S-Bahn Berlin fährt (noch nicht) wieder

Bahnhof Ostkreuz - die nächste Etappe ist fast geschafft

Oben neu, unten neu. Am Bahnhof Ostkreuz, gern mal als Rostkreuz verspottet, wird seit 2006/2007 gebaut.
Oben neu, unten neu. Am Bahnhof Ostkreuz, gern mal als Rostkreuz verspottet, wird seit 2006/2007 gebaut.
Am Ostkreuz wird zehn Jahre gebaut, die Kosten betragen mehr als 400 Millionen Euro. Am Montag sollte ein wichtiger Schritt beim Umbau geschafft sein, die Züge fahren aber doch erst ab Dienstag wieder. Bis zur Fertigstellung dauert es dennoch - Jahre.

An diesem Morgen sollte die nächste Etappe geschafft sein, jetzt wird das doch erst ab Dienstagmorgen etwas. Noch einen Tag länger müssen sich die Fahrgäste gedulden, teilte die S-Bahn am Montag mit, dann ist auch diese Sperrung Vergangenheit. Dann sollen die S-Bahnen wieder zwischen Ostkreuz und Lichtenberg fahren; auch zwischen Ostkreuz und Ostbahnhof, wo die Züge seit Donnerstag nur alle 15 Minuten hin- und her pendelten, war wieder Planbetrieb vorgesehen. Und vorbei dürfte dann endlich auch das mühselige Umsteigen mit Umwegfahrten für Fahrgäste sein, die auf einen Aufzug angewiesen sind. Vorausgesetzt, sie funktionieren überall, sind nun am Ostkreuz zum ersten Mal alle nutzbaren Bahnsteige per Lift zu erreichen.

Die Züge Richtung Lichtenberg halten nun am ersten der beiden neuen S-Bahnsteige. Der bisherige Bahnsteig, der früher den Zügen von und nach Erkner vorbehalten war, wird jetzt ebenfalls durch einen Neubau ersetzt.

Der Umbau des Ostkreuzes, der im Frühjahr 2007 begonnen hat und noch bis Ende 2017 dauern soll, verschafft den Fahrgästen künftig eine einfachere Übersicht. Bis zum Umbau gab es auf den Ost-Weststrecken mit den beiden Bahnsteigen einen so genannten Linienbetrieb; Züge der S 3 von und nach Erkner hielten am südlichen Bahnsteig, Ankunft und Abfahrt Richtung Zentrum und Lichtenberg war am nördlichen Bahnsteig. Wer Richtung Zentrum wollte, konnte so stets nur raten, von welchem der beiden Bahnsteige der nächste Zug fuhr.

Am S-Bahnhof Warschauer Straße geht’s voran, ums Dach gibt’s Ärger

Jetzt stellt die S-Bahn die Weichen auf einen „Richtungsbetrieb“ um. Das bedeutet: Alle Züge Richtung Zentrum halten dann am nördlichen Bahnsteig; Richtung Erkner und Lichtenberg geht es künftig vom südlichen ab. Dies gilt auch für die S-Bahnstation Warschauer Straße, an der es sogar drei Bahnsteige gab. In Zukunft werden es nur noch zwei sein – für die dann ebenfalls der „Richtungsbetrieb“ gilt. Zudem entsteht ein neues Empfangsgebäude, dessen Grundplatte über den Gleisen derzeit erstellt wird.

Am Ostkreuz wird es nach Abschluss der dann mehr als zehn Jahre andauernden Arbeiten zudem drei neue Bahnsteige für die Regionalbahnen geben, die zum Teil schon gebaut sind: An der Ost-West-Strecke im Norden für Züge aus Lichtenberg – und im Süden für den Verkehr Richtung Karlshorst. Auch an der Ringbahn ist ein neuer Bahnsteig für Regionalzüge entstanden, der voraussichtlich 2015 in Betrieb gehen soll. Von jenem oberen Bahnsteig sollen dann auch Regionalbahnen zum Flughafen BER nach Schönefeld fahren (der allerdings 2015 noch nicht in Betrieb sein wird).

Doch ungetrübt ist die Freude nicht. Die Bahn will, wie berichtet, auf den ursprünglich vorgesehenen Einbau von Rolltreppen teilweise verzichten. Und anders als vorgesehen soll der südliche Bahnsteig des Regionalverkehrs auch kein Dach erhalten. Die Bahn findet, dass Fahrgäste unter der bis zu 48 Meter breiten Decke der neu gebauten Halle für die Ringbahnzüge genügend Platz haben, um sich vor Regen und Schnee zu schützen. Ein Zug mit fünf Doppelstockwagen ist allerdings rund 135 Meter lang. Der Fahrgastverband IGEB fordert deshalb, das Dach wie vorgesehen zu bauen.

Die Bahn begründet das Abspecken damit, dass die prognostizierten Fahrgastzahlen für einen – teuren – Vollausbau zu gering seien und es deshalb kein Geld dafür gebe. Damit wolle sich der Senat, dem die geänderten Pläne der Bahn lange nicht bekannt waren, nicht abfinden, teilte Verkehrsstaatssekretär Christian Gabler jetzt auf eine Anfrage des Abgeordneten Gerwald Claus-Brunner (Piraten) mit. Das Land werde „darauf hinwirken, dass die Belange der umsteigenden Fahrgäste weiterhin in ausreichendem Maße berücksichtigt werden“, kündigte Gaebler an. Sicherheitsprobleme, weil es weniger Rolltreppen als vorgesehen geben soll, sieht die Bahn nicht. Die Fahrtreppen seien nur „Komfortkomponenten“, heißt es in der Antwort weiter.

Auch an der oberen Ringbahn verzichtete die Bahn am neuen Regionalbahnsteig auf den Bau der ursprünglich vorgesehenen Halle. Der Senat spendierte schließlich ein einfacheres Dach – aus den Mitteln, die er zuvor der S-Bahn gestrichen hatte. Mit diesem Geld finanziert das Land inzwischen aber fast ausschließlich nur noch den Kauf neuer U-Bahnen. Für ein weiteres Dach am Ostkreuz reicht’s wohl nicht. Die Gesamtkosten des Umbaus waren einst mit 411 Millionen Euro veranschlagt.


Quelle: Der Tagesspiegel

Bahnhof Ostkreuz, Markgrafendamm 23, 10245 Berlin

Telefon 030 29743333

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