin rechnen dürfen. Das Geld ist es wert, schließlich ist der Kreisel um das alte Motel nicht nur ein (täglicher) Stau-Trichter, sondern eine legendäre Rennstrecke, auf der einige Autofahrer noch heute das Publikum auf den verfallenen Rängen jubeln hören, wenn sie statt der erlaubten 80 mit 120 km/h in die Kurve gehen. Wenn erst Hamilton, Vettel und Co die Motoren hier wieder aufheulen lassen dürfen, wird man das Jammern der Finanzverwalter, Umweltschützer und Berufspendler kaum noch hören, die sich weder für baustellenbedingte Umwege noch Abgasrekorde oder einen Sperrungen verursachenden Rennbetrieb begeistern können.